Background Image
Table of Contents Table of Contents
Previous Page  13 / 56 Next Page
Information
Show Menu
Previous Page 13 / 56 Next Page
Page Background

13

Uni-Journal Jena12/15

Electoralis“ digitalisiert, wissenschaft-

lich aufgearbeitet und virtuell zusam-

mengeführt.

Einer der interessantesten Bestände

ist zweifellos die Hilprecht-Sammlung

Vorderasiatischer Altertümer („Frau

Prof. Hilprecht Collection of babylonian

antiquities“). Dabei handelt es sich um

rund 3 300 archäologische Fundstücke,

darunter etwa 3000 Keilschrifttexte aus

annähernd 3000 Jahren. Berühmtestes

Exponat dieser nach dem Vorderasiati-

schen Museum Berlin umfangreichsten

Sammlung in Deutschland ist ein Stadt-

plan von Nippur aus dem 2. Jahrhundert

vor Christus, der als der bisher älteste

überlieferte Stadtplan gilt. Zu den kost-

barsten hingegen gehört die Orientali-

sche Münzsammlung. 1840 begründet,

umfasst sie rund 21000 numismatische

Objekte. Überaus selten sind die frühen

Orientfotografien der Alphons-Stübel-

Sammlung. Sie vereint mehr als 550

großformatige Originalabzüge aus der

Anfangszeit der Fotografie zwischen

1850 und 1890.

Zu jeder Zeit hätten neue Wissen-

schaftstheorien Spuren in den universitä-

ren Beständen hinterlassen, betontTilde

Bayer. Neue Sammlungen entstanden,

etwa im 19. und 20. Jahrhundert zur

Klassischen Archäologie, Orientalistik,

Geologie und Biologiedidaktik, andere

hätten sich mit den jeweils neuen Er-

kenntnissen gewandelt. Ein Prozess, der

nach wie vor anhält und in neue Samm-

lungen mündet, wie das Beispiel der

eingangs beschriebenen Röntgenfilme

zeigt oder das der 2010 durch die Fu-

sion zweier Sammlungen entstandenen

„Jena Microbial Resource Collection“

(JMRC). „Jede Sammlung ist in ihrer

Bedeutung einzigartig und es gibt kaum

eine, die einen Dornröschenschlaf führt.

Es ist der Universität immer wieder ge-

lungen, Forscher für die Sammlungen zu

interessieren, und vieleWissenschaftler

nutzen sie auch für die Lehre“, macht Dr.

Bayer deutlich.

Bedrohlicher Sparzwang

Doch einige der „Schatzkammern“

seien nicht so untergebracht, wie man

sich das wünschen würde. Die Univer-

sität bekenne sich ganz klar zu ihren

Sammlungen und Museen, unterstrich

auch kürzlich Uni-Präsident Prof. Dr. Wal-

ter Rosenthal. Allerdings stelle die defi-

zitäre Finanzierung der Universität auch

die Sammlungen vor große Probleme.

Insgesamt seien rund 15 Millionen Euro

notwendig, um alle wissenschaftlich

bedeutsamen Bestände der Universität

angemessen unterzubringen. Die Uni-

Leitung sieht das Land Thüringen in der

Pflicht, das der Universität jedoch einen

Sparkurs verordnet hat.

Die Universität hat nach Bayers Wor-

ten schon „viel Geld in die Hand genom-

men“, um etwa die Hilprecht-Sammlung

und die Kustodie in neuen Domizilen

unterzubringen. „Perspektivisch wün-

schen wir uns auch für andere Samm-

lungen bessere Bedingungen.“ Etwa für

die zur Ur- und Frühgeschichte, die teils

in ungeeigneten Kellern lagert; oder für

das Herbarium Haussknecht, mit rund

3,5 Millionen gepresster Pflanzen eines

der zehn größten weltweit – unterge-

bracht in 600 Quadratmetern Magazin,

wo 2000 notwendig wären.

Eine Hoffnung knüpft Tilde Bayer an

das Förderprogramm „Vernetzen – Er-

schließen – Forschen – Allianz für uni-

versitäre Sammlungen“ des Bundesfor-

schungsministeriums. Die Universität

hat einen Antrag für ein fachübergrei-

fendes Projekt mit Archäologen, Botani-

kern, der Kustodie, Mineralogen sowie

Ur- und Frühhistorikern erarbeitet. „Eine

solche Kooperation ist eine der wenigen

Möglichkeiten, sich überhaupt an der-

artigen Projekten zu beteiligen“, weiß

Bayer. Einen anderen Wunsch hat sich

die Universität bereits erfüllen können:

Unterstützt vom Land und der Freundes-

Gesellschaft der Universität entstand im

Hauptgebäude ein Ausstellungskabinett

für temporäre Expositionen von Uni-

Sammlungen und der mit ihnen verbun-

denen Forschung.

Uschi Lenk

Einesdergrößten

Herbarienweltweit:

dasHerbarium

Haussknecht.Rund

3,5MillionenPflan-

zenwerdenhierauf-

bewahrt.

Foto:Kasper

AufdemLaufband:DieRöntgenaufnahmeei-

nerRatteistTeilderjüngstenSammlungder

FSU,der„JenaCollectionofX-RayMovies“.

Nachrichten

WeitereInformatio-

nenzudenMuseen

undSammlungen

derUniversitätunter:

www.uni-jena.de/ Museen_Ueberblick. html.