Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  21 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 21 / 56 Next Page
Page Background

21

Uni-Journal Jena12/15

Verständnis senkt das Belastungsgefühl

Psychologen verbessern psychische Gesundheit pflegender Angehöriger

„Demenz“ bedeutet von der

lateinischenWortherkunft her

„unvernünftig“ – und das ist

in den Augen vieler Angehöri-

ger, die an Demenz erkrankte

Verwandte pflegen, wohl

eine treffende Beschreibung

der Krankheit. Für die Pfle-

genden geht die Aufgabe,

den Erkrankten rund um die

Uhr zu versorgen, häufig mit

hoher seelischer und körper-

licher Überforderung einher.

Im Rahmen des Projekts

„Telefonische Therapie von

Angehörigen von Demenz-

kranken“ (Tele.TAnDem)

beschäftigt sich eine Arbeits-

gruppe um Prof. Dr. Gabriele

Wilz mit den Belastungen pflegender

Angehöriger und der Entwicklung spezi-

fischer Unterstützungsangebote. Erste

Ergebnisse der Psychologen zeigen,

dass sich psychotherapeutische Betreu-

ung positiv auf Gesundheit und Lebens-

qualität der Angehörigen auswirkt.

Welche Komponenten der Therapie

diese Effekte herbeiführen, das ha-

ben Gabriele Wilz, Uwe Altmann und

Denise Schinköthe in einem aktuellen

Fachartikel beschrieben (DOI: 10.1080/ 13607863.2014.971704). Demnach

wird das therapeutische Gespräch von

den Angehörigen zumeist

als entlastend und befreiend

empfunden. Darüber hinaus

führt eine kognitive Umstruk-

turierung – die Veränderung

der gedanklichen Lebenskon-

zepte – wesentlich zur Ver-

besserung des Belastungser-

lebens.

Das Umdenken muss sich

bei den Angehörigen mit Blick

auf das persönlicheWohlerge-

hen selbst einstellen. „Mehr

Zeit für mich“ war eines der

häufig genannten Ziele, die

sich die Angehörigen von der

Teilnahme an der Studie ver-

sprachen. Doch dazu müssen

sie die Einsicht „ich darf es

mir gut gehen lassen“ erst einmal zu-

lassen. Konnten die Therapietelefonate

dies erreichen, waren die Pflegenden

am Ende nicht nur generell zufriedener,

sondern verbesserten auch den Umgang

mit dem an Demenz erkrankten Famili-

enangehörigen. 

biw

Foto:Scheere

DiePsychologinDeniseSchinköthebeieinerTelefonberatungim

RahmendesProjekts„TelefonischeTherapievonAngehörigenvon

Demenzkranken“(Tele.TAnDem).

Forschung

Ein flatterndes Akkordeon

Neue Studie erklärt einmalige Lauterzeugung bei Totenkopffaltern

Ihre Ankunft galt als böses Omen: We-

gen der totenkopfartigen Zeichnung auf

dem Rücken wurde „Acherontia atro-

pos“ früher gefürchtet. Dabei ist der

„Totenkopffalter“ gleich in mehrfacher

Hinsicht außergewöhnlich: Die Tiere

wandern alljährlich von Afrika nach Eu-

ropa und suchen Bienenstöcke auf, aus

denen sie Honig stehlen.Werden die Fal­

ter gereizt, geben sie rhythmisch quiet­

schende Geräusche von sich. Mit dieser

einmaligen Art der Lauterzeugung haben

sich nun Wissenschaftler aus Jena und

Kiel genauer beschäftigt und die Ergeb-

nisse der gemeinsamen Forschung im

Fachmagazin „The Science of Nature“

(Naturwissenschaften) veröffentlicht

(DOI: 10.1007/s00114-015-1292-5).

„Der Totenkopffalter erzeugt seine

Laute nach einem ähnlichen Prinzip wie

ein Akkordeon“, erläutert Dr. Gunnar

Brehm, der die Untersuchungen leitete.

Die gefaltete Decke des Falter-Schlun-

des wird mit Hilfe von Muskeln hochge-

zogen. Die Luft strömt durch Rüssel und

Mund des Falters und bringt dabei eine

kleine Platte zum Vibrieren, wodurch ein

Ton erzeugt wird.

Anschließend wird

die Luft wieder

ausgestoßen, wo-

bei ein anderes,

pfeifendes Ge-

räusch entsteht.

Das Ein- und Aus-

blasen passiert

allerdings sehr viel

schneller als beim

Akkordeon und

dauert nur eine

Fünftelsekunde.

Das Wissen-

schaftlerteam ist

der Lauterzeu-

gung mit Hilfe von

Computer-Tomo-

graphen, eines

Mammographie-

Gerätes und mit Hochgeschwindigkeits-

kameras auf den Grund gegangen. Zu-

dem wurden die Falter im Akustik-Labor

untersucht. Dort konnte ermittelt wer-

den, dass die Falter sowohl im mensch-

lich hörbaren Bereich als auch im Ultra-

schallbereich bis über 60 Kilohertz Laute

erzeugen. Mit der Quietscherei, so ver-

muten die Wissenschaftler, wollen die

Falter ihre Fraßfeinde erschrecken. AB

DieLauterzeugung

desTotenkopffalters

hatjetzteinWissen-

schaftlerteament-

schlüsselt.

[alsoavailablein

English:www.uni

-

jena.de/en/uni_ journal_12_2015. html]

Foto:Brehm

Kontakt:Dr.GunnarBrehm,Tel.:03641/

949184,E-Ma

il:gunnar.brehm@uni-jena.de

Kontakt:

DeniseSchinköthe

Tel.:03641/945170

E-Mail:denise. schinkoethe@uni

-

jena.de