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Uni-Journal Jena11/14
Profile
Kulturelle Vielfalt
Prof. Haun erforscht das Besondere am Menschen
Was leisten
Ökosysteme?
Prof. Bonn verstärkt das
iDiv in Jena und Leipzig
Risiken der Finanzmärkte
Prof. Pigorsch analysiert statistische Modelle
„Menschen sind viel stärker von ihrer
Kultur geprägt als wir oft annehmen“, ist
Prof. Dr. Daniel Haun (Foto) überzeugt.
Der neue Lehrstuhlinhaber für Entwick-
lungspsychologie denkt dabei z. B. da-
ran, dass Menschen aus verschiedenen
kulturellen Kontexten sich nicht nur in ih-
ren Gewohnheiten, Normen undWerten
unterscheiden, sondern auch darin, wie
sie ihre Umwelt wahrnehmen und ver-
arbeiten. Diese kulturellen Unterschiede
und Variablen erforscht der 37-jährige,
gebürtige Bad Kreuznacher.
Und dafür verlässt er auch schon ein-
mal die menschliche Spezies und wid-
met sich den Menschenaffen. „Erst im
Vergleich mit anderen, nah verwandten
Arten werden die Besonderheiten des
Menschen sichtbar“, erklärt Haun. „Auch
Schimpansen haben Kultur. Aber die
menschliche Kultur hat eine grundlegend
andere Struktur. Ich möchte wissen, wa-
rum.“ Und so ist es nicht verwunderlich,
dass Haun und seinTeam sich manchmal
monatelang bei ihrer Feldforschung auf
die Spuren von Affen und menschlichen
Ureinwohnerkulturen in Südamerika,
Afrika und Südost-
asien begeben.
Pr o f.
Ha un
war bereits in
den USA, in den
Niederlanden, in
Gr oßb r i t ann i en
und zuletzt als
Forschungsgrup-
penleiter am Max-
P l a n ck - I n s t i t u t
für Evolutionäre
Anthropologie in
Leipzig und am Max-Planck-Institut für
Psycholinguistik in Nijmegen tätig, bevor
er nach Jena wechselte. Und hier ma-
chen ihn nicht nur seineTattoos und sein
Forschungsfeld zu etwas Besonderem.
Auch seine Einstellung, dass Biologie
und Anthropologie „Schwesterfächer
der Psychologie“ sind, teilen nicht alle
Wissenschaftler. Diese Grundeinstellung
will er auch seinen Studierenden vermit-
teln: „Neben den Grundlagen sollen
Studierende die Perspektive erwerben,
dass der Mensch auch nur eines der vie-
len Tiere ist, die die Welt bevölkern.“ AB
Foto:Günther
„Wie stark der
DAX
mo r gen
schwankt, das
kann man heute
schon recht gut
voraussagen“, sagt
Prof. Dr. Christian
Pigorsch (Foto)
und weist darauf
hin, dass große
Schwa n k ungen
ein hohes Risiko
bedeuten. „Wo
der DAX morgen steht, das kann man
aber nicht sagen“, schränkt der neue
Lehrstuhlinhaber für Wirtschafts- und
Sozialstatistik ein.
Der Neu-Thüringer erforscht die Risi-
ken an Finanzmärkten und wie man sie
messen, abbilden und ggf. sogar steu-
ern kann. Dazu entwickelt und analysiert
der 38-jährige, gebürtige Wismarer, der
in Kiel Volkswirtschaftslehre studiert
hat, u. a. Modelle zur Quantifizierung
der Risiken. Damit hat er sich bereits in
seiner Dissertation beschäftigt, die er
2007 an der Ludwig-Maximilians-Uni-
versität München abgeschlossen hat.
Zur Messung der Risiken betrachtet er,
der gerne auch etwas formaler arbeitet,
primär zeitstetige Finanzmarktmodelle.
Diese seien zwar oftmals komplexer als
zeitdiskrete Modelle, erlauben dem For-
scher aber in vielen Fällen bestmögliche
Strategien herzuleiten. „Beispielsweise
sind diese Modelle besser geeignet, um
optimale Absicherungen zu bestimmen“,
erläutert Prof. Pigorsch und nennt als
Beispiel Kerosinverbrauch und -beschaf-
fung bei einer Fluglinie.
Dass Statistik nicht zu den Lieb-
lingsthemen der meisten Studierenden
gehört, ist Pigorsch bewusst. Doch der
verheiratete Vater zweier Töchter will die
Studierenden motivieren, die „Bedeu-
tung von Statistik schätzen zu lernen“.
Nach Forschungsaufenthalten in den
USA, seiner Juniorprofessur in Bonn und
einer Vertretungsprofessur in Bielefeld,
freut sich Pigorsch nun auf seine Arbeit
in Jena – auch weil er „die sehr offenen
Thüringer“ schätzt.
AB
Foto:Bernhardt
Aletta Bonn (Foto)
ist zur Professo-
rin für „Ecosys-
tem Ser vices“
ernannt worden.
Die gemeinsame
Berufung von Uni-
versität Jena und
Helmholtz-Zent-
rum für Umwelt-
forschung (UFZ) ist
Teil des Beitrags
des UFZ für das
Deutsche Zentrum für integrative Biodi-
versitätsforschung (iDiv) in Leipzig.
„Ich freue mich, dass ich mit meinem
Team dazu beitragen kann, die Biodiver-
sitätsforschung national und internatio-
nal voranzubringen“, so Aletta Bonn. Die
45-jährige Mutter von drei Kindern lebt
mit ihrer Familie in Berlin und arbeitet in
Jena und Leipzig.
Prof. Bonn untersucht mit ihremTeam,
wie die Leistungen von Ökosystemen
identifiziert und quantifiziert werden
können, auf welche Art und Weise die
biologische Vielfalt, Ökosystemfunkti-
onen und -leistungen miteinander ver-
knüpft sind, welche Synergien und Kon-
flikte es zwischen ihnen gibt und wie
Biodiversität und Ökosystemleistungen
geschützt werden können.
Das Ökosystemleistungskonzept
verbindet Forschung zu Biodiversität
und Ökosystemfunktionen mit dem
menschlichen Wohlbefinden – und
bildet somit Brücken zwischen Fach-
disziplinen und politischen Sektoren.
Daher liegt ein Hauptaugenmerk der
Arbeit von Aletta Bonn auf partizipa-
tiven Methoden an der Schnittstelle
Wissenschaft-Gesellschaft-Politik.
Aletta Bonn leitet das Citizen-Science-
Kapazitätsentwicklungsprogramm Bür-
GEr schaffenWISSen (GEWISS), das sie
mit dem Museum für Naturkunde Berlin
und dem GEWISS-Konsortium aufbaut.
Aletta Bonn studierte Biologie an
der FU Berlin, der University of Bangor
(Wales) und an der TU Braunschweig,
wo sie 2000 promoviert wurde. Von
2001 bis 2012 arbeitete sie an der Uni-
versity of Sheffield sowie dem Peak Dis-
trict National Park und der International
Union for Nature Conservation (IUCN) in
Großbritannien im Bereich partizipativer
Naturschutzforschung. Zuletzt arbeitete
sie seit 2012 an der FU Berlin und am
UFZ.
PM
Foto:Günther