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Uni-Journal Jena12/15

Nachrichten

Meilenstein der Reformation

Druckschrift aus der ThULB zum UNESCO-Weltdokumentenerbe ernannt

Die Organisation der Vereinten Nationen

für Erziehung, Wissenschaft und Kultur

(UNESCO) hat das von ihr geführteWelt-

dokumentenerbe erweitert. Seit Okto-

ber 2015 zählt auch eine Druckschrift

aus der Thüringer Universitäts- und Lan-

desbibliothek Jena (ThULB) dazu: Martin

Luthers „Deutsche Messe“ von 1526.

Bei den durch das Leibniz-Institut

für Europäische Geschichte in Mainz in

Kooperation mit internationalen Luther-

forschern ausgewählten insgesamt 14

Handschriften und Drucken handelt es

sich um Meilensteine der Reformation.

Gleich fünf der neu aufgenommenen

Dokumente stammen aus Thüringer

Bibliotheken und Archiven. „Mit der

Schrift ‚Deutsche Messe und Ordnung

Gottesdiensts‘ bot Luther erstmals die

komplette Liturgie des Hauptgottes-

dienstes in deutscher Sprache“, erläutert

Prof. Dr. Christopher Spehr. Der Inhaber

des Lehrstuhls für Kirchengeschichte

hat bei der Vorbereitung des Antrages

und der Auswahl mitgewirkt. „Durch

diese Schrift wurde der lutherische Got-

tesdienst für Jahrhunderte maßgeblich

geprägt.“

Luthers „Deutsche Messe“

Das vorliegende Exemplar von Lu-

thers „Deutscher Messe“ stammt

aus der Werkstatt des Wittenberger

Buchdruckers Michael Lotter. Die Ti-

telseite ist mit einer Rahmung aus der

Werkstatt Lucas Cranachs des Älteren

geschmückt. Das aus Text- und Noten-

teilen bestehende Werk erschien in drei

aufeinanderfolgenden Auflagen (A bis C).

Das ThULB-Exemplar ging aus dem

zweiten Druck (B) hervor. „Es handelt

sich um das einzige bekannte vollstän-

dige Exemplar dieser Auflage“, sagt Dr.

Joachim Ott. „Neben diesem Exemplar

existiert nur eine weitere, jedoch unvoll-

ständige Ausgabe in der Bibliothek Wol-

fenbüttel“, so der Leiter des Bereichs

Handschriften und Sondersammlungen

der ThULB weiter.

Das 17,5 Zentimeter hohe, 14 Zen-

timeter breite und etwa 3 Millimeter

dicke Exemplar ist Teil eines in Perga-

ment gebundenen Sammelbandes mit

32 Schriften der Reformatoren und ihrer

Obrigkeiten zu Fragen kirchlicher Verord-

nungen. Er gehörte zur Bibliothek des

Juristen und Historikers Christian Gott-

lieb Buder (1693-1763), die dieser den

ernestinischen Herzögen vererbte und

die in den Bestand der heutigen ThULB

aufgenommen wurde. 

US

DasJenaerExemplar

vonMartinLuthers

„DeutscherMesse“

von1526,dasvonder

UNESCOzumWelt-

dokumentenerbe

erklärtwordenist.

Foto:Kasper

Ehrung für einen

mutigen Theologen

Mit der feierlichen Enthüllung einer Ge-

denktafel (Foto) ist am 19. November der

Theologe Gerhard von Rad gewürdigt

worden. Die Tafel wurde am Löbder-

graben neben dem Universitätshaupt-

gebäude angebracht. An dieser Stelle

befand sich einst das Theologische

Seminar. Im gleichen Gebäude hatte

Friedrich Schiller seine Antrittsvorlesung

gehalten.

Der Theologe

Gerhard von Rad

(1901-1971) lehrte

in den Jahren von

1934 bis 1945

Altes Testament

an der Theologi-

schen Fakultät.

Der gebürtige

Nürnberger gilt als Wiederentdecker

der „Theologie des Alten Testaments“,

eine Zuschreibung, die zugleich auf sein

wissenschaftliches Hauptwerk verweist,

dessen Vorarbeiten in seine Jenaer Zeit

fallen: ein Kommentar zum 1. Buch

Mose, der in der Reihe „Das Alte Testa-

ment Deutsch“ erschien. 

sl

Foto:Günther

Mechanismen des Alterns

FSU an neuem Graduiertenkolleg beteiligt

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft

(DFG) hat gerade das neue Graduierten-

kolleg (GRK) 2155 „ProMoAge“ bewil-

ligt, das an der Martin-Luther-Universität

Halle-Wittenberg angesiedelt ist und von

der Friedrich-Schiller-Universität Jena

(FSU) mitbetrieben wird. Die DFG för-

dert das Graduiertenkolleg mit 5,1 Mil-

lionen Euro über zunächst viereinhalb

Jahre.

Hauptziel des Graduiertenkollegs

„Protein Modification: Ageing“ („Pro-

MoAge“) ist die Erforschung von soge-

nannten posttranslationalen Proteinmo-

difikationen (PTM) zellulärer Proteine als

ein Schlüsselmechanismus des Alterns

und deren Einfluss auf alternsrelevante

Signalproteine und epigenetische und

transkriptionelle Regulationsprozesse.

Kenntnisse über diese molekularen

Mechanismen, die zu altersabhängigen

Einschränkungen von Organfunktionen

führen, können dazu beitragen, den Ge-

sundheitszustand älterer Menschen zu

verbessern. Deshalb sind weitere große

Ziele die Identifikation neuer Biomar-

ker für das Altern und altersassoziierte

Erkrankungen, aber auch die Qualifizie-

rung junger Wissenschaftlerinnen und

Wissenschaftler für eine Laufbahn im

Bereich der interdisziplinären Alternsfor-

schung. Offiziell startet das GRK am 1.

Juli 2016.

Forschungslücke schließen

Das neue Kolleg schließe „eine be-

stehende Lücke“ in Deutschland in der

Alternsforschung, die bereits beste-

hende GRK oder Sonderforschungsbe-

reiche bislang nicht abdecken, sagt GRK-

Sprecher Prof. Dr. Andreas Simm vom

Forschungslabor der Herzchirurgie am

Universitätsklinikum Halle. Zusammen

mit der Gruppe von Prof. Dr. Regina

Heller vom Universitätsklinikum Jena

und dem Leibniz-Institut für Alternsfor-

schung Jena (Fritz-Lipmann-Institut) ist

der Antrag für das „ProMoAge“-Gradu-

iertenkolleg gestellt worden, „da sich

die Einrichtungen in ihrer Forschung zum

Thema Altern optimal ergänzen“. 

PM