WELTWEIT VERNETZT. THÜRINGEN VERPFLICHTET. - page 83

exkurs
„FungiNet“ –Netzwerke der Interaktion zwischenpathogenenPilzenund ihrenmenschlichenWirten
In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurde eine mas-
sive Zunahme schwerer Erkrankungen durch Pilze be-
obachtet, deren Bedrohlichkeit lange Zeit unterschätzt
wurde. Heute zählen Pilzinfektionen zu häufigen Todes-
ursachen in der industrialisierten Welt. Wenn das Im-
munsystem geschwächt ist – etwa durch eine schwere
Erkrankung oder eine Organtransplantation – ist es pa-
thogenen Pilzen möglich, in den menschlichen Körper
einzudringen und sich dort auszubreiten. Angesichts der
immer noch weit gehenden therapeutischen Ohnmacht
gegenüber den daraus resultierenden Krankheitsbildern
ist es dringend geboten, die Infektionsprozesse besser
zu erforschen. Neue, innovative Strategien müssen ent-
wickeltwerden, umPilzinfektionengezielt zubekämpfen.
Es reicht nicht allein aus, vorhandeneMedikamentewei-
terzuentwickeln. Vielmehr müssen bisher unerforschte
Schwachstellen der Krankheitserreger gefunden undAn-
satzpunkte im Infektionsverlauf identifiziert werden, an
denen neue Therapieformen ansetzen können. Hier ist
dieGrundlagenforschunggefragt, die imdeutschenWis-
senschaftssystem an universitären und außeruniversitä-
ren Forschungsinstituten angesiedelt ist. Konzeptionell
neue, zukunftsweisendeAnsätzeerfordernes zudem, die
Expertise aus ganz unterschiedlichen Forschungsdiszi-
plinen zubündeln.
Jena ist seit vielen Jahren ein bedeutendes Zentrum der
Pilz- und Infektionsforschung von internationalem Rang.
Aus engen Kooperationen zwischen Instituten der Uni-
versität Jena, ihrem Universitätsklinikum und dem in
Jena ansässigen, renommierten Leibniz-Institut für Na-
turstoff-Forschung und Infektionsbiologie – dem Hans-
Knöll-Institut – sind bereits zahlreiche sehr erfolgreiche
Großforschungsprojekte in diesem Feld hervorgegan-
gen. Der Sonderforschungsbereich/Transregio „Fungi-
Net“ geht noch einen Schritt weiter und bündelt diese
Expertise nunmit der herausragendenWürzburger Fach-
kompetenz. Sonderforschungsbereiche werden von der
Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) immer dann
eingerichtet, wenn eine wissenschaftliche Problematik
ein besonders anspruchsvolles, finanziell aufwendiges
und langfristiges Forschungsvorhaben erfordert. Die Fe-
derführung des neu geschaffenen Forschungsverbunds
liegt bei Axel Brakhage, Professor für Mikrobiologie an
der Universität Jena und gleichzeitig wissenschaftlicher
Direktor des Hans-Knöll-Instituts, sowie dem Direktor
der InnerenMedizin II der Julius-Maximilians-Universität
Würzburg, Professor HermannEinsele.
DiemitAbstandmeisten lebensbedrohlichen Infektionen
verursachen die Pilze Candida albicans und Aspergillus
fumigatus. BeidePilze sind für dengesundenMenschen
eigentlich harmlos. Tatsächlich ist Candida albicans bei
einem Großteil der menschlichen Bevölkerung nachzu-
weisen, ohne dort Krankheitssymptome hervorzurufen.
Aspergillus fumigatus ist ein sehr verbreiteter Umwelt-
pilz, der nahezu weltweit auftritt – im Saharawind eben-
sowie im arktischenSchnee. Genau dieseAllgegenwart
macht die beiden Pilze so gefährlich, denn in immunge-
schwächten Patienten entfalten sie raffinierte „Pathoge-
nitätsmechanismen“, also Eigenschaften, die es ihnen
ermöglichen, die körpereigene Abwehr zu überlisten,
Aspergillus fumigatus im Labor.
wissenschaffen 83
universität jena.
weltweit vernetzt. thüringen verpflichtet.
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