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Uni-JournalJena04/14
Forschung
Einfallstor für Schimmelpilze
Risikofaktor für eine lebensbedrohliche Infektionserkrankung identifiziert
– aber vergänglich
r attraktive Gesichter eher vergessen als weniger attraktive
Große Augen, volle Lippen, dazu eben-
mäßigeGesichtszüge–dassSchauspie-
lerinAngelinaJolieweltweit als Inbegriff
weiblicherAttraktivität gilt, ist für PDDr.
HolgerWiese keinWunder. „Ihr Gesicht
vereint viele Faktoren, die ein Gesicht
attraktiv machen“, sagt der Psychologe.
„Zum einen empfinden wir sehr sym-
metrische und eher durchschnittliche
Gesichter als attraktiv“, erklärt er. „Zum
anderen zeichnensichalsbesondersan-
ziehend empfundeneMenschen häufig
durch zusätzlicheMerkmale aus, die sie
wiederum vom Durchschnitt abheben.“
Neben Attraktivität garantieren diese
Merkmale, wie große Augen oder ein
markanter Mund, auch einen hohen
Wiedererkennungswert. „An solche
Gesichter erinnernwir uns ziemlichgut“,
soWiese.
Wie er und seine Kollegen Carolin
Altmann und Prof. Dr. Stefan Schwein-
berger in einer Studie gezeigt haben,
lässt sich das aber nicht generell für
attraktive Menschen sagen. So schrei-
ben die Psychologen im Fachmagazin
„Neuropsychologia“, dass attraktive
Gesichter – ohne besonders auffällige
Merkmale – deutlich weniger ausge-
prägte Eindrücke im Gedächtnis hinter-
„Testpersonen erinnern sich sogar
eher an unattraktive Gesichter als an
attraktive, wenn diese keine besonders
auffälligen Merkmale aufweisen“, sagt
HolgerWiese.
Für ihre Untersuchung haben die
Psychologen Testpersonen Fotos von
Gesichtern gezeigt, die je zur Hälfte als
eher attraktiv oder eher unattraktiv, aber
gleichermaßen markant eingeschätzt
wurden. Die Probanden bekamen die
Gesichter jeweils nurwenigeSekunden
zusehen, umsiesicheinzuprägen.Wäh-
rendder anschließendenTestphasewur-
den ihnenwieder Gesichter gezeigt und
sie mussten entscheiden, ob sie diese
wiedererkennen.
Ergebnis hat Forscher überrascht
Das Ergebnis hat die Forscher über-
rascht: „Bisher gingen wir davon aus,
dass es generell leichter sei, sich als at-
traktiv empfundene Gesichter einzuprä-
gen“, soWiese,„einfachweilwir schöne
Gesichter lieber betrachten.“ Die neuen
Erkenntnisse zeigten nun aber, dass ein
solcher Zusammenhangnicht soeinfach
herzustellen sei. Vielmehr gehenWiese
und seine Kollegen davon aus, dass der
Lernprozess im Falle attraktiver Gesich-
ter durch emotionale Einflüsse gestört
wird, die ein späteresWiedererkennen
erschweren.
US
Das Knochenmark ist das Zentrum un-
serer Blutproduktion. Wird es durch
Krebs geschädigt, kann eine Knochen-
marktransplantation helfen. Doch nicht
selten infiziert sichdergeschwächtePati-
ent indenTagennachderTransplantation
mit demSchimmelpilzAspergillus fumi-
gatus – häufig mit tödlichem Ausgang.
Ein internationalesWissenschaftlerteam
konnte nun einen wichtigen Risikofak-
tor für die Entstehung dieser Infektion
identifizieren.DieForschungsergebnisse
sind inder Fachzeitschrift„NewEngland
Sporen sind allgegenwärtig
Es genügt, einmal Luft zu holen, um
dieSporendesSchimmelpilzesAspergil-
lus fumigatuseinzuatmen. Für Patienten
mit geschwächtem Immunsystem kann
dieser Pilz zur Bedrohung werden. Bis
zu einem Drittel aller Empfänger von
Knochenmark- und Stammzellspenden
eines Fremdspenders sind gefährdet.
Entscheidend ist hierbei, so fandenWis-
senschaftler der Universität Jena und
desHans-Knöll-Institutsgemeinsammit
KollegenausDeutschland, Italien, Portu-
gal undBelgienheraus, obdieGenedies
begünstigen: „Nicht nur das Erbgut des
Empfängers, sonderndasdesKnochen-
markspenders ist entscheidenddafür, ob
sich der Empfängermit demSchimmel-
pilz infiziert“, erklärt Mikrobiologe Prof.
Dr. Oliver Kurzai.
Die Forscher konnten eine Stelle im
Erbgut bestimmen, welche das Risiko
für die Erkrankung entscheidend beein-
flusst: Das Eiweiß Pentraxin 3wird von
den gefährdeten Patienten deutlichwe-
niger gebildet alsnötigwäre. Pentraxin3
ist ander Immunabwehr beteiligt.Dringt
ein Erreger in den Körper ein, markiert
Pentraxin3diesen, damit ihndie Immun-
zellen schneller vernichten können. Es
leistetalsoentscheidendeVorarbeit. tik
WährendderLern-
phasewirdeinEEG
aufgenommen.
Kontakt:
PDDr.HolgerWiese
Tel.:03641/945185
Kontakt:
Prof.Dr.Oliver
Kurzai
Tel.:03641/5321347
DerSchimmelpilzAspergillusfumigatusist
praktischüberall:inderLuft,anNahrungs-
mitteln,teilweisesogarimWasser.Fürge-
sundeMenschenistdasmeistkeinProblem,
dochfürPatientenmitgeschwächtemImmun-
systemistereinelebensbedrohlicheGefahr.
Foto:HKI
Foto:Kasper