unter anderem die „Allgemeine Literatur-Zeitung“, das
        
        
          seinerzeit umfänglichste, aktuellste und (insbesondere
        
        
          durch das Eintreten für die Kantische Philosophie) intel-
        
        
          lektuell modernste Rezensionsorgan in deutscher Spra-
        
        
          che. Was die literarisch-wissenschaftliche Kritik betraf,
        
        
          war Jena durch die „Allgemeine Literatur-Zeitung“ ein
        
        
          publizistisches Zentrum. Was später „Weimarer Klassik“
        
        
          genannt wird, beginnt als publizistischer Coup, die lite-
        
        
          rarische Diskurshoheit zu gewinnen. Was dann „Jenaer
        
        
          Romantik“ heißt, ist ein überbieterisches Seitenstück
        
        
          dazu aus dembenachbartenAkademikerkreis.
        
        
          In der Geschichte der Naturwissenschaften sindWeimar
        
        
          und Jena als „exzentrische“ Orte bekannt geworden, an
        
        
          denender indieserHinsicht ganzeinsameGoethegegen
        
        
          Newton antrat und die romantische Naturphilosophie
        
        
          Schellings sich vom Fortschritt der empirischen Natur-
        
        
          forschung abkoppelte. Diese Punkte haben vergessen
        
        
          lassen, dass mit der 1793 gegründeten „Naturforschen-
        
        
          denGesellschaft zu Jena“undauchmit der herzoglichen
        
        
          Förderung der experimentellenChemie, der Botanik und
        
        
          mit dem Beginn der empirischen Psychologie ein viel
        
        
          breiteres Spektrum der Wissenschaftskultur in Weimar-
        
        
          Jena um 1800 herrschte. Die philosophisch-literarische
        
        
          Kultur ist keine Parallelwelt neben den empirischenWis-
        
        
          senschaften, sondern steht in engemBezug zu ihr.
        
        
          
            „LaboratoriumAufklärung“
          
        
        
          ImSommer 2010hat der Sonderforschungsbereichnach
        
        
          zwölf Jahren seineHöchstförderungsdauer erreicht. Das
        
        
          Engagement der Friedrich-Schiller-Universität für das
        
        
          „EreignisWeimar-Jena“ ist damit aber nicht beendet. Im
        
        
          Gegenteil. Das 2007 gegründete Forschungszentrum
        
        
          „Laboratorium Aufklärung“ setzt die Arbeit fort und er-
        
        
          weitert sie in zweifacher Hinsicht:
        
        
          In historischer Perspektive geht es darum, das „Ereignis
        
        
          Weimar-Jena“ als Teil der europäischenAufklärung zu ver-
        
        
          stehen. Die deutsche Klassik und Frühromantik, auch die
        
        
          klassische deutsche Philosophie sind keine nachaufkläre-
        
        
          rischen Epochen, wie es die Literatur- und Philosophiege-
        
        
          schichtedes19.bisweit ins20. Jahrhundert erzählthaben.
        
        
          Sie gehören vielmehr zu der seit Mitte des 18. Jahrhun-
        
        
          derts einsetzenden selbstreflexiven und selbstkritischen
        
        
          Fortsetzung der Aufklärung. Die Bezeichnung „Laborato-
        
        
          riumAufklärung“ setzt das Signal, diesen selbstreflexiven
        
        
          und selbstkritischen Prozess als die entscheidende Bedin-
        
        
          gungder „Kultur um 1800“ herauszuarbeiten.
        
        
          Zusammen mit der Geschichte geht es dem „Labora-
        
        
          torium Aufklärung“ um die Gegenwart: darum, welche
        
        
          Präsenz und Relevanz die kanonischen Werke aus der
        
        
          Zeit um 1800 heute haben oder neu gewinnen können,
        
        
          undumdieFrage, obes aktuelleProblemkonstellationen
        
        
          gibt, die durch einen Vergleichmit dem 18. Jahrhundert
        
        
          neu und besser zu verstehen sind. Ein Beispiel: Wenn
        
        
          wir heute mehr und mehr den politischen Relevanzver-
        
        
          lust der nationalstaatlichen Ebene und dagegen den
        
        
          Relevanzgewinn der internationalen wie der regionalen
        
        
          Ebenen erleben, dann fordert das den Blick auf die Zeit
        
        
          vor dem Nationalstaat heraus, also auf die politischen
        
        
          Strukturenum1800.Was könnenwir aus der damaligen
        
        
          Stratigraphie und Interaktion der Herrschafts- und politi-
        
        
          schen Handlungsebenen lernen? Zu solchen Fragestel-
        
        
          lungenbringt das„LaboratoriumAufklärung“historische
        
        
          mit gegenwartbezogenen Forschungen zusammen.
        
        
          wissenschaffen 41
        
        
          universität jena.
        
        
          weltweit vernetzt. thüringen verpflichtet.