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Uni-Journal Jena12/15
Nachrichten
Global Denken – lokal Handeln
2016 ist das International Year of Global Understanding
In einer gemeinsamen Erklärung riefen
am 13. September 2015 im südafrikani-
schen Durban die dreiWeltdachverbände
der Natur-, Sozial- und Geisteswissen-
schaften – das International Council for
Science (ICSU), das International Social
Science Council (ISSC) und das Interna-
tional Council for Philosophy and Human
Sciences (CIPSH) – das Jahr 2016 als In-
ternational Year of Global Understanding
(IYGU) aus.
Das internationale Themenjahr wirbt
für eine neue Perspektive auf den ei-
genen Alltag, indem die lokale Lebens-
weise in einem globalen Zusammen-
hang gedacht wird. Damit soll zu einem
besseren Verständnis von lokalen und
globalen Zusammenhängen beigetragen
werden und Unterstützung für politische
Initiativen, die sich globalen Herausfor-
derungen wie dem Klimawandel, der Er-
nährungssicherheit oder der Migration
annehmen, angeregt werden.
„Wir wollen Brücken zwischen glo-
balem Denken und lokalem Handeln
bauen“, sagt Prof. Dr. Benno Werlen von
der Friedrich-Schiller-Universität Jena.
„Nur wenn wir die Auswirkungen unse-
rer alltäglichen Entscheidungen – z. B.
beim Essen, Trinken oder Arbeiten – auf
den Planeten als Ganzes verstehen, kön-
nen wir sinnvolle und effektive Verände-
rungen vornehmen“, so Werlen, der das
Themenjahr initiiert hat.
Die Übersetzung von wissenschaft-
lichen Erkenntnissen in eine nachhalti-
gere Lebensweise steht insbesondere
im Fokus des IYGU 2016. Besonders in
den drei Feldern Forschung, Bildung und
Information sind eine Reihe von Aktivitä-
ten und Initiativen geplant.
Nachhaltigere Lebensweise
An jedem Tag des Jahres 2016 soll
im Rahmen des IYGU anhand eines
Praxisbeispiels eine nachhaltigere Le-
bensweise beworben werden. Mit so-
genannten „Fibeln des Alltags“ wird
darüber hinaus auf die kulturelle und
lokale Vielfalt nachhaltiger Alltagspraxis
hingewiesen und ein entsprechender
Wandel angestoßen.
Mit dem Fokus auf konkrete, lokale
Handlungen eröffnet sich zugleich die
Möglichkeit, neue Ideen für Schul-
Curricula oder zukünftige Forschungs-
programme zu generieren und bereits
bestehende Projekte zu komplementie-
ren. Der Bottom-up-Ansatz des Interna-
tionalen Jahres ergänzt z. B. die globale
Forschungsinitiative „Future Earth“ oder
die „Post-2015 Development Agenda“
der Vereinten Nationen sowie die UN-
Dekade „Bildung für Nachhaltige Ent-
wicklung“.
Alltagspraktiken verändern
Als ein eindrückliches Beispiel dafür,
wie kulturell sensibleWissenschaft eine
Veränderung von Alltagspraktiken im
Sinne globaler Nachhaltigkeit erreichen
kann, führt Benno Werlen die Umwelt-
verschmutzung durch Plastikmüll in
Ruanda an. „Ein verbreitetes und hart-
näckiges Problem. Ausschlaggebend
war schließlich die Einsicht, dass Plastik
für wiederkäuendeTiere – insbesondere
für die in Ruanda kulturell bedeutsamen
Kühe – gefährlich ist. Schließlich nahm
sich die Umweltgesetzgebung des Prob-
lems an. Aus Plastik hergestellte Gegen-
stände wie Flaschen,Tüten usw. wurden
verboten, mit dem Ergebnis, dass heut-
zutage in Ruanda kaum noch Gegenden
zu finden sind, die durch Plastikmüll ver-
schmutzt sind“, sagt Werlen.
So werden die Aktivitäten des Inter-
nationalen Jahres weltweit von ca. 50
„Regional Action Centers“ initiiert und
koordiniert. Das IYGU-Generalsekreta-
riat in Jena wird die Koordination dieser
Zentren übernehmen.
Weitere Informationen zum Internati-
onal Year of Global Understanding sind
im Internet abrufbar unter: www.global-
understanding.info. PMBeiderProklamation
desThemenjahres
inJena:(v.l.)Ober-
bürgermeisterDr.
AlbrechtSchröter,
Uni-PräsidentProf.
Dr.WalterRosenthal
undderInitiator
Prof.Dr.Benno
Werlen.
Foto:Kasper