23
Uni-Journal Jena12/15
Foto:Kasper
Forschung
Biodiversität schützt Ökosysteme
iDiv-Forscher tragen Daten aus über 40 Graslandexperimenten zusammen
Kann Biodiversität zum Schutz von Öko-
systemen unter außergewöhnlichen
Klimaereignissen beitragen? Die Ant-
wort auf diese Frage ist enorm wich-
tig angesichts des anhaltenden Arten-
sterbens und des sich verändernden
Klimas, welches zunehmend extreme
Wetterumschwünge mit sich bringt. Eine
aktuelle Untersuchung von mehr als 40
Graslandexperimenten in Europa und
Nordamerika, unter maßgeblicher Betei-
ligung von Wissenschaftlern des Deut-
schen Zentrums für integrative Biodiver-
sitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig,
bestätigt nun: Ökosysteme mit hoher
Artenvielfalt zeigen bei extremen Klima-
ereignissen mehr Widerstandskraft. Die
Studie ist bei Nature erschienen (DOI: 10.1038/nature15374).An der Untersuchung waren, unter der
Leitung von Dr. Forest Isbell von der Uni-
versity of Minnesota, mehr als drei Dut-
zend Forscher aus den USA, Deutsch-
land, Großbritannien, Irland, Frankreich,
der Schweiz, den Niederlanden, Tsche-
chien und Japan beteiligt. Insgesamt
46 Graslandexperimente in Europa und
Nordamerika wurden über mehrere
Jahre beobachtet
und die gewonne-
nen Daten analy-
siert. In die Studie
eingeflossen sind
auch Daten aus
dem Jena-Expe-
riment: Seit 2002
wird an der Saale
in Jena die Vielfalt
unterschiedlich ar-
tenreicher Wiesen
untersucht.
Die Wissen-
schaftler ordneten
zunächst jedes
untersuchte Jahr
auf einer Fünf-Punkte-Skala von „ext-
rem trocken“ bis „extrem feucht“ ein.
Dann untersuchten sie die oberirdische
Biomasseproduktion der Pflanzen pro
Jahr bei höherer und bei niedrigerer Bio-
diversität. Das Ergebnis: Je größer die
Zahl der Pflanzenarten, desto niedriger
die Auswirkungen von extremen Feucht-
oder Trockenperioden auf die Biomasse-
produktion des Graslandes.
„Die aktuelle Studie trägt zu einem
besseren Verständnis bei, welche Rolle
Biodiversität im Kampf der Natur gegen
unvorhersehbare Ereignisse spielt“, so
Nico Eisenhauer, Mitinitiator und -au-
tor der Studie. Für Eisenhauer, der vor
seinem Wechsel an die Uni Leipzig in
Jena forschte und lehrte, zeigen die Er-
gebnisse „sehr eindrucksvoll, dass die
Zerstörung der Umwelt das natürliche
Gleichgewicht unserer Ökosysteme
nachhaltig negativ beeinflusst“.
PM
Foto:Kasper
Der gute Ruf entscheidet mit
Wie sich die Retouren-Quote für Onlinehändler verringern lässt
Mit einem „Schrei vor Glück“ empfing in
einemWerbespot eine Kundin ihr Paket
von einem großen Onlineversandhänd-
ler. Darin: vier Paar Schuhe, von denen
die Kundin jedoch höchstens zwei Paar
kaufen wollte. Die übrigen gingen porto-
kostenfrei an den Händler zurück.
Rücksendequote problematisch
Was für die Kunden eine bequeme
Möglichkeit ist, stellt für Onlinehändler
ein Problem dar, weiß Prof. Dr. Gian-
franco Walsh vom Lehrstuhl für Mar-
keting. „Der Onlinehandel ist generell
ein Bereich, in dem die Gewinnmargen
extrem niedrig sind.“ Schließlich ist die
Konkurrenz hoch. „Wenn dann noch
hohe Rücksendequoten von teilweise
über 50 Prozent hinzukommen, kann
die Rentabilität des Onlinehandels noch
weiter sinken.“
Marketingexperten aus Forschung und
Praxis suchen daher nach Möglichkeiten,
die Anzahl der Retouren im Onlinehan-
del zu senken. Prof. Walsh und sein
Team konnten jetzt einen entscheiden-
den Faktor dafür ausfindig machen: In
einer Studie haben die Jenaer Forscher
zusammen mit Kollegen der University
of Massachusetts (USA) und der Florida
State University (USA) gezeigt, dass der
„gute Ruf“ eines Unternehmens ganz
wesentlich die Bereitschaft der Kunden
senken kann, einen Artikel zurückzu-
schicken und ihn stattdessen zu behal-
ten. „Vorausgesetzt, der Onlinehändler
erlaubt sich keine Fehler“, erklärt Arne
Albrecht, Co-Autor der Studie.
Oft bestehe auf Seiten der Kunden
nach dem Kauf Verunsicherung, ob sie
tatsächlich die richtige Entscheidung
getroffen haben. Eine positive Reputa-
tion des Händlers könne diese Verun-
sicherung mindern, da sie Qualität und
Zuverlässigkeit signalisiere. Wie dieWis-
senschaftler in ihren Laborexperimenten
belegten, wollten Kunden einen Artikel
v. a. dann zurückschicken, wenn der An-
bieter eine negative Reputation hatte.
Für Onlinehändler heißt das: „Diese
Unternehmen sollten versuchen, ihre
Reputation langfristig zu steigern“, so
Prof. Walsh. Die Forschung lege nahe,
dass eine freundliche Behandlung der
Kunden, ein fairer Umgang mit den
Angestellten, Umweltbewusstsein und
qualitativ hochwertige Produkte die
Wahrnehmung der Reputation beim
Kunden ausmachen.“
US
IndieaktuelleStudie
sindauchDatenaus
demJena-Experiment
eingeflossen:Hierin
derSaaleaueunter-
suchenÖkologendie
Vielfaltunterschied-
lichartenreicher
Wiesen.
VirtuellerEinkaufs-
wagen:Händlermit
positiverReputation
müssenwenigerWa-
renzurücknehmen.
Kontakt:
Prof.Dr.Gianfranco
Walsh
Tel.:03641/943110
E-Mail:walsh@uni-
jena.de