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24

Uni-Journal Jena12/15

Forschung

Wälder im Wandel

Welche Faktoren die Biodiversität in gemäßigten Wäldern prägen

Der Klimawandel, Umweltverschmut-

zung oder unkontrollierter Holzeinschlag

– es gibt zahlreiche Einflüsse, die die

Artenvielfalt in den Wäldern bedrohen.

Dass die Biodiversität in der Folge

weiter zurückgeht, darüber herrscht

unter Wissenschaftlern und in der öf-

fentlichen Wahrnehmung weitgehend

Einigkeit. Doch

diese Sicht sei zu

einfach, sagt Dr.

Markus Bernhardt-

Römermann. „Zu-

mindest lässt sich

ein solcher Trend

nicht pauschal

auf alle Wälder

übertragen.“ Zu

diesem Ergebnis

ist der Ökologe in

einer Studie ge-

kommen, die in

der Fachzeitschrift

„Global Change

Biology“ veröf-

fentlicht wurde

(DOI: 10.1111/ gcb.12993).

Gemeinsam mit einem internationa-

len Forscherteam aus ganz Europa hat

Bernhardt-Römermann die Artenvielfalt

in Wäldern der gemäßigten Zone Euro-

pas analysiert und festgestellt, dass sich

imMittel die Pflanzenvielfalt in der Kraut-

schicht in den zurückliegenden Jahrzehn-

ten nicht verändert hat. Dieses zunächst

überraschende Ergebnis bedeute aller-

dings nicht, dass in Sachen Biodiversität

alles zum Besten stehe, macht der Öko-

loge deutlich.

Wildbestand beeinflusst Vielfalt

Insgesamt 39 Standorte in 13 europä-

ischen Ländern – von der Schweiz und

Ungarn im Süden bis nach Schweden

im Norden und von Irland im Westen

bis Polen im Osten – haben die Forscher

untersucht. Die Ökologen haben dazu

Daten zur Entwicklung von Pflanzenar-

ten zu unterschiedlichen Zeitpunkten in

Beziehung zu Klimadaten, dem Status

der Bewirtschaftung, Stickstoffeintrag

undWilddichte gesetzt. Auf dieseWeise

konnten sie zeigen, dass neben lokalen

Faktoren wie den Lichtverhältnissen, vor

allem die Stickstoffverfügbarkeit und die

Dichte des lokalen Wildbestandes die

Vielfalt in der vorhandenen Krautschicht

entscheidend beeinflussen. Klimaverän-

derungen rufen dagegen keine wesent-

liche Änderung der Diversität hervor. US

Erlenbruchwaldmit

dichterKrautschicht.

CSI – den Metaboliten auf der Spur

Bioinformatiker stellen Suchmaschine für molekulare Strukturen online

„CSI: den Tätern auf der Spur“ – in der

bekannten amerikanischen Fernsehserie

werden Mordfälle mittels präziser Kri-

minaltechnik gelöst. Mit „Crime Scene

Investigation“ haben Prof. Dr. Sebastian

Böcker und seinTeam zwar nichts zu tun.

Doch auch die Jenaer Bioinformatiker

sind erfahrene Spurenleser: Sie fahnden

nach molekularen Strukturen von Meta-

boliten, jenen chemischen Substanzen,

die den Stoffwechsel von Organismen

bestimmen. „Metaboliten können de-

taillierte Bestandsaufnahmen über den

Zustand von lebenden Zellen liefern“,

erläutert Prof. Böcker. Vorausgesetzt es

gelingt, die Vielzahl an Metaboliten zu

identifizieren und zu quantifizieren.

Und das ist bislang äußerst aufwendig

und führt nur teilweise zu eindeutigen

Ergebnissen. Doch die Arbeit des Bio-

informatikers und seines Teams wird

künftig deutlich leichter werden. Denn

die Forscher haben gemeinsam mit

Kollegen aus Finnland eine Suchma-

schine entwickelt, die die Identifizie-

rung der molekularen Strukturen von

Metaboliten wesentlich vereinfacht. In

der renommierten Fachzeitschrift „Pro-

ceedings of the National Academy of

Sciences of the United States of Ame-

rica“ (PNAS) haben sie ihre Suchma-

schine „CSI:FingerID“ vorgestellt (DOI: 10.1073/pnas.1509788112).

CSI steht in diesem Fall für Compound

Structure Identification und basiert auf

der Kombination unterschiedlicher Me-

thoden: Proben der zu untersuchenden

Metaboliten werden zunächst einer so-

genanntenTandem-Massenspektromet-

rie unterzogen. „Dabei werden die Mo-

leküle in kleine Fragmente zerlegt und

deren molekulares Gewicht bestimmt“,

erläutert Böcker. Die Spektren geben

Aufschluss über die Zusammensetzung

der Metaboliten, lassen aber noch keine

Rückschlüsse auf die Molekülstruktur zu.

Strukturformeln „googeln“

Jetzt kommt die neu entwickelte

Software ins Spiel. Die funktioniert

so ähnlich wie eine Internetsuchma-

schine: Doch statt nach Suchbegriffen

„googeln“ die Bioinformatiker nach In-

formationen, die das vorliegende Mas-

senspektrum in eine Strukturformel

übersetzt. „CSI:FingerID“ durchforstet

dafür Online-Datenbanken, in denen

Wissenschaftler weltweit Informationen

und Strukturformeln von Metaboliten pu-

blizieren

(www.csi-fingerid.org

). 

US

Prof.Dr.Sebas-

tianBöckerprä-

sentiertdieneue

Suchmaschine

„CSI:FingerID“.

Kontakt:

Tel.:03641/946450

E-Mail:sebastian. boecker@uni-jena.de

Foto:J.Scheere

Kontakt:

Dr.MarkusBern-

hardt-Römermann

Tel.:03641/949435

E-Mail:markus.bern- hardt@uni-jena.de

Foto:Bernhardt-Römermann

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einEnglish:www.uni-jena.de/en/uni_journal_12_2015.html

]

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einEnglish:www.uni-jena.de/en/uni_journal_12_2015.html

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