Uni-Journal Jena April 2014 - page 14

14
Uni-JournalJena04/14
FSU-Einrichtungen
Starthilfe für Existenzgründer
„K1“ begleitet Uni-Angehörige in die Selbstständigkeit
In einer alten Villa in der Kahlaischen
Straße1:DieBürotüren imerstenStock
stehen offen, im Besprechungsraum
wird gerade eine Sitzung vorbereitet.
An denWänden im Gang informieren
Poster über Patente, Marken und Ge-
brauchsmuster.AucheinalterHolzschlit-
ten ist hier ausgestellt. Das besondere
an diesem Modell sei sein drehbares
Vorderteil, verrät die nebenstehende
Patentschrift aus dem Jahr 1908.
Um innovative Ideen und Entwick-
lungen dreht sich hier auch heute alles
– allerdings nicht unbedingt im Bereich
neuer Wintersportgeräte. Im Fokus
der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
von „K1 – Der Gründerservice“ ste-
hen vielmehr Gründerideen aus der
Friedrich-Schiller-Universität (FSU). Uni-
Angehörige, dieeine Idee zurUnterneh-
mensgründung haben – vomStudenten
über denWissenschaftler bis zumAlum-
nus– findenhier umfassendeUnterstüt-
zung bei der Umsetzung ihrer Idee.
„Wir bieten Beratung und Coaching
aus einer Hand“, erläutert Dr. Oliver
Pänke. Er leitet das achtköpfige Team
von „K1“, das zum Servicezentrum For-
schung undTransfer (SFT) gehört. „Das
fängt bei der Formulierung der Gründer-
idee an und reicht über das Einwerben
von Fördermitteln bis zur Unterstützung
bei der eigentlichenFirmengründung“, so
Oliver Pänke. Ihr Know-how geben die
Mitarbeiter von„K1“ auch inSeminaren
etwa zu Messepräsentationen und Pa-
tentanmeldungen oder im Rahmen der
jährlich stattfindenden Ferienakademie
zum Gründungsmanagement weiter.
Umgekehrt stehen sie aber nicht nur als
Ansprechpartner und Berater zur Verfü-
gung: Sie gehen auch selbst gezielt auf
Wissenschaftler zu, die an aussichtsrei-
chen Projekten ar-
beiten. „Wir wol­
len die Forscher,
aber auch alle
anderen Uni-An-
gehörigen, für den
Gründergedanken
sensibilisieren“,
macht Pänke
deutlich. „Man
glaubt nicht, wie
viel Gründungs­
potenzial in ein­
zelnen Projekten
schlummert“.
So zumBeispiel
beim erfolgrei-
chen Gründungs-
projekt „Unired“:
Gerade erst ist das Team um den In-
formatiker Dr. Volkmar Schau auf der
CeBIT in Hannover mit einem Preis im
Gründerwettbewerb „IKT-Innovativ“
des Bundeswirtschaftsministeriums
(BMWi) ausgezeichnet worden. Seit
2013 werden die Informatiker, die Soft-
warelösungen zur Steuerung komplexer
Rettungseinsätzeentwickeln,mit einem
Gründerstipendium aus dem EXIST-
Programm des BMWi gefördert. Pänke
und seine Kollegen haben bereits früh
die Chance auf eine Unternehmens-
gründung gesehen und gemeinsammit
den Informatikern darauf hin gearbeitet.
Schon für das vorhergehende Entwick-
lungsprojekt „Speedup“ liefen beim
TeamdesSFTorganisatorischdieFäden
der Projektförderung zusammen.
Hilfe zur Selbsthilfe
Generell beschreibt Oliver Pänke die
Arbeit seinesTeams alsHilfe zur Selbst-
hilfe. „Wir nehmen denWissenschaft-
lern nicht die Arbeit ab.Wir können sie
beraten und ihnen den Weg weisen.
Gehen müssen sie dann aber selbst.“
Dieser Weg beginnt oft schon bei der
eigentlichen Idee.Wasmacht die Grün-
dungsidee einzigartig, welche Kunden
undMärkte werden angesprochen und
wie lassen sich potenzielle Zielgruppen
erreichen? „Da müssen wir dann auch
mal den Advocatus Diaboli spielen und
auf bestehendeSchwachstellen hinwei-
sen“, berichtet Pänke. Nicht jede Idee
halte dieser Prüfung auf Anhieb stand.
Sie zeigt, welche Aspekte noch bear-
beitet werden müssen. Nur eine mög-
lichst realistischeBetrachtung imVorfeld
könne zueinerGründung führen, dieBe-
stand habe.
„K1–DerGründerservice“derFSU ist
mehr alseinebloßeBeratungsstelle.Die
Abteilung ist selbstTeil eines großange-
legtenGründerprojekts: ImRahmendes
Wettbewerbs „EXIST-Gründungskultur
– Die Gründerhochschule“ des Bundes-
wirtschaftsministeriums wird die FSU
seit 2007 gemeinsammit der Bauhaus-
UniWeimar gefördert. BeideHochschu-
lenhabendenGründer- und Innovations-
campus Jena-Weimar gegründet, unter
dessenDach auch„K1“ angesiedelt ist.
„Ziel ist eine ganzheitlicheGründerstra-
tegie an beiden Universitäten“, erläutert
Dr. Kerstin Rötzler, die Leiterin des SFT.
„DazusinddieKernbereicheForschung,
Lehre, Beratung und Coaching in einer
neuen Administration und Struktur zu-
sammengeführt worden.“ So ist neben
„K1“ amGründer- und Innovationscam-
puseineForschergruppemit drei Junior­
professurenentstanden, diedieFachge-
biete „Gründungsmanagement“ (s. S.
15),„Technologietransfer“ (Jun.-Prof. Dr.
Lutz Maicher) sowie „Innovations- und
Kreativmanagement“ abdeckt. Auch in
der Lehre beider Universitäten spiele
dasThema Gründung eine immer wich-
tigere Rolle, mit neuen Lehrformaten
für die Bachelor- undMasterausbildung
sowieberufsbegleitendenStudienange-
boten, betont Dr. Rötzler.
Etwa 50 neue Gründungsprojekte
betreuen Pänke und seine Mitarbeiter
jedes Jahr. „Auchwenn nicht aus jeder
Idee tatsächlich eine Ausgründung her-
vorgeht, kann es sich für die Forscher
lohnen, einewirtschaftlicheVerwertung
ihrer Erkenntnisse zu prüfen“, ist Pänke
überzeugt.DerChemiker hat vor seinem
Wechsel zu „K1“ bereits selbst Erfah-
rungen als Existenzgründer gemacht.
„Schließlich gewinnt man so einen
neuen Blick auf die eigene Forschung,
knüpftKontakte, ausdenenneueKoope-
rationen entstehen können.“
Den Austausch und die Vernetzung
für Gründer zu fördern, ist auch das Ziel
der Aktion FreiRaum: Uni-Angehörigen
mit einer Gründeridee stellt „K1“ kos-
tenfrei Büroräume zur Verfügung. Die
fünf Räume – direkt über dem Grün-
derservice in der Kahlaischen Straße
1 – bieten nebenTelefon, PC, Internet
und einem Besprechungsraum vor al-
lem den direkten Draht zu „K1“. Inte-
ressenten können sich dafür mit einer
3-seitigen Ideenskizze an gruenderser-
bewerben. Aber auch
darüber hinaus lohnt es sich, die eigene
Gründerideemit demTeam von„K1“ zu
besprechen. 
US
DasTeamvon„K1–
DerGründerservice“
derFSU(v.l.):Kai
Seidemann,Nicole
Fuchs,VictoriaWitte,
MarcoRösler,Tho-
masWagner,Ralf
SchindekundDr.
OliverPänke.
Foto:Kasper
1...,4,5,6,7,8,9,10,11,12,13 15,16,17,18,19,20,21,22,23,24,...52
Powered by FlippingBook