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Uni-JournalJena04/14
Forschung
Inhalt erfassen, ohne gründlich zu lesen
Open-Source-Software analysiertTexte inWeb-Portalen
Auch Zuckermoleküle halten zusammen
Chemiker weisen reversible Selbstaggregation vonAminozellulose nach
Aus der Fülle an Informationen die in-
dividuell wichtigen herauszufiltern, ist
eineder großenHerausforderungender
Gegenwart. Web-Portale sind zentrale
Einstiegspunkte im Internet undbündeln
dieDatenvonmehreren, verschiedenen
Informationsquellen.Umdiedort zuneh-
mendeMenge an Informationenbesser
bewältigen zu können, haben Informa-
tiker der Friedrich-
Schiller-Universität
Jena und der Con-
cordia Universität
in Montreal (Ka-
nada) eine Soft-
ware-Applikation
entwickelt, die
die Analyse von
Texten in Portalen
erleichtert.
Bahar Sateli
und Prof. Dr.
René Witte ha-
ben in Kanada die
Sprachverarbei-
tungs-Software
„Semantic Assis-
tants“ entwickelt,
mit deren Hilfe
Texte leichter un-
tersucht und transformiert werden kön-
nen. Das Programm ist in Kooperation
mit Felicitas Löffler undProf. Dr. Birgitta
König-Ries von der Nixdorf-Professur
für verteilte Informationssysteme der
Universität Jena in das Open-Source
Portal„Liferay“ integriertworden. So ist
es nun unter anderemmöglich, Perso-
nen, Orte und Organisationen in einem
Artikel farblich hervorzuheben. „Diese
Visualisierung erleichtert es, den Inhalt
eines Dokumentes schnell zu erfassen,
ohne es gründlich lesen zu müssen“,
sagt Löffler.
ZudenDienstender„SemanticAssis-
tants“ zählt auchein Indexer, umähnlich
wie ineinemBuchalle relevantenTerme
ineiner sortiertenReiheangezeigt zube-
kommen, sowieeineautomatischeText-
Zusammenfassung.
Nachfolgeprojekt geplant
Finanziert wurde das Projekt vom
Deutschen Akademischen Austausch-
dienst und dem „Natural Sciences and
Engineering Research Council of Ca-
nada“. Die Zusammenarbeit der Univer-
sitäten inJenaundMontreal endet nicht
mit dem Abschluss dieses Projekts. In
diesem Jahr soll gemeinsam eine zu-
sätzlichePersonalisierungs-Komponente
entwickelt werden, „um den Benutzern
gemäß ihren Interessen Inhalte zu prä-
sentieren“, erläutert Löffler.
Weitere Informationen, Download
und Installations-Anweisungen sind zu
Die Welt der Zuckerchemiker ist ins
Wanken geraten: Bisher galt, dass sich
die großen natürlichen Polysaccharid-
Aggregate der Zellulose mit Hilfe phy-
sikalischer Einflüsse zwar in kleine Be-
standteile bis hin zumMolekül zerlegen
lassen. Doch dieser Prozess, so die
bisherige Lehrmeinung, ist irreversibel.
„Einmal aufgelöst, bilden sich aus den
soentstehendenMakromolekülenkeine
identischen Aggregate mehr“, war auch
Prof. Dr.ThomasHeinze überzeugt.
Doch, so fügt der Professor für Orga-
nische und Makromolekulare Chemie
hinzu, diese traditionelle Sicht müsse
jetzt überdacht werden. Wie das For-
scherteamumdenJenaerChemiker und
Fachkollegen der University of Notting-
ham imWissenschaftsmagazin „Scien-
tific Reports“ schreibt, gibt es eindeu-
tigeHinweise darauf, dass sich aus den
Polysaccharid-Molekülen in wässriger
Lösungsehrwohl selbstständiggrößere
Aggregate zusammenfinden, welche
sich vollständig reversibel wieder lösen
Dieses Prinzip der Selbstaggregation
war bislang nur von Eiweißen bekannt.
„Dass auch Zuckermoleküle ein solches
Verhalten zeigen können, ist aber eine
völlig neueErkenntnis“, ergänztMelanie
Nikolajski, die inHeinzesGruppe zu die-
semThema ihre Doktorarbeit geschrie-
ben hat.
In der vorliegenden Arbeit zeigen die
Chemiker, dass sich kleineMoleküle so-
genannter Aminozellulose zu größeren
Molekülaggregaten aus bis zu acht Un-
tereinheiten formieren, dieanschließend
größere supramolekulare Strukturen
bilden. Bereits in einer früheren Arbeit
haben die Jenaer Forscher bewiesen,
dass sich solcheAggregate teilweise re-
versibel auf Oberflächen immobilisieren
lassen.
Die Veröffentlichung der Jenaer Che-
miker und ihrer britischen Kollegen hat
bereitseine lebhafteDebatte inderFach-
welt angestoßen. So werde erwartet,
dass ihre Entdeckung dieGrundlage für
dasDesignneuer funktionaler Polymere
bildet, berichtet Chemiker Heinze. US
Prof.Dr.Birgitta
König-Ries(r.)und
FelicitasLöffler.
Kontakt:
Tel.:03641/946430
oder946435
-
Kontakt:
Prof.Dr.Thomas
Heinze
Tel.:03641/948270
Prof.Dr.ThomasHeinzeundseinTeamkonn-
tenzeigen,dasssichZuckermanchmalwie
Eiweiße„verhalten“.
Foto:Kasper
Foto:Kasper