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31

Uni-Journal Jena12/15

Forschungsprojekte

Foto:Kasper

Wenn Lesen eine Qual ist

Forschungsprojekt zur Therapie von Lese-Rechtschreibstörung gestartet

Was reimt sich auf Maus? Auf dem Bild-

schirm vorTom erscheinen verschiedene

Wörter zur Auswahl. Während der Acht-

jährige den Buchstaben die richtigen

Laute zuzuordnen versucht, werden in

seinem Gehirn einzelne Areale aktiviert.

Tom fällt diese Aufgabe nicht leicht, er

leidet an einer Lese-Rechtschreibstörung

(LRS). Werden in seinem Gehirn andere

Areale als bei Normallesenden aktiv, die

vor derselben Aufgabe sitzen? Funktio-

niert bei ihm der Informationsaustausch

zwischen den einzelnen Arealen schlech-

ter? Welche Auswirkungen hat eine ge-

zielte Therapie auf seine Hirnfunktion?

Hirnaktivität beim Lesen messen

Um Antworten auf Fragen wie diese

zu finden und die Störungsmechanis-

men der LRS sowieTherapiemöglichkei-

ten besser zu verstehen, ist am Unikli-

nikum ein neues Forschungsprojekt

gestartet. Die Kooperation zwischen der

Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,

Psychosomatik und Psychotherapie und

dem Institut für Medizinische Statistik,

Informatik und Dokumentation wird von

der Deutschen Forschungsgemeinschaft

(DFG) gefördert.

„Die Methode ist äußerst komplex“,

so die Psychologin Dr. Carolin Ligges.

Tom sitzt im kind-

gerechten EEG-La-

bor der Kinder- und

Jugendpsychiat-

rie während der

Computer ihm

neue Aufgaben

stellt. Eine Art Ba-

dehaube mit Elekt-

roden misst an der

Kopfoberfläche,

was beim Lesen

passiert. „Über

spezielle Algorith-

men können wir

aus den Daten in

die Tiefe rechnen,

um die beteiligten

Hirnareale zu lokalisieren“, so Medizinin-

formatiker Prof. Dr. Herbert Witte. Seit

vielen Jahren feilt er mit seinemTeam an

den dafür notwendigen Methoden und

entwickelt neue Algorithmen – die auch

in anderen Zusammenhängen, etwa

bei Epilepsiepatienten, zur Anwendung

kommen.

Die bisherigen Studien liefern immer

wieder Hinweise darauf, dass es sich um

ein Störungsbild mit neurobiologischer

Basis handelt. „Ein Großteil der Kinder

hat vor allem Schwierigkeiten, Sprach-

laute zu verarbeiten.“ Die Forscher

vermuten, dass hierbei die Interaktion

der Hirngebiete eine wesentliche Rolle

spielt. Ein Dreivierteljahr lang erhalten

Kinder mit einer Lese-Rechtschreibstö-

rung nun einmal proWoche eine gezielte

Therapie. Die Hirnaktivitäten vor und

nach der Therapie werden verglichen,

auch mit Ergebnissen von normallesen-

den Schülern und Kindern mit LRS, die

erst nach einemWarteintervall eineThe-

rapie erhalten haben. Im Fokus stehen

Schüler der zweiten und dritten Klasse,

da erst in diesem Alter eine „gefestigte“

Diagnose gestellt werden kann. 

as

WarumSchreiben

manchenKindern

soschwerfällt,un-

tersuchteineneue

StudieamUniversi-

tätsklinikum.

Kontakt:

Dr.CarolinLigges

Tel.:03641/935536 E-Mail:carolin.lig- ges@med.uni-jena.de

Foto:Kasper

Schneller Nachweis von Infektionen

Europäisches Großprojekt entwickelt miniaturisiertes Diagnostik-Werkzeug

Ziel eines neuen EU-Projektes, das von

der TU Berlin koordiniert wird, ist es,

eine schnelle und hochempfindliche Di-

agnostik zu entwickeln, die zur Verbes-

serung der Behandlung von Infektions-

krankheiten führen soll. Das Projekt für

eine miniaturisierte „Point-of-Care-Diag-

nostik-Technologie“ (PoC-ID) bündelt das

Expertenwissen von 13 akademischen

und industriellen Partnern aus sieben

europäischen Ländern. Als Prototyp soll

eine benutzerfreundliche PoC-Plattform

entstehen, die den schnellen Nachweis

von viralen Infektionen der Atemwege

(Respiratorische Synzytial-Virus-Infek-

tionen, RSV), eine der Hauptursachen

für Infektionskrankheiten bei Kindern,

ermöglicht.

RSV ist die häufigste Ursache von

akuten Infektionen der unteren Atem-

wege (ALRI) bei Kindern. Das künftige

PoC-ID-Gerät soll es ermöglichen, den

Nachweis von Biomarkern für Wirt und

Pathogen in der gleichen Probe zu kom-

binieren. Unterstützt durch die Multi-Pa-

rameter-Analyse können die Sensoren

die medizinische Entscheidung für die

beste Behandlungsstrategie erleichtern:

Krankenhausaufenthalt, Antibiotika-Be-

handlung, unterstützende Pflege oder

abwarten und beobachten.

Das technische Konzept basiert auf

einer Kombination von innovativen

RNA-Oligonukleotid-Fängermolekülen

(Aptamere) und zwei neuen hochemp-

findlichen Sensorkonzepten: einem bio-

logisch-aktiven Graphen-Feldeffekttran-

sistor (BioGrFET), an dem das Jenaer

Team um Prof. Dr. Andrey Turchanin ar-

beitet, und einem mikroelektromechani-

schen Bauelement (BioMEMS). Dadurch

soll eine verbesserte Leistung in Bezug

auf Stabilität, Sensitivität und Selektivi-

tät erreicht werden. 

PM

Prof.Dr.Andrey

Turchaninundsein

Teamwollenneue

Nanosensorenent-

wickeln.

Kontakt:

Prof.Dr.AndreyTurchanin,Tel.:03641/

948370,E-Mail

:andrey.turchanin@uni-jena.de

[alsoavailabl

einEnglish:www.uni-jena.de/en/uni_journal_12_2015.html

]