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Uni-JournalJena04/14
Forschungsprojekte
Mehr Energie – weniger Asche
Wie dieVerbrennung fossiler Energieträger effizienter werden kann
Die 53 Farben des Himmels
Über Farben und ihre Bedeutung in derWissenschaft
WelcheFarbehat derHimmel?Blau, na-
türlich, doch welches? Dass blau nicht
gleich blau ist, demonstriert André Kar-
liczek anhand eines sogenannten Cy-
anometers: 53 verschiedene Farbtöne
enthält diekleine rundeScheibe,mit der
sichder jeweilsexakteBlautondesHim-
melsbestimmen lässt.„Erst durchmög-
lichst genaue Farbbeschreibungen – so
die zeitgenössischeVorstellung – lassen
sichWetterdatensinnvoll dokumentieren
undWetterphänomenevorhersagen“, er-
läutert derWissenschaftshistoriker den
ZweckdieseshistorischenMessgerätes
aus dem ausgehenden18. Jahrhundert.
WelcheBedeutungFarben insgesamt
bei der Beschreibung von Naturphä-
nomenen sowie als wissenschaftliche
Messgrößen in der Vergangenheit hat-
ten, daswollenWissenschaftshistoriker
ineinemForschungsprojekt zusammen-
tragen. Unter der Leitung von Prof. Dr.
Dr. Olaf Breidbachgeht dasTeam inden
kommenden drei Jahren der materiel-
len Seite der Farben nach. „Wir wollen
verstehen,wie sichdasVerständnis von
Farbe und ihrer Einsatzmöglichkeiten in
denWissenschaften gewandelt haben“,
erläutert Projektmitarbeiter Karliczek.
DasBundesministerium fürBildungund
Forschung unterstützt das Jenaer Vor-
haben imRahmen desVerbundprojekts
„Farbe als Akteur und Speicher. Histo-
risch-kritische Analyse der Materialität
und kulturellen Codierung von Farbe“
(FARBAKS)mit über 100000Euro.
Farben alsMessgrößen
Die Forscher untersuchen den Zeit-
raumvomausgehenden18. Jahrhundert
bis heute und nehmen dabei vor allem
Neuentwicklungen indenBlick: Etwadie
Mittedes19. Jahrhundertsaufkommen-
denTeer- oderAnilinfarben.Diesehaben
das verfügbare Farbspektrum immens
erweitert. Zum anderen ist es dadurch
möglich geworden, definierte Farben
reproduzierbar zu synthetisierenund als
allgemeingültige Referenzen zu nutzen.
„Das brachteFarben alsMessgröße zur
Analyse von chemischen Substanzen
sowie alsdiagnostisches Instrument ins
Spiel“, nennt KarliczekBeispiele.
DanebenwerdensichdieForschermit
der Verfügbarkeit von Farben und ihrer
wirtschaftlichen und gesellschaftlichen
Rolle befassen. So galten bestimmte
Farben schon immer als Statussymbol:
Purpur etwa war im alten Rom nur den
Senatoren vorbehalten. Und die im 19.
Jahrhundert einsetzende industrielle
Produktion vonAnilinfarben entwickelte
sich zu einem mächtigenWirtschafts-
zweig, aus dem einflussreiche Firmen
und Wirtschaftsverbünde, wie die IG
Farben, hervorgingen.
US
Wer schoneinmal aneinemgemütlichen
Kaminfeuer gesessen hat weiß, sobald
die wärmenden Flammen erloschen
sind, bleibt eine Menge Asche übrig.
Ähnliches passiert auch, wenn Kohle in
der Industrie zur Energiegewinnung ver-
brennt.„DieserAbfall zeigt, dassbei der
herkömmlichenVerbrennungnur einTeil
der in der Kohle gespeicherten Energie
genutztwird“, sagtProf.Dr. StefanNolte.
NeueModellsysteme entwickeln
Angesichts der wieder steigenden Be-
deutung des Energieträgers Kohle in
Deutschlandunddesstetigwachsenden
Energiehungers in den Industrie- und
Schwellenländern seien daher neue,
effizientereVerfahren zurVergasung der
Kohle gefragt, so der Physiker weiter.
Für bisherige Verfahren, wie die soge-
nannteWirbelschicht- und die Festbett-
vergasung, fehlen für dieWeiter- und
Neuentwicklung bislang fundierte Mo-
dellsysteme.
Die Prozesse
während der Ver-
gasung fossiler
Energieträger im
Detail zu studie-
ren und so den
Weg für eine effi-
zientere Energie
gewinnung zu eb
nen, das ist das
Ziel des Projekts
HITECOMderUni-
versität Jena und
der TU Bergaka-
demie Freiberg.
Das Bundesminis-
terium für Bildung
undForschung för-
dert das Projektmit insgesamt rund 2,2
MillionenEuro.
HITECOM steht für „High Tempera-
ture Conversion Optical Measurement“.
In dem Projekt wollen die Physiker um
Prof. Nolte und Dr. Roland Ackermann
die an Brennstoffpartikeln ablaufenden
Reaktionen und Veränderungen unter
kontrollierten Laborbedingungen hoch-
aufgelöst erfassen. Dazu simulieren
sie den Vergasungsprozess und nutzen
optische In-situ-Messtechniken, um
Hochtemperatur-Konversionsprozesse
realitätsnah zu beschreiben.
US
Foto:Kasper
DieStromgewinnung
ausKohlesolleffizi-
enterwerden.
Kontakt:
Prof.Dr.StefanNolte
Tel.:03641/947820
AndréKarliczekmit
demNachbaueines
historischenCyano-
meters,mitdemsich
dasHimmelsblau
bestimmenlässt.
Kontakt:
Tel.:03641/949500
Foto:Kasper