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Uni-Journal Jena12/15
Forschungsprojekte
Portal bündelt Flut digitaler Daten
Informatiker bauen nationale Dateninfrastruktur mit auf
Der deutsche Verband für biologische
Daten („German Federation for Biologi-
cal Data“ – kurz GFBio), an dem auch
Informatiker der Universität Jena betei-
ligt sind, wird von der Deutschen For-
schungsgemeinschaft (DFG) mit 5,8 Mil-
lionen Euro gefördert. Ziel des 2013 ins
Leben gerufenen Forschungsverbunds
ist der Aufbau einer nationalen Datenin-
frastruktur im Bereich der Biologie und
Umweltwissenschaften.
Innovative Forschung sowie neue
Techniken im Bereich der Umweltwis-
senschaften und Ökosystemforschung
liefern heute eine Flut an digitalen Da-
ten. Doch um etwa Veränderungen in
der Zusammensetzung von Tier- und
Pflanzengemeinschaften, die durch den
Klimawandel bedingt sind, über Jahr-
zehnte hinweg erfassen und auswerten
zu können, müssen die Daten langfris-
tig gesichert und zugänglich sein. „Das
setzt ein strukturiertes Datenmana-
gement voraus“, sagt Prof. Dr. Birgitta
König-Ries.
Genau das ist das Ziel des Verbandes
GFBio, in dem insgesamt 19 Partner aus
ganz Deutschland zusammenarbeiten
und an dem neben dem Team um Prof.
König-Ries auch Arbeitsgruppen des
Max-Planck-Instituts für Biogeochemie
in Jena sowie des Helmholtz-Zentrums
für Umweltforschung (UFZ) und der Uni-
versität Leipzig beteiligt sind: Bereits
vorhandene molekulare und ökologische
Daten sollen in einem Portal vereinigt
und vereinheitlicht werden. Vor allem
aber will GFBio einen Rundum-Service
für die Nutzung wissenschaftlicher Da-
ten bieten. Dazu unterstützt der Verband
Wissenschaftler bei der Projektplanung,
der Datenerfassung und -visualisierung
sowie bei der anschließenden Lang-
zeitarchivierung. Dieser ganzheitliche
Ansatz und die Zusammenführung von
Genom-, Umwelt- und Sammlungsdaten
sind international einmalig.
Die Jenaer Arbeitsgruppe von Prof. Dr.
Birgitta König-Ries ist in diesem Projekt
für den Aufbau des GFBio-Portals zu-
ständig, das als zentraler Einstiegspunkt
fungieren und verschiedene Services
für die Dateneinreichung (Data Submis-
sion), Datensuche und Datenanalyse
bereitstellen soll.
Gemeinsam mit den lokalen Koopera-
tionspartnern in Jena, Halle und Leipzig
werden Prof. König-Ries und ihr Team
in der nun beginnenden Projektphase
das neue Portal umfangreichen Benut-
zertests unterziehen. Die Informatiker
erhalten dafür in den kommenden drei
Jahren über 500000 Euro.
US
Prof.Dr.Birgitta
König-Ries(r.)und
FelicitasLöfflerar-
beitenimVerband
GFBio.
Kontakt:
Tel.:03641/946430
oder946413
E-Mail:birgitta. koenig-ries@uni- jena.de,felicitas. loeffler@uni-jena.deDeutsch lernen auf gepackten Koffern?
Projekt untersucht den Zusammenhang von Spracherwerb und Migration
Deuten lange Schlangen vor
den Goethe-Instituten auf
eine bevorstehende Ausrei-
sewelle in Richtung Deutsch-
land hin? Lässt sich über-
haupt ein Zusammenhang
zwischen Spracherwerb und
Migration feststellen? Fragen
wie diesen wollen Jenaer
Wissenschaftler in dem Pro-
jekt „Spracherwerb und Mi-
gration“ nachgehen, für das
sie von der Deutschen For-
schungsgemeinschaft (DFG)
mit 120 000 Euro gefördert
werden.
„Welche Motivation haben
Ausländer, die deutsche Spra-
che zu erlernen?“, fragt Prof. Dr. Silke
Übelmesser. Die Inhaberin des Lehr-
stuhls für Finanzwissenschaft kann für
ihre auf zunächst zwei Jahre angelegte
Forschung auf einen Datenschatz zugrei-
fen, der bislang noch nicht erschlossen
ist: die Jahrbücher des Goethe-Instituts
aus den vergangenen 52 Jahren. In den
Jahrbüchern erfasst sind alle Institute in
Deutschland und weltweit.
In einem ersten Teil des Projekts soll
untersucht werden, wie groß die Nach-
frage nach Sprachkursen ist und unter
welchen Umständen Migranten ihre
Sprachkenntnisse erwerben. Im zweiten
Teil des Projekts möchte Prof. Übelmes-
ser analysieren, welche Auswirkungen
die Möglichkeit des Spracherwerbs auf
Migration hat. Welche Rolle
spielen zum Beispiel neu
gegründete Institute für die
Zuwanderung?
„Allein im Jahr 2012 gab
es weltweit 246 600 Kurs-
teilnehmer“, sagt Prof. Übel-
messer. Denkbar seien die
unterschiedlichsten Mo-
tive und Faktoren für einen
Deutschkurs. Doch auf die
individuelle Ebene soll nicht
geschaut werden; vielmehr
sollen Zusammenhänge auf
aggregierter Ebene im Mit-
telpunkt stehen. Aufschlüsse
erhofft Silke Übelmesser da-
für, aus den Daten des Goe-
the-Instituts der Jahre 1962 bis 2013 zu
gewinnen.
Das Projekt „Spracherwerb und Mi-
gration“ solle sowohl einen Beitrag zur
Forschung als auch zur politischen De-
batte liefern, sagt Prof. Übelmesser. So
könne Spracherwerb als ein Faktor für
das Gelingen oder Scheitern von Integ-
ration betrachtet werden.
sl
Foto:Günther
Prof.Dr.SilkeÜbelmesserdurchforstetfürihrneuesDFG-Projektu.a.
dieJahrbüchersämtlicherGoethe-Institutedervergangenen52Jahre.
Kontakt:
Prof.Dr.SilkeÜbel-
messer
Tel.:03641/943231
E-Mail:silke.uebel- messer@uni-jena.deFoto:Kasper