Uni-Journal Jena April 2014 - page 28

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Uni-JournalJena04/14
Forschungsprojekte
Kooperativer Gegenentwurf
Slawisten untersuchen das Zusammenleben von Christen undMuslimen
wächst weiter
Germanisten erhalten weitere Förderung für die „Oßmannstedter Ausgabe“
Prof.Dr.ThedeKahl
(l.)undFrancesco
Reinerio.
Kontakt:
Tel.:03641/944725
Für ihr Vorhaben eines Gegenentwurfs
zu jenen wissenschaftlichen Arbeiten,
diesich lediglichauf dieKonfliktedesZu-
sammenlebens vonChristenundMusli-
men auf dem Balkan konzentrieren, er-
halten Jenaer Slawisten eine Förderung
der „GerdaHenkel Stiftung“.
„Symbiosen und Kooperationen zwi-
schen Christen undMuslimen in mehr-
heitlich muslimisch bewohnten Regio-
nenSüdosteuropas“ lautet der offizielle
Titel desneuenForschungsprojekts.Ge-
leitetwirdesvomSüdslawistenProf.Dr.
Thede Kahl. SeinMitarbeiter Francesco
Reinerio stammt ursprünglich ausTurin
und hat unlängst in Jena seinen Mas-
terabschluss in Südosteuropastudien
absolviert. Ihmwurde durch die„Gerda
Henkel Stiftung“ ein zweijähriges Pro-
motionsstipendium bewilligt, das er ge-
rade angetreten hat. Die Fördersumme
beläuft sich auf fast 40000Euro.
Islam inSüdosteuropa
Ungeachtet der Tatsache, dass der
Anteil derMuslime inBosnien bei etwa
50 Prozent, in Albanien sogar bei etwa
70 Prozent liege, sei der Islam in Süd-
osteuropa ein anderer als im arabischen
Raum, erläutert Prof. Kahl. „In Südost-
europa lebenvor allemBektaschi, dieei-
nen durchMystik geprägtenVolksislam
leben“, erklärt Prof. Kahl. Sie seien keine
Fundamentalisten, lebtennicht nachder
Scharia. Ja, sie besuchten nicht einmal
Moscheen, sondern Tekken genannte
Rückzugsorte, andenensiebei den„Ba-
bas“Rat finden.
In ihrem Projekt wollen die Slawisten
aufzeigen, „wie religiöse und ideolo-
gische Barrieren überwunden werden
und wie diese zu einem Dialog musli-
mischer und nichtmuslimischer Partner
beitragen können“, so Südosteuropa-Ex-
perte Kahl. „Wir wollen Aussagen über
dieModernität und Integrationsfähigkeit
des Islams indieser Region treffen.“Be-
sonders auffällig seien Überlagerungen
in zahlreichen Bereichen der Volkskultur
oder interethischer, interkonfessioneller
religiöser Rituale. Prof. Kahl spricht von
einer „Transreligiosität“. Hätte es dieNa-
tionalstaatlichkeitsbestrebungen nicht
gegeben,wäregar dieEntstehungeiner
Mischreligiondenkbar gewesen, ist Kahl
überzeugt. 
ca
Das in Jena angesiedelte
Langfristprojekt „Historisch-
kritische Wieland-Edition“
geht in die zweite Verlänge-
rung. Die von der Deutschen
Forschungsgemeinschaft
jährlichmit rund350000Euro
geförderte „Oßmannstedter
Ausgabe“ kann damit die
auf 36 Bände projektierte
Edition, dieWerke und Über-
setzungen Christoph Martin
Wielands in chronologischer
Folge zusammenführt, fort-
setzen. „Sie zählt zu den
herausragenden Editionsprojekten, die
gegenwärtig im deutschen Sprachraum
gefördert werden“, unterstreicht Mithe-
rausgeber Klaus Manger. Von der Aus-
gabe liegenbereitselfTextbändevor. Sie
enthalten dieWerke von 1764 bis 1782.
Herausgegeben wird die Oßmannsted-
ter Ausgabe vom Jenaer Literaturwis-
senschaftler Klaus Manger und Jan
Philipp Reemtsma, dem Vorstand des
Hamburger Instituts fürSozialforschung.
Wieland (1733-1813) zählt zu den
wichtigsten Dichtern und Schriftstellern
des 18. und beginnenden 19. Jahrhun-
derts und hat die Epochen und literari-
schenBewegungen seiner Zeit geprägt.
AlsAutor des Rokoko und der Empfind-
samkeit, des Sturm und Drang sowie
der klassischenPeriode„ist seinWirken
lange Zeit unterschätzt worden“, weiß
Manger und verweist auf eine Aufgabe
des aktuellenEditionsprojekts: DerAus-
gabe werde bescheinigt, dass sie dazu
beitrage, dasBilddes inder öffentlichen
Wahrnehmung hinter Goethe zurückge-
fallenenAutors zu korrigieren.
In diesem Jahr werden
Kommentarbände mit einer
aufwendigen Textkritik und
der umfänglichen Sachkom-
mentierung folgen. Ein eige-
nes Kolloquium zu „Proble-
men der Apparatgestaltung“
soll ebenfalls noch 2014 die
vom Wieland-Forschungs-
zentrum Oßmannstedt mit-
getragene Arbeit begleiten.
„Mit dieser streng chronolo-
gischenunddasGesamtwerk
erfassenden Edition wird Pi-
onierarbeit geleistet“, sagt
Manger.
Wieland stand lange imSchatten
Dass für das Übersetzungswerk aus-
wärtigeSpezialistengewonnenwurden,
zeugevomRangderEdition.Mit ihrwird
nun gerade dem Autor, der ungeachtet
seiner Bedeutung lange im Schatten
derwissenschaftlichenAufmerksamkeit
stand, eine nach modernsten Kriterien
konzipierte Edition zuteil, sind die Her-
ausgeber überzeugt. 
M/B
ChristophMartinWielandsWerkewerdenaufwendigneuediert.
Kontakt:
Prof.em.Dr.Klaus
Manger
Tel.:03641/944200
Foto:privat
Foto:FSU
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