hat, Wilhelm Flitner und Adolf Reichwein stehen
mit ihremWirken in der Volkshochschule für einen
wesentlichen „deutschen“ Beitrag zur Entwicklung
der Erwachsenenbildung.
Die pädagogischen Innovationen reichen in Thüringen
bis hin zudenNeuansätzen, die nach1989 alsAuseinan
dersetzung mit dem Bildungsgedanken unter dem Vor
zeichen individueller Freiheit initiiert wurden. Beispiel
haft hierfür kann die (Reform)Pädagogische Werkstatt
stehen, die in Jena nach 1989 etabliert wurde und
dann als Teil des Thüringer Instituts für Lehrerfortbil
dung, Lehrplanentwicklung undMedien (ThILLM) unter
anderem für den Aufbau eines Netzwerks an Jenaplan
Schulen und die Etablierung von MontessoriAusbil
dungsgängen zuständig war. Mit der Pädagogischen
Werkstatt konnte im Zwischenraum vonUniversität und
pädagogischer Praxis anTraditionen angeknüpftwerden,
die für Jena als Ort pädagogischer Innovationen typisch
waren: eine kritische Auseinandersetzung mit dem Frei
heitsappell der Aufklärung – verbundenmit der untrenn
baren Verwobenheit von Bildungsprogrammen in die
Entwicklung vonKultur.
WissenschaftlichePraxis
Der Beitrag der Universität Jena zur Erforschung dieser
vorallemauchkulturellenBedeutungderErziehungsund
Bildungsgeschichtewirdeinerseits im Institut fürBildung
und Kultur gebündelt. Andererseits eignet sich dieses
Forschungsgebiet in besonderer Weise für die Zusam
menarbeit mehrerer wissenschaftlicher Disziplinen. Für
diewissenschaftlichePraxis ist somit gleichermaßen auf
zahlreiche Einzelprojekte wie auf etablierte Forschungs
netzwerke zu verweisen.
Sichtbar wurde der Forschungsschwerpunkt zunächst
in mehreren Einzelprojekten der Doktorandenschule
„Laboratorium Aufklärung“. Hierzu zählen unter ande
remUntersuchungenzur volksaufklärerischenPublizistik
(Geschichte), zurmodernenPhysikDidaktik (Physik/Wis
senschaftsgeschichte/Bildung und Kultur), zu Goethes
Bildungstheorie (Philosophie) oder zum Verhältnis von
Bildung und Sozialen Bewegungen (Bildung und Kul
tur). Ein anderesNetzwerk, das interdisziplinär angelegt
und zugleich maßgeblich mit dem Institut für Bildung
und Kultur verbunden ist, beschäftigt sichmit „Bildung
zur Freiheit. Gesellschaftsdiagnose und Theorie in An
schlussanHegel“. ImFokus steht hier dieBeobachtung,
dassGeorgWilhelmFriedrichHegel alsBegründer einer
umfassendenunddifferenziertenBildungstheorieeine herausragende Bedeutung für das 19. Jahrhundert hat.
In der weltberühmten, in Jena entstandenen „Phänome
nologie des Geistes“wird die Konstitution des Subjekts
in der und für die moderne, bürgerliche Gesellschaft
reflektiert.Ein weiterer Forschungsverbund ist das vom Land Thü
ringen geförderte Landesgraduiertenkolleg „Protestan
tische Bildungstraditionen in Mitteldeutschland“, das
ebenfalls vom Institut für Bildung und Kultur ausgehend
vor allemmit der Theologischen Fakultät interdisziplinär
organisiertwird. IndiesemKolleggeht esdarum, denZu
sammenhangvonBildungundProtestantismus ineinem
exemplarischen regionalen Kontext („protestantisches
Kernland“) mit einem bestimmten Fokus („Protestantis
mus alsReligionder Bildung“) zuuntersuchen.
Im Institut für Bildung und Kultur angesiedelt sind For
schungsprojekte zu dem Gründer des Kindergartens,
Friedrich Fröbel, der bis hinein in den ostasiatischen
Raummit seiner Konzeption frühkindlicher Bildung eine
breite Rezeption erfahren hat. Im Rahmen eines großen
Drittmittelprojekts werden schließlich Editionsarbeiten
zur PädagogikundPsychologiedes international bekann
ten Theologen Friedrich Daniel Ernst Schleiermacher
durchgeführt. Der internationalen Forschung zu Person
undWerk JohannFriedrichHerbartswirdunter anderem
durch eine aktiveMitwirkung inder gleichnamigen Fach
gesellschaft Rechnung getragen. Es ist bei diesem Inte
resse an der internationalenWirksamkeit (reform)päda
gogischer Aufbrüche, die engmit Thüringen verbunden
sind, nur konsequent, dass inzwischen ein Promoti
onskolleg initiiert wurde, das vor dem Hintergrund pä
dagogischer Tradition die heutigen Herausforderungen
für Erziehung und Bildung mit Blick auf die weltweiten
Vernetzungen thematisiert. Untersetzt wird diese Aus
richtung durch zahlreiche internationale Arbeitskontakte
unter anderemnachBrasilien, Bulgarien, Finnland, Israel,
Japan, Österreich, Polen, Schweiz und Taiwan. Das Gra
duiertenkolleg „Globale Bildung“ (GK GloBi) wurde von
der Jenaer Graduiertenakademie als System akkreditiert
undwird sichmit theoretischen Fragen und praktischen
Handlungskonzepten des Lernens im Horizont der Glo
balisierung auseinandersetzen.
WISSEnSchAFFEn
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universität jena.
weltweit vernetzt. thüringen verpflichtet.