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Uni-JournalJena04/14
Forschungsprojekte
Wie Computer das Lernen lernen
Informatiker schaffen die Grundlagen für lernfähige Service-Roboter
Rüstzeug für den digitalen Rundumblick
Geographen nehmen hochmodernes Messgerät in Betrieb
Ein Roboter erledigt die lästigen Arbei-
ten imHaushalt und serviert dazu sogar
noch den Kaffee aus der Lieblingstasse
bis zumSofa.WaswieeinkühnerTraum
klingt, ist eine Zukunftsvision, an der
Wissenschaftler ernsthaft tüfteln. Wie
die Informatiker um Prof. Dr. Joachim
Denzler: Der Lehrstuhlinhaber für Digi-
taleBildverarbeitungund seinTeament-
wickeln lernfähige Computersysteme,
die ihre Datenbank und die sich daraus
ergebenden Fertigkeiten schrittweise
erweitern und verbessern können. Sol-
cheMaschinenkönntenkünftignicht nur
als Service-Roboter imHaushalt helfen,
sondern auch inderAlten- undKranken-
pflege oder imStraßenverkehr.
Die Forschungen der Informatiker
werden jetzt erneut von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft (DFG) geför-
dert: Die DFG unterstützt das Projekt
„Inkrementelles Lernen von Objektka-
tegorien“ in den kommenden drei Jah-
renmit rund 240000 Euro. Darin sollen
Grundlagen für lernende Computer ge-
schaffen werden, die neue Objekte er-
kennen und unterscheiden„lernen“.
Eine Hürde da-
bei ist die Größe
der entstehenden
Datenmengen.
„Die Datenbank
innerhalb eines
Systems wächst
durch das schritt-
weise Lernen ste-
tig an, so dass die
Unterscheidung
von einzelnen
Objekten immer
schwieriger wird“,
sagt Denzler. Im
neuenProjektwol-
len die Forscher
dieses Problem
überwinden und
sich zudem damit
beschäftigen, wie
Computer mög-
lichst effizient angelerntwerdenkönnen.
Noch ist viel Forschungsarbeit gefragt,
um aus Computern selbstlernendeMa-
schinen zumachen, diesichanändernde
Umgebungen anpassen und neue Auf-
gaben lösen können. Der automatische
Haushaltshelfer, der auch nach einem
Umzug problemlos die richtige Kaffee-
tasse findet, bleibt zunächst also noch
eineVision.
ch
Foto:Kasper
Einen wahren „Datenschatz“ hebt ein
TeamumProf. Dr. ChristianeSchmullius
gerade: Dank des nagelneuenGelände-
Laserscanners Riegl VZ 1000 – einem
der weltweit genausten Vermessungs-
instrumente – nehmen die Forscher ei-
nen altenSteinbruch inGöschwitz unter
die Lupe. Dabei entsteht ein digitales
Oberflächenmodell, das selbst kleinste
Strukturensichtbarmacht.DasTeamaus
Geographen, Geowissenschaftlern und
Informatikern hat das hochauflösende
Messgerät im Rahmen des soeben ge-
starteten gemeinsamen Projektes „Ter-
raSensE“ angeschafft.
400000Euro vom Land
Möglich machte die Neuerwerbung
eine Förderung des Thüringer Ministe-
riums für Bildung, Wissenschaft und
Kultur (TMBWK), das das Vorhaben bis
Ende 2014mit insgesamt 400000 Euro
unterstützt.„Eine solchemoderne tech-
nische Ausstattung erhöht erheblich
unsere Chancen, weitere Drittmittel für
unsere Forschung undQualifikation des
wissenschaftlichenNachwuchseserfolg-
reich einzuwerben“, ist sich Projektkoor-
dinatorinSchmullius sicher.
DasBesonderedesLaserscanners ist
seine360-Grad-Perspektive:Der Sensor
dreht sich, tastet dabei seineUmgebung
in alle Richtungen ab und erstellt inner-
halbwenigerMinuten ein dreidimensio-
nalesdigitalesModell.„Unddas ineiner
extrem hohenAuflösung, die nachmei-
ner Kenntnismit anderenGeräten nicht
möglich ist“, betont PDDr. Jussi Baade.
AnfangJanuar habener undseineKol-
legen im altenWeiherbad in Stadtroda
mit den ersten Geländearbeiten begon-
nen. Die Vermessung des Göschwitzer
Steinbruchswar nun der zweite Einsatz
des Laserscanners. „An der Steilwand
kommt es immer wieder zu Abbrüchen
und Steinschlägen, doch die Verände-
rungen sindminimal“, erklärt Baade. Die
ForscherwollendasGelände regelmäßig
abscannen und so herausfinden, ob sie
die schleichendeVerwitterung der Steil-
wand dennoch aufspüren können. ch
IneinemSteinbruchinJena-Göschwitztesten
Dr.JussiBaade(l.)undDoktorandBastian
ReinwarthdenneuenterrestrischenLaser-
scanner.
Kontakt:
PDDr.JussiBaade
Tel.:03641/948803
Foto:Kasper
AlexanderFreytag(l.)undPaulBodesheimarbeitenaneinermobilenRoboterplattform.
Kontakt:
Prof.Dr.Joachim
Denzler
Tel.:03641/946420