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FSU-Newsletter/Sommer 2017

Kultur

Schillernde Einblicke in durchsichtige Fische

Mineraliennamenskunde als Weltreise und Geschichtsstunde

Was haben die Minerale Labradorit, Charoit und Vesuvianit gemeinsam?

Sie alle wurden nach Orten benannt und verweisen bis heute auf die

Stelle ihres Erstfundes: auf die nordamerikanische Labrador-Halbinsel

im Osten Kanadas, den ostsibirischen Fluss Tschara sowie den Vulkan

Vesuv in Italien. Welche weiteren Lokalitäten und anderen Merkmale

Namensgeber für Minerale sind, beleuchtet die neue Sonderausstellung

In jedem Aquarium kann man erleben, wie vielfältig Fische sind. Man-

che schillern bunt, andere sind farblich an die Umgebung angepasst,

so dass sie kaum zu erkennen sind. Fische stellen fast die Hälfte aller

Wirbeltierarten und waren auch die Vorfahren der Landwirbeltiere. Die

Wissenschaft weiß inzwischen viel über die Fische und doch geben uns

viele der schwimmenden Arten noch Rätsel auf. Einige davon und noch

mehr Antworten präsentiert die Sonderausstellung „INSIGHTFISH“ im

Phyletischen Museum, die einen „Blick in Fische“ ermöglicht. Die Schau

ist bis zum 8. Oktober 2017 im Museum (Vor dem Neutor 1) zu sehen.

Die Ersatzzahnreihe der Piranhas sehen

Die Ausstellung, die in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Meeres-

museum Stralsund entstand, ermöglicht durch moderne Techniken und

großflächige Fotografien im Durchlicht bunte Einblicke in zahlreiche Fi-

sche. So wird beispielsweise ein Roter Piranha mit seiner Ersatzzahnreihe

gezeigt. Denn Fische können zeitlebens ihre einzelnen Zähne wechseln.

Piranhas sind jedoch auf durchgängige Zahnreihen angewiesen, um Stü-

cke aus großen Beutetieren reißen zu können. Daher muss der Piranha

eine gesamte Zahnreihe auf einmal wechseln können, was im ausgestell-

ten Aufhellpräparat gut zu erkennen ist. Flunder und Feuerfisch, Schmet-

terlingsfisch und Sternrochen sowie zahlreiche weitere bekannte oder

exotische Fischarten und ihre besonderen Merkmale werden gezeigt.

Möglich wird dies durch eine aufwendige Methode: die Aufhelltechnik,

mit der kleinere Wirbeltiere durchsichtig gemacht und Knochen sowie

Knorpel unterschiedlich angefärbt werden können. Je nach Größe des

Tieres benötigt man wenigeTage bis mehrere Monate, um ein Aufhellprä-

„Mein Name ist ...“ in der Mineralogischen Sammlung läuft bis zum 16. Oktober

der Mineralogischen Sammlung (Sellierstr. 6) noch bis zum 16. Oktober,

immer montags und donnerstags von 13 bis 17 Uhr bei freiem Eintritt.

Dem Ausstellungstitel „Mein Name ist …“ entsprechend werden die

rund 250 gezeigten Stücke mit ihren Namen und deren Hintergründen

vorgestellt. Unterteilt wird die Namensgebung nach Orten, Eigenschaf-

ten, Personen und historischen Begebenheiten. „Immer wieder haben

uns die Besucher gefragt, woher die Bezeichnungen bestimmter Mine-

rale stammen. Diese Ausstellung widmen wir nun allen Interessierten.

Durch die Offenheit desThemas können wir dabei eine große Bandbreite

verschiedenster Minerale präsentieren“, erläutert Dr. Birgit Kreher-Hart-

mann, die Kustodin der Ausstellung.

Entdecker werden Namensgeber

So gehören zu den nach Eigenschaften benannten Mineralen u. a. der

himmelblaue Azurit und Galenit, dessen bergmännischer Name Bleiglanz

lautet. Ein Schmuckstück der Exposition ist die Glasvitrine mit Repliken

historischer Diamanten. Möglicherweise beflügelt die Sonderausstellung

sogar dazu, sich selbst auf Mineralsuche zu begeben, denn: „Wer es fin-

det, darf es benennen“, so Kreher-Hartmann. 30 bis 50 Minerale werden

im Jahr neu entdeckt. Bemerkenswert sei die Geschichte zum ausgestell-

ten Goethit, einem Eisenhydroxid, das über zwei Mineralphasen verfügt.

Ein Bergmann bezeichnete im 19. Jahrhundert eine davon als Goethit:

einen Rubinglimmer mit rot-durchscheinenden Blättchen. Als sich später

herausstellte, dass dieser bereits vorher gefunden und benannt worden

war, setzte sich als Goethit die andere Mineralphase durch. „Diese ist die

Wald- und Wiesenvariante des Eisenhydroxids, die man überall findet –

was ja gut zu Johann Wolfgang von Goethe passt, der auch fast überall

einmal gewesen ist“, erklärt die Kustodin.

jd

Neue Sonderausstellung „INSIGHTFISH“ im Phyletischen Museum

parat herzustellen. Durch diese Technik, die in der Ausstellung ebenfalls

präsentiert wird, lassen sich selbst wenige Millimeter große Tiere oder

deren Entwicklungsstadien detailliert sichtbar machen.

Das Museum ist von Dienstag bis Freitag von 9 bis 13 Uhr und von 14

bis 17 Uhr sowie amWochenende und an Feiertagen von 10 bis 16 Uhr

geöffnet.

AB

Filigranundtransparent:indopazifischeButtein„INSIGHTFISH“.

Foto:Kasper

DerGoethitistdie„Wald-undWiesenvariante“desEisenhydroxids.DiesesExemp-

larwurdeinSpaniengefunden.

Foto:Kasper