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Uni-Journal Jena12/15

Forschung

Zeitvertreib für chemischen Rechner

Chemiker veröffentlichen neuen Meilenstein ihres „Zuckercomputers“

Als Zeitvertreib in langweiligen Schul-

stunden ist es beliebt, das Spiel Tic-Tac-

Toe. Gewonnen hat, wer es schafft, drei

Punkte oder Kreuze in eine Reihe zu

bekommen.

Den Chemikern Prof. Dr. Alexander

Schiller und Martin Elstner ist es jetzt

gelungen, mit ihrem „Zuckercomputer“

Tic-Tac-Toe zu spielen. Die Ergebnisse

ihres Versuchs haben sie im „Journal of

Chemical Information and Modeling“ der

American Chemical Society veröffent- licht (DOI: 10.1021/acs.jcim.5b00324). In ihrer Versuchsanordnung verwen-

den die Chemiker einen Algorithmus,

der ihnen anzeigt, welche Chemikalie als

nächstes in ein Reaktionsgefäß pipettiert

werden soll. Auf diese Weise werden

die Signale nicht in einen Stromfluss,

sondern in einen Materiefluss übersetzt

und verarbeitet. Im Gegensatz zu sei-

nem elektronischen „Kollegen“ kann

ein chemischer Computer viele unter-

schiedliche Signale verarbeiten, weil

es unzählige chemische Verbindungen

gibt. „Zuckercomputer“ wurde die Ap-

paratur genannt, weil Schillers Team mit

Zuckerlösung experimentiert, die in ver-

schiedene Sensor-Chemikalien appliziert

wird. Die dabei

ausgelösten Reak-

tionen werden als

Signale interpre-

tiert und mit Hilfe

eines Algorithmus‘

weitergegeben.

„Das Spiel Tic-

Tac-Toe war das

erste grafische

Computerspiel,

das 1952 an der

Universität Cam-

bridge auf einem

Rechner lief“, sagt

Alexander Schiller.

Im Gegensatz zu

dem damals ein-

gesetzten Rech-

ner sei der in Jena

entwickelte „Zu-

ckercomputer“ li-

mitiert, da er nicht

über einen mehr-

fach beschreibbaren Speicher verfügt.

„Die Eleganz unseres Rechners liegt

dafür im spektralen Multiplexing, das es

in der elektronischen Informationsverar-

beitung gar nicht gibt“, sagt Martin Elst-

ner. Während herkömmliche Computer

auf dem simplen Modell beruhen, dass

entweder ein Strom fließt oder nicht,

können die Bits des „Zuckercomputers“

verschiedene Farben annehmen. 

sl

Foto:Scheere

Prof.Dr.AlexanderSchillerundseinTeamentwickelneinen„Zuckercomputer“.Diechemische

Datenverarbeitungfunktioniertbereitssogut,dasssichdamitTic-Tac-Toespielenlässt.

Erfolgreicher Policy Mix

Was Innovationen bei der erneuerbaren Stromerzeugung voranbringt

Kontakt:

Tel.:03641/948113 E-Mail:alexander. schiller@uni-jena.de

Um den Anteil erneuerbarer Energie-

technologien zu erhöhen und die Ener-

giewende voranzutreiben, setzt die

deutsche Politik auf einen „Policy Mix“

aus technologie-, nachfragefördernden

sowie systemischen Maßnahmen. OB

und wie dieser Innovationen voran-

bringen kann, das haben Forscher vom

Fraunhofer-Institut für System- und In-

novationsforschung ISI, der Universität

Jena sowie der Gesellschaft für Wirt-

schaftliche Strukturforschung (GWS)

mbH im Projekt GRETCHEN untersucht.

Demnach hat sich in der Stromerzeu-

gung in Deutschland in den vergangenen

Jahrzehnten ein rapider technologischer

Wandel vollzogen.

Darauf deutet der starke Anstieg bei

wissenschaftlichen Photovoltaik-Publika-

tionen oder die Zunahme von Patentan-

meldungen in den Bereichen Windkraft

und Photovoltaik hin. Prof. Dr. Uwe Cant-

ner unterstreicht: „Die Intensivierung

des Wissensaustausches unter ver-

schiedenen Akteuren des Innovations-

systems sowie stark gesunkeneTechno-

logiekosten sind weitere Indizien für die

positiven Innovationswirkungen des Po-

licy Mixes“. Hierdurch konnten deutsche

Hersteller erneuerbarer Energietechno-

logien neue Exportmärkte erschließen,

was der gesamtwirtschaftlichen Ent-

wicklung und Beschäftigung zugutekam,

so der Wirtschaftswissenschaftler. Aller-

dings deute sich in Deutschland aktuell

und besonders im Photovoltaik-Bereich

eine Abschwächung der Dynamik an.

Die Nachfrage fördern

Die Analysen des Projektteams ver-

deutlichen, dass technologiefördernde,

systemische und nachfragefördernde

Instrumente jeweils einen deutlichen

Einfluss auf den Technologiewandel ha-

ben. Die Analysen deuten dabei auf eine

zentrale Rolle nachfragefördernder Maß-

nahmen hin. Die resultierenden positi-

ven Innovationswirkungen können einen

sich selbst verstärkenden Prozess aus

Kostensenkung und Ausbau von erneu-

erbaren Energien in Gang setzen. PM

DervongrünenInnovationen–hiereinWind-

park–geprägteWandelinDeutschlandhat

sichzuletztetwasverlangsamt.

Foto:Kasper

WeitereInformati-

onenunter:www. projekt-gretchen.de/ index.html

Kontakt:

Prof.Dr.UweCant-

ner

Tel.:03641/943200

E-Mail:uwe.cantner@ uni-jena.de

[alsoavailablein

English:www.uni- jena.de/en/uni_ journal_12_2015. html]