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Uni-Journal Jena12/15

Forschung

DasHerzstückder

neuartigenRedox-

Flow-Batterie.

Kontakt:

Prof.Dr.UlrichS.

Schubert

Tel.:03641/948200

E-Mail:ulrich.schu- bert@uni-jena.de

[alsoavailablein

English:www.uni- jena.de/en/uni_ journal_12_2015. html]

Foto:AGSchubert

Kunststoff für die Energiewende

Chemiker präsentieren neuartige Redox-Flow-Batterie auf Polymer-Basis

Sonne und Wind sind wichtige erneuer-

bare Energiequellen, die jedoch natürli-

che Schwankungen zeigen: Bei starkem

Wind und Sonnenschein wird zu viel, bei

Windstille und Wolken zu wenig Strom

produziert. Für stabile Energienetze

braucht es daher Stromspeicher. Viel-

versprechend sind sogenannte Redox-

Flow-Batterien, die allerdings bislang

einen Nachteil haben: Es werden teure

Metalle und aggressive Säuren genutzt.

Einen entscheidenden Schritt zu einer

ökonomischen Redox-Flow-Batterie ist

nun einem Forscherteam der Uni Jena,

des Zentrums für Energie und Umwelt-

chemie (CEEC Jena) und der JenaBat-

teries GmbH – einer Ausgründung der

FSU – gelungen: Sie haben eine Redox-

Flow-Batterie auf Basis von Polymeren

und einer ungefährlichen Kochsalzlösung

entwickelt, die sie jüngst im Wissen-

schaftsmagazin Nature präsentierten

(DOI:10.1038/nature15746). „Das N

eu-

artige an unserem Batteriesystem ist,

dass es günstiger hergestellt werden

kann, aber fast die Kapazität und Leis-

tung herkömmlicher, metall- und säu-

rehaltiger Systeme erreicht“, sagt Dr.

Martin Hager.

Preisgünstig und ungiftig

Bei einer Redox-Flow-Batterie beste-

hen die Elektroden nicht aus Feststoffen,

sondern liegen in gelöster Form vor: Die

Elektrolytlösungen lagern in zwei Tanks,

die den Plus- und Minus-Pol bilden und

als Energiespeicher dienen. Mithilfe

einer Pumpe werden sie in eine elekt-

rochemische Zelle gebracht, in der die

Elektrolyte chemisch reduziert bzw. oxi-

diert werden, so dass elektrische Ener-

gie frei wird oder gespeichert werden

kann. „Bei diesen Systemen lassen sich

Energiemenge und Leistung unabhängig

voneinander einstellen. Zudem ist die

Selbstentladung gering“, erklärt Martin

Hager. Bisherige Systeme verwenden

als Elektrolyte meist in Schwefelsäure

gelöste Ionen des Metalls Vanadium.

Die Jenaer Redox-Flow-Batterie ver-

wendet hingegen neuartige Kunststoffe:

Diese ähneln in ihrem Aufbau Plexiglas

und Styropor, doch sie sind so um funk-

tionale Einheiten ergänzt, dass sie Elekt-

ronen aufnehmen bzw. abgeben können.

Als Lösungsmittel sind keine aggres-

siven Säuren notwendig, sondern die

Polymere „schwimmen“ in einer wäss-

rigen Kochsalzlösung. „Auf diese Weise

können wir eine einfache und preisgüns-

tige Zellulose-Membran verwenden und

auf giftige und teure Metalle verzichten“,

erklärt Tobias Janoschka, Erstautor der

aktuellen Studie. „Diese auf Polymeren

basierende Redox-Flow-Batterie eignet

sich daher ideal als Energiespeicher für

große Windkraft- und Solaranlagen“, er-

gänzt Prof. Dr. Ulrich S. Schubert. 

ch

Wie aus Pflanzen Zombies werden

Forscher klären molekulare Ursachen für bakterielle Pflanzenkrankheit auf

Es liest sich wie eine Horror-

Geschichte, an deren Anfang

eine Idylle steht: Üppig blü-

hende gesunde Pflanzen,

umschwärmt von zahlreichen

Insekten. Von ihrem Besuch

profitieren gewöhnlich beide

Seiten. Doch manchmal brin-

gen die Insekten – in diesem

Fall bestimmte Zikaden –

auch schweres Unheil.

„Die Insekten übertragen

Bakterien, sogenannte Phyto-

plasmen, die den Lebenszyk-

lus der Pflanzen zerstören“,

sagt Prof. Dr. Günter Thei-

ßen. Statt Blüten bilden die

befallenen Exemplare nur verkümmerte

Blattstrukturen aus, eine geschlechtliche

Fortpflanzung ist so nicht mehr möglich.

„Diese Pflanzen werden zu lebendenTo-

ten“, veranschaulicht der Genetiker, „die

nur noch zur Verbreitung der Bakterien

dienen.“ Daher bezeichnen die Wissen-

schaftler sie auch als „Zombies“.

Prof. Theißen und seinemTeam ist es

gelungen, einen wesentlichen Beitrag

zur Aufklärung der molekularbiologi-

schen Grundlagen dieses Phänomens zu

leisten. In der Zeitschrift „Trends in Plant

Science“ erklären die Forscher, wie die

Parasiten in die Entwicklung

der Pflanzen eingreifen.

Hauptverantwortlich dafür

ist ein Eiweiß mit Namen

SAP54, erläutert Doktorand

Florian Rümpler, Erstautor der

Publikation (DOI: 10.1016/j.

tplants.2015.08.004). „Die-

ses Eiweiß stammt aus den

Bakterien und ähnelt in seiner

Struktur stark einem Eiweiß,

das in der Pflanze mit ande-

ren Proteinen einen regu-

latorischen Komplex bildet,

der für eine normale Blüten-

entwicklung sorgt.“ Wie die

Forscher zeigen konnten,

ahmt SAP54 die Struktur pflanzenei-

gener „MADS-Domänen“-Proteine so

perfekt nach, dass diese an SAP54 statt

an ihresgleichen binden. Dies führt zur

Degradierung der MADS-Domänen-Pro-

teine und verhindert die Ausbildung von

Blütenblättern und -organen. 

US

Foto:J.Scheere

Kontakt:

Prof.Dr.Günter

Theißen,Florian

Rümpler

Tel.:03641/949550,

03641/949564

E-Mail:guenter. theissen@uni-jena

.

de,florian.ruempler@

uni-jena.de

[alsoavailablein English:www.uni- jena.de/en/uni_ journal_12_2015. html]

DoktorandFlorianRümpleristErstautorderaktuellenPublikation.