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FSU-Newsletter/Sommer 2017
Neue Akademie für Lehrentwicklung
Interview mit Prof. Dr. Iris Winkler, Vizepräsidentin für Studium und Lehre
Im Juni hat der Senat der FSU be-
schlossen, eine Akademie für Lehrent-
wicklung einzurichten. Entstehen soll
eine Rahmenorganisation, die Wissen-
schaftlerinnen und Wissenschaftler in
ihrer Funktion als Lehrende unterstützt,
Engagement in der Lehre würdigt und
zukunftsweisende Lehrkonzepte dis-
ziplinübergreifend und außenwirksam
zugänglich macht, so steht es im Be-
schluss. Prof. Dr. Iris Winkler, Vizeprä-
sidentin für Studium und Lehre, äußert
sich im Interview zu den Planungen und
Zielen:
Weshalb wird eine Akademie für
Lehrentwicklung eingerichtet?
Mit der Akademie für Lehrentwicklung
wollen wir die Lehre als eine wesentli-
che Stärke dieser Universität unterstrei-
chen. Wir möchten dazu anregen, über
Aspekte guter Lehre neu nachzudenken,
und unterstützen die Verwirklichung er-
folgversprechender Gestaltungsideen im
Rahmen einer Projektförderung.
Das heißt also: auch finanzielle An-
reize für gute Lehre?
Wir werden verschiedene Förderlinien
etablieren, um die Entwicklung und
Umsetzung neuer Lehrmodelle zu er-
leichtern. Inhaltliche Schwerpunkte und
Vergabekriterien wird das Expertenkolle-
gium der Akademie festlegen. Gedacht
ist an unterschiedliche Formen der Un-
terstützung. Beispielsweise können Mit-
tel für die Beschäftigung von Hilfskräften
oder zusätzlichenTutorinnen undTutoren
bereitgestellt werden. Zudem wird auch
die Finanzierung von Vertretungslösun-
gen möglich sein, wenn eine vorüberge-
hende Freistellung von Lehraufgaben für
die Realisierung eines innovativen Lehr-
vorhabens notwendig ist.
Wer soll in den Genuss der Förderung
kommen?
Wir wollen die besten Konzepte fördern,
nicht mit der Gießkanne Mittel verteilen.
Das soll durch ein wettbewerbliches An-
tragsverfahren gewährleistet werden.
Anliegen ist es, durch Projekte mit Mo-
dellcharakter nachhaltig Verbesserun-
gen zu erreichen. Letztlich gilt es, den
Diskurs darüber zu befeuern, was gute
universitäre Lehre ausmacht und welche
Ansätze aktuellen Herausforderungen
gerecht werden.
Gibt es einVorbild für die Akademie?
Ein Vorbild für uns ist das Gutenberg-
Lehrkolleg in Mainz. Ein sehr aufschluss-
reicher Besuch in Mainz bestärkte uns
in der Absicht, etwas Vergleichbares in
Jena zu entwickeln. Mainz wird wegen
der gezielten Förderung guter Lehre
überregional wahrgenommen – ein
Standortvorteil, der ausstrahlt. Nicht
zuletzt liegen wir mit der neuen Akade-
mie für Lehrentwicklung auf der Linie
des Wissenschaftsrates, der im Mai das
Positionspapier „Strategien für die Hoch-
schullehre“ veröffentlicht hat. Ich denke,
wir haben in Jena die Chance, ebenfalls
eine beispielgebende Einrichtung zu eta-
blieren.
Wer soll der Akademie angehören?
Dem zwölfköpfigen Gremium werden
Professorinnen und Professoren, Vertre-
terinnen und Vertreter aus dem Mittel-
bau und der Studierenden angehören.
Wichtig ist uns, die disziplinäre Band-
breite der Universität abzubilden. Die
Vorschläge kommen aus den Fakultäten
und dem Zentrum für Lehrerbildung und
Bildungsforschung; wünschenswert sind
Personen, die sich in der Lehre engagie-
ren, vielleicht schon mit dem Lehrpreis
ausgezeichnet worden sind. Wir haben
die Bewerberinnen und Bewerber gebe-
ten, ihre Vorstellungen zur Zukunft der
Lehre zu formulieren und die Schwer-
punktthemen für ihre Mitwirkung im
Gremium zu beschreiben.
Es gibt ja bereits die Servicestelle
„LehreLernen“ an der Universität.
Was wird aus ihr?
Die Akademie für Lehrentwicklung wird
das Dach für bestehende Aktivitäten
sein. Die hochschuldidaktischen Ange-
bote von „LehreLernen“ gliedern sich
ein, ebenso wie der Lehrpreis der Uni-
versität, der künftig von der Akademie
vergeben wird.
Im Beschlussantrag ist davon die
Rede, prämierte Lehrkonzepte univer-
sitätsöffentlich vorzustellen. Ist auch
daran gedacht, negative Beispiele zu
diskutieren?
Natürlich ist es unser Anliegen, die Dis-
kussion über gutes Lehren in die univer-
sitäre Öffentlichkeit zu bringen. Doch
einen Königsweg zur guten Lehre gibt
es nicht. Es gibt normative Vorstellungen
von guter Lehre und es gibt den Maß-
stab der Wirksamkeit. Beides möglichst
miteinander zu verschmelzen, gehört zu
unseren Zielen.
Die Frage nach guter Lehre impliziert Of-
fenheit für Wandel und das Anerkennen
fachspezifischer Unterschiede. Es geht
darum, Lehre zeitgemäß zu gestalten
und geeignete Antworten auf aktuelle
Prof.Dr.IrisWinkler.
Foto:Günther
Anforderungen an die Hochschullehre
zu finden.
Wann soll die Akademie ihre Arbeit
aufnehmen?
Die Akademie für Lehrentwicklung wird
ihre Arbeit im kommenden Winterse-
mester aufnehmen.
Wie finanziert sie sich?
Wir erhalten 150.000 Euro pro Jahr aus
dem Haushalt der Universität. Ich werte
die Zustimmung des Präsidiums als Zei-
chen, dass die Ausrichtung der neuen
Akademie als notwendig und sinnvoll
angesehen wird. Es zeigt dieWertschät-
zung für die Lehre, die ja zu den Kern-
geschäften einer Universität gehört. Ein
weiteres Zeichen hat die Abbe-Stiftung
gesetzt: Sie unterstützt uns mit 10.000
Euro.
sl
VizepräsidentinProf.Dr.IrisWinkler.
Lehre