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27

Uni-Journal Jena12/15

Forschung

Testsystem für neue Wirkstoffe

Nachwuchsforscherin beobachtet Entzündungsprozesse in Echtzeit

Asthma bronchiale, Heuschnupfen oder

Neurodermitis – Allergien sind in den

westlichen Industriestaaten weiter auf

dem Vormarsch. Die Ursache für aller-

gische Reaktionen sind überschießende

Entzündungsprozesse des Immunsys-

tems. Eine zentrale Rolle dabei spielt

das Enzym 5-Lipoxygenase, kurz 5-LO.

„Dieses Enzym steuert das Entzün-

dungsgeschehen, in dem es die Biosyn-

these von proentzündlichen Substanzen

katalysiert“, sagt Dr. Ulrike Garscha. Da-

her sei die 5-LO ein vielversprechendes

Angriffsziel für Wirkstoffe zur Behand-

lung von Entzündungserkrankungen.

Die Nachwuchswissenschaftlerin

vom Lehrstuhl für Pharmazeutische und

Medizinische Chemie und ihr kleines

Team haben nun einen neuen Ansatz

erarbeitet, der die Arzneistoffsuche

genau hier entscheidend voranbringen

kann. Wie Garscha und ihre Kollegen

aus Jena gemeinsam mit Forschern des

Karolinska Instituts in Stockholm in der

Fachzeitschrift „FASEB Journal“ berich-

ten, konnten sie erstmals den Mechanis-

mus detailliert studieren, über den die

5-LO gemeinsam mit einem weiteren

Protein namens

FLAP die Entzün-

dungsprozesse in

Gang setzt (DOI: 10 . 10 9 6 / f j . 15 - 278010).

„Es ist bereits

seit einigen Jahren

vermutet worden,

dass 5-LO und

FLAP zusammen-

wirken“, unter-

streicht Prof. Dr.

Oliver Werz, an

dessen Lehrstuhl

die Arbeitsgruppe

von Dr. Garscha

angesiedelt ist.

Obwohl dieses

Zusammenwirken

in der internatio-

nalen Forscherge-

meinschaft unstrit-

tig war – eindeutig nachgewiesen haben

es jetzt erstmals die Jenaer Pharmazeu-

ten. Dafür haben sie die Interaktion der

beteiligten Proteine durch Fluoreszenz-

farbstoffe sichtbar gemacht und im Mi-

Foto:Günther

kroskop beobachtet. Auf diesem Weg

konnten sie auch den genauen Regula-

tionsmechanismus aufklären, nach dem

die beiden Moleküle das Entzündungs-

geschehen steuern. 

US

Gerüstbau in Nervenzellen

Biochemiker filmen Neuronen beim Wachsen und klären Signalweg auf

Biochemikern des Klinikums ist es ge-

lungen, einen für die Ausbildung des

Cytoskeletts von Nervenzellen wesent-

lichen Signalweg aufzuklären. Unter

anderem mittels hochaufgelöster 3D-

live-Mikroskopie konnten die Doktoran-

dinnen Wenya Hou, Maryam Izadi und

Sabine Nemitz zeigen, wie die dynami-

sche Bildung von Aktinfilamenten zeit-

lich und räumlich gesteuert wird. Die im

Fachjournal PLoS Biology veröffentlich-

ten Ergebnisse tragen zum Verständnis

von Entwicklungs- und Regenerations-

prozessen von neuronalen Netzwerken

bei (DOI:10.1371/journal.pbio.1002233).

In der Kinderstube von Nerven

Einen Blick in die „Kinderstube“ von

Nervenzellen macht der mikroskopische

Zeitrafferfilm möglich, den Forscher

vom Institut für Biochemie I aufgenom-

men haben: Zu sehen ist, wie sich die

stark verzweigte Gestalt der Zellen

ausprägt, die für die Bildung neuronaler

Netzwerke, den Transport von Signalen

und die korrekte Signalverarbeitung

im Gehirn unabdingbar ist. Stabilisiert

wird diese Zellform von einem inneren

Fasergerüst, das aus Zusammenlage-

rungen vieler Kopien des Proteins Aktin

besteht und das die Zelle je nach Be-

darf auf- und wieder abbauen kann. Die

Bildung dieser Aktinfasern erforschen

Prof. Dr. Britta Qualmann und PD Dr.

Michael Kessels. „Mit dem Protein Cobl

konnten wir einen wichtigen Akteur in

diesem Baugeschehen identifizieren“,

so Britta Qualmann. „Woher Cobl aber

weiß, wann und wo es loslegen soll, war

bislang völlig unklar“, ergänzt Michael

Kessels.

Zur Beantwortung dieser Frage konn-

ten jetzt Wenya Hou, Maryam Izadi und

Sabine Nemitz wesentliche Erkennt-

nisse beitragen. In hochaufgelösten 3D-

live-Mikroskopieexperimenten verfolg-

ten die Nachwuchswissenschaftlerinnen

die Bildung von Aktinfasern. So stellten

sie fest, dass sich Cobl an bestimmten

Stellen in Neuronen ansammelt, bevor

genau dort Aktin-reiche Ausstülpungen

auftreten, die zu dendritischen Verzwei-

gungen führen können. 

vdG

MaryamIzadi(v.)

undWenyaHou

konnteneinenfür

denBaudesGerüsts

vonNervenzellen

wichtigenSignalweg

aufklären.

Kontakt:Prof.Dr.BrittaQualmann,

Tel.:03641/9396300

E-Mail:

Britta.Qualmann@med.uni-jena.de

Foto:Szábo

Kontakt:

Dr.UlrikeGarscha

Tel.:03641/949811

E-Mail:ulrike. garscha@uni-jena.de

[alsoavailablein

English:www.uni

-

jena.de/en/uni_ journal_12_2015. html]