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Uni-Journal Jena12/15
Electoralis“ digitalisiert, wissenschaft-
lich aufgearbeitet und virtuell zusam-
mengeführt.
Einer der interessantesten Bestände
ist zweifellos die Hilprecht-Sammlung
Vorderasiatischer Altertümer („Frau
Prof. Hilprecht Collection of babylonian
antiquities“). Dabei handelt es sich um
rund 3 300 archäologische Fundstücke,
darunter etwa 3000 Keilschrifttexte aus
annähernd 3000 Jahren. Berühmtestes
Exponat dieser nach dem Vorderasiati-
schen Museum Berlin umfangreichsten
Sammlung in Deutschland ist ein Stadt-
plan von Nippur aus dem 2. Jahrhundert
vor Christus, der als der bisher älteste
überlieferte Stadtplan gilt. Zu den kost-
barsten hingegen gehört die Orientali-
sche Münzsammlung. 1840 begründet,
umfasst sie rund 21000 numismatische
Objekte. Überaus selten sind die frühen
Orientfotografien der Alphons-Stübel-
Sammlung. Sie vereint mehr als 550
großformatige Originalabzüge aus der
Anfangszeit der Fotografie zwischen
1850 und 1890.
Zu jeder Zeit hätten neue Wissen-
schaftstheorien Spuren in den universitä-
ren Beständen hinterlassen, betontTilde
Bayer. Neue Sammlungen entstanden,
etwa im 19. und 20. Jahrhundert zur
Klassischen Archäologie, Orientalistik,
Geologie und Biologiedidaktik, andere
hätten sich mit den jeweils neuen Er-
kenntnissen gewandelt. Ein Prozess, der
nach wie vor anhält und in neue Samm-
lungen mündet, wie das Beispiel der
eingangs beschriebenen Röntgenfilme
zeigt oder das der 2010 durch die Fu-
sion zweier Sammlungen entstandenen
„Jena Microbial Resource Collection“
(JMRC). „Jede Sammlung ist in ihrer
Bedeutung einzigartig und es gibt kaum
eine, die einen Dornröschenschlaf führt.
Es ist der Universität immer wieder ge-
lungen, Forscher für die Sammlungen zu
interessieren, und vieleWissenschaftler
nutzen sie auch für die Lehre“, macht Dr.
Bayer deutlich.
Bedrohlicher Sparzwang
Doch einige der „Schatzkammern“
seien nicht so untergebracht, wie man
sich das wünschen würde. Die Univer-
sität bekenne sich ganz klar zu ihren
Sammlungen und Museen, unterstrich
auch kürzlich Uni-Präsident Prof. Dr. Wal-
ter Rosenthal. Allerdings stelle die defi-
zitäre Finanzierung der Universität auch
die Sammlungen vor große Probleme.
Insgesamt seien rund 15 Millionen Euro
notwendig, um alle wissenschaftlich
bedeutsamen Bestände der Universität
angemessen unterzubringen. Die Uni-
Leitung sieht das Land Thüringen in der
Pflicht, das der Universität jedoch einen
Sparkurs verordnet hat.
Die Universität hat nach Bayers Wor-
ten schon „viel Geld in die Hand genom-
men“, um etwa die Hilprecht-Sammlung
und die Kustodie in neuen Domizilen
unterzubringen. „Perspektivisch wün-
schen wir uns auch für andere Samm-
lungen bessere Bedingungen.“ Etwa für
die zur Ur- und Frühgeschichte, die teils
in ungeeigneten Kellern lagert; oder für
das Herbarium Haussknecht, mit rund
3,5 Millionen gepresster Pflanzen eines
der zehn größten weltweit – unterge-
bracht in 600 Quadratmetern Magazin,
wo 2000 notwendig wären.
Eine Hoffnung knüpft Tilde Bayer an
das Förderprogramm „Vernetzen – Er-
schließen – Forschen – Allianz für uni-
versitäre Sammlungen“ des Bundesfor-
schungsministeriums. Die Universität
hat einen Antrag für ein fachübergrei-
fendes Projekt mit Archäologen, Botani-
kern, der Kustodie, Mineralogen sowie
Ur- und Frühhistorikern erarbeitet. „Eine
solche Kooperation ist eine der wenigen
Möglichkeiten, sich überhaupt an der-
artigen Projekten zu beteiligen“, weiß
Bayer. Einen anderen Wunsch hat sich
die Universität bereits erfüllen können:
Unterstützt vom Land und der Freundes-
Gesellschaft der Universität entstand im
Hauptgebäude ein Ausstellungskabinett
für temporäre Expositionen von Uni-
Sammlungen und der mit ihnen verbun-
denen Forschung.
Uschi Lenk
Einesdergrößten
Herbarienweltweit:
dasHerbarium
Haussknecht.Rund
3,5MillionenPflan-
zenwerdenhierauf-
bewahrt.
Foto:Kasper
AufdemLaufband:DieRöntgenaufnahmeei-
nerRatteistTeilderjüngstenSammlungder
FSU,der„JenaCollectionofX-RayMovies“.
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