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Uni-Journal Jena12/15
Umfrage
Welche wissenschaftl ichen Sam
Studierende verraten, welche Objekte aus den universitären
Bedingt durch mei-
nen Studiengang
kenne ich die Anti-
kensammlungen,
v. a. die Samm-
lung Antiker Klein-
kunst. Sie bildet
eine Grundlage
des Faches, des-
halb habe ich sie
bereits im ersten
Semester meines
Bachelorstudiums
kennengelernt. Im
fünften Semester
habe ich dann als
Hilfskraft angefan-
gen und betreue
seitdem auch die Sammlung, damit ver-
bundene Projekte und biete Führungen
für Schulklassen. Wir haben zwar keine
geregelten Öffnungszeiten, nehmen
aber immer gern Anfragen von Leuten
entgegen, die sich die Sammlung mit
Freunden oder der Familie ansehen
möchten.
Meine Lieblingsobjekte in der Samm-
lung Antike Kleinkunst sind die weiß-
grundigen Lekythen, über die ich meine
Bachelorarbeit geschrieben habe. An-
ders als die typischen antiken Gefäße
sind sie nicht schwarz grundiert. Sie
wurden im klassischen Athen in einem
Zeitraum von 70 Jahren als Grabgefäße
genutzt und zeigen sehr private Abbil-
dungen vom Umgang mit den Toten.
NickPetukat(23)studiertim
MasterKlassischeArchäologie
(1.FS).
Fotos(10):Wiedemann
KarolinUlbricht(32)studiert
SprachenundKulturendesAlten
VorderenOrientsim11.FS.
Wir haben gleich
im ersten Semes-
ter mit unseren
Dozenten die Hil-
precht-Sammlung
Vorderasiatischer
Altertümer be-
sucht. Sie ist die
zweitgrößte dieser
Art in Deutschland
und umfasst v. a.
Keilschrifttexte.
Sie ist zwar nicht
öffentlich, aber es
wird intensiv an ei-
ner Datenbank ge-
arbeitet, so dass
man bald weltweit
auf die Objekte zu-
greifen kann. Eine Tafel aus der Sammlung finde
ich besonders spannend. Auf ihrer Rückseite ist ein
Schreiber gezeichnet, ähnlich unserem heutigen
Gekritzel an Blatträndern. Wahrlich beeindruckend
ist allerdings der Stadtplan von Nippur, der älteste
Stadtplan der Welt.
An der Anatomischen Sammlung kommt der Me-
dizinstudent in Jena täglich vorbei. Spätestens bei
Institutsveranstaltungen, wie derWeihnachtstomie,
lernt man die Sammlung kennen.
Mein Lieblingsobjekt steht gleich am Beginn der
Sammlung. Es ist das Skelett einer 105-jährigen
Frau mit Z. n. Ostitis deformans Paget. Oft sind
Skelette, wie sie im Unterricht verwendet wer-
den, nicht sehr spannend. Dieses Präparat zeigt
allerdings, wie Erkrankung ein Skelett verändern
kann. Zum Beispiel sieht man einen verbogenen
und verkürzten Oberschenkelknochen und den da-
durch folgenden Beckenschiefstand, Skoliose und
Rundrücken. Beim genauen Betrachten des Präpa-
rats kann man sehr gut Folgen und Ursachen von
Erkrankungen erkennen sowie die Möglichkeiten
der Anpassungsfähigkeit des biologischen Systems
des Menschen.
Ich kann die Sammlung nur empfehlen, denn sie
gibt einen profunden und systematischen ersten Einblick in die Anatomie,
sie kann Interesse an Anatomie und Physiologie wecken und bei entspre-
chender Führung auch Zusammenhänge erklären.
MikeKörner(40)studiertHuman-
medizinundistimPraktischen
Jahr(11.FS).
MargheritaCragnolini(26)stu-
diertEvolution,EcologyandSys-
tematicsimMaster(5.FS).
Im Phyletischen Museum hat es mir das Skelett einer Fle-
dermaus, der SpeziesTaphozous melanopogon, besonders
angetan. Sie kommt von der Insel Lombok in Indonesien.
Das Skelett hat ein ganz erstaunliches Muster. Die vielen
kleinen, dünnen Knochen halten immer noch zusammen,
als ob die Fledermaus noch am Leben wäre. Das Beson-
dere daran ist, dass das Skelett so gut erhalten ist, weil
tropische Ameisen fast die komplette Reinigungsarbeit
übernommen haben.
Die Sammlung des Phyletischen Museums ist sehr groß
und variiert stark. Sein Gründer, Ernst Haeckel, gab dem
Museum den besonderen Fokus, den es noch heute hat. Es
zeigt die Entwicklung des Lebens. Man findet dort internati-
onale als auch regionale Proben, die sich nicht nur für Aus-
stellungen, sondern auch zu Forschungszwecken eignen.
Anne-KathrinHinz(25),Master-
absolventinimFachKunstge-
schichte.
Gerade für die Studierenden der Kunstgeschichte
ist die Kustodie ein Schatz. Es sind etwa Bilder
von den Anfängen der Uni bis hin zu den zeitge-
nössischen Stücken, wie dem Rektorenporträt von
Klaus Dicke, vorhanden. Allein wenn man durch das
Hauptgebäude geht, stößt man auf den reichen
Kunstschatz, etwa Ferdinand Hodlers Gemälde
in der Aula oder Stephan Hubers Weltkarte im 1.
Stock. Meine Lieblingsstücke sind die „Jena Bilder“
von Imi Knoebel, die im Frommannschen Anwesen
hängen. An ihnen lassen sich ganz grundsätzliche
Überlegungen der modernen Kunst zur Frage „Was
ist ein Bild?“ aufzeigen und die Verbindung zur Bild-
theorie herstellen.
Inzwischen arbeite ich als wissenschaftliche Mitar-
beiterin in der Kustodie, habe aber schon während
des Studiums mit den Objekten arbeiten können.