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FSU-Newsletter/Sommer 2017

„Die Vergangenheit ist der Schlüssel zur Zukunft“

Im Juni verkündete Trump, dass die

USA aus dem Pariser Klimavertrag aus-

steigen. „Einen Schritt zurück in die Ver-

gangenheit“, nennt das Prof. Dr. Roland

Zech, neuer Lehrstuhlinhaber für Physi-

sche Geographie. „Aber ein Zurück in die

Zeit, in der Industriestaaten ungebremst

Kohlendioxid in die Atmosphäre blasen,

wird es dennoch nicht geben“, ist er sich

sicher. Denn ein Gutes habe Trumps An-

kündigung: Die Weltgemeinschaft hat in

seltener Einhelligkeit reagiert und hält an

ihren Klimazielen fest.

Der Klimawandel ist eines der zentra-

len Forschungsthemen des 40-Jährigen,

der von der Uni Bern an die FSU wech-

selte und weitaus größere Zeiträume im

Blick hat als in heutigen Debatten üblich.

Er liest in den „Archiven“ des Weltkli-

mas und rekonstruiert dessen Verlauf

viele zehntausende Jahre zurück. Nach

dem Geoökologie-Studium in Bayreuth

wechselte Zech nach Bern, wo er mit

einer Arbeit zur Vergletscherungsge-

schichte der Anden promoviert wurde.

Es folgten Aufenthalte in den USA und

die Rückkehr in die Schweiz. Von dort

zog es den Vater zweier Töchter nach

Jena. Hier möchte Zech die Studieren-

den stärker an den Klimawandel heran-

führen. „Durch die Analyse vergangener

Klimaveränderungen lassen sich Ansätze

zum Verständnis und vielleicht auch zur

besseren Bewältigung der aktuellen Si-

tuation finden“, sagt er. Die Vergangen-

heit sei der Schlüssel zur Zukunft. US

Hochgeschwindigkeitsaufnahmen im Signalnetzwerk

Prof. Dr. Carsten Hoffmann möchte die

Signalprozesse in der Zelle in Echtzeit

abbilden, um sie zu verstehen. „Mit

modernsten Bildsensoren, ausgefeilter

Auslesetechnik und spezifischen Mar-

kierungstechniken können wir eine zeit-

liche Auflösung im Millisekundenbereich

erreichen und quasi beim Schalten von

Rezeptoren und Binden von Proteinen

zuschauen“, so der 50-jährige Chemiker,

seit diesem Semester Professor für Mo-

lekulare Zellbiologie am Uniklinikum und

Direktor des gleichnamigen Instituts.

Dabei konzentriert sich sein Interesse

auf die Funktion sogenannter G-Protein-

gekoppelter Rezeptoren, einer großen

Familie von Membranproteinen, die an

einer Vielzahl von Reizverarbeitungspro-

zessen beteiligt und Andockstelle für

30 Prozent der pharmazeutischen Wirk-

stoffe sind. Nach seinem Chemiestu-

dium in Bremen wurde Hoffmann von

der Uni Bremen promoviert und forschte

anschließend am National Institute of

Health in den USA. An der Uni Würzburg

wurde er habilitiert. Über den Sonderfor-

schungsbereich ReceptorLight hat Hoff-

mann schon sehr gute Kontakte nach

Jena, „und das Institut ist als Abteilung

des Zentrums für Molekulare Biome-

dizin der Universität bestens etabliert,

das erleichtert mir den Start immens.“

Das ermöglicht ihm auch, langsam in die

Koordination des Masterstudienganges

Molekulare Medizin hineinzuwachsen,

die in seinem Institut liegt.

vdG

Möglichst individuelle Anpassung der Strahlung

Die Behandlung von Patienten vom

Säugling bis zum Greis, mit gut- und bös-

artigen Erkrankungen vom Hirn bis zur

Ferse, in Zusammenarbeit mit fast allen

anderen medizinischen Fachrichtungen

und imTeam mit Naturwissenschaftlern,

medizinisch-technischen Assistenten

und Pflegespezialisten – Andrea Wittig,

die neue Professorin für Strahlenthera-

pie, hat viele Gründe, warum sie sich für

ihr Fachgebiet entschieden hat. Ionisie-

rende Strahlung ist eine der Säulen in

der Krebstherapie, entsprechend ist ein

Großteil der Patienten der Klinik wegen

Tumoren oder Metastasen in Behand-

lung. Aber auch gutartige entzündliche

Erkrankungen, wie zum Beispiel ein Fer-

sensporn, werden bestrahlt. „Die Präzi-

sion und die Spezifität der Therapie wer-

den ständig weiterentwickelt, mit dem

Ziel einer effektiven Behandlung der

Zielstrukturen und der bestmöglichen

Schonung der umliegenden Gewebe

und Organe“, so die 46-Jährige.

Sie studierte Humanmedizin an der

Uni Essen, wo sie auch promoviert

wurde und sich zu einer speziellen Form

der Partikelstrahlentherapie habilitierte.

Sie arbeitete am Uniklinikum Essen

und wechselte danach an die Klinik für

Strahlentherapie und Radioonkologie in

Marburg/Gießen. Oft sei die Strahlen-

therapie im Studium unterrepräsentiert,

deshalb freut sich Wittig, dass FSU-Stu-

dierende deren Vielfalt im praktischen

Jahr kennenlernen können.

vdG

Personalia

Prof.Dr.Roland

Zech.

Foto:Wäldchen

Prof.Dr.Carsten

Hoffmann.

Foto:Günther

Schlechtere Berufsperspektiven für hochqualifizierte Frauen

„Prepare your daughter for working

life – give her less pocket money than

your son”. Das Poster im Büro von Prof.

Dr. Kathrin Leuze bringt ihre Forschung

auf den Punkt. Dass Frauen schlechter

bezahlt werden als Männer, ist längst

bekannt. Die neu berufene Professorin

für Methoden der empirischen Sozial-

forschung und Sozialstrukturanalyse be-

richtet darüber hinaus, dass oft bereits

die Studienfach- und Berufswahl den

Grundstein dafür legt. Während Männer

häufiger Ingenieurwesen oder Natur-

wissenschaften studieren, schreiben

sich mehr Frauen in Geistes- und Sozial-

wissenschaften ein – „und wählen damit

Berufsfelder, die potenziell schlechter

bezahlt werden.“

Leuzes Promotion an der Uni Bre-

men folgte die Mitarbeit am Wis-

senschaftszentrum Berlin für So-

zialforschung in einem Projekt zu

Geldverwaltung und -verteilung in Part-

nerschaften. Danach lehrte die Bildungs-

soziologin, gebürtig aus dem bayrischen

Mühldorf am Inn, an der FU Berlin und

in Hannover. Künftig will sie weiter zu

innerpartnerschaftlichen Ungleichheiten

forschen. „Normativ gesehen müssten

beide Partner die gleichen Rechte und

Pflichten haben. Aber sogar wenn beide

berufstätig sind, arbeiten die Männer in

der Regel mehr und Frauen kümmern

sich zum großenTeil um das Private, den

Haushalt, Kinder – selbst wenn sie mehr

verdienen als ihre Partner“, so Leuze. jd

Prof.Dr.Kathrin

Leuze.

Foto:Günther

Prof.Dr.Andrea

Wittig.

Foto:Laackmann