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Uni-Journal Jena11/14
Bakterien als Dauergäste
Prof. Löffler leitet die Medizinische Mikrobiologie
Pilzinfektionen verstehen
Prof. Jacobsen forscht am HKI
Ist Krieg
berechtigt?
Prof. Burke untersucht
Internationales Recht
Profile
Ilse Jacobsen (Foto) ist neue Profes-
sorin für Mikrobielle Immunologie. Mit
ihrer am Leibniz-Institut für Naturstoff-
Forschung und Infektionsbiologie –
Hans-Knöll-Institut (HKI) angesiedelten
Arbeitsgruppe, forscht sie an lebensbe-
drohlichen Infektionen, die von Pilzen
wie Candida albicans und Aspergillus
fumigatus ausgelöst werden können.
Ilse Jacobsen hat in Hannover und
Pretoria Tiermedizin studiert. Bereits
nach ihrer Promotion 2007 in Hannover
über ein Bakterium, das eine Lungenin-
fektion bei Schweinen auslöst, kam sie
nach Jena ans HKI. „Jena hat mir gleich
gefallen. Das einzige was mir hier fehlt,
ist das Meer. Ich bin direkt an der Küste
groß geworden und jeden Morgen mit
dem Fahrrad am Wasser zur Schule ge-
fahren.“ Doch die neuen wissenschaftli-
chen Herausforderungen, die in Jena auf
sie warteten, entschädigten: eine eigene
Arbeitsgruppe mit eigener Ausrichtung.
„Nur imTeam mit einer gut organisierten
Arbeitsteilung kann man heute Antwor-
ten auf die komplexen Fragen und He-
rausforderungen der Wissenschaft fin-
den – das ist toll!“
Mentorin für junge
Wissenschaftler
sein, auf diese
Aufgabe freut sie
sich.
Ilse Jacobsen
nimmt in ihrer
Forschung beide
Beteiligten einer
Infektion in den
Blick: den Erreger
und den Wirt. Was
passiert bei einer Infektion?Warum führt
sie zu bestimmten Krankheitsbildern?
„Was mich motiviert ist, dass es im-
mer noch viele Fragen ohne Antworten
gibt“, sagt die Wissenschaftlerin. Ihre
Idealvorstellung: Wissenschaftler aus
unterschiedlichen Gebieten arbeiten
gemeinsam an einem Problem. Eine Ar-
beitsweise, die sie am Jenaer Beuten
berg längst etabliert hat und nur ein
Grund, warum sie auch ein Ruf der Uni-
versität Leipzig nicht von hier fortlocken
konnte. „Jena ist als Standort der Infekti-
onsbiologie sehr stark aufgestellt.“ tik
Foto:Günther
Es gibt für Staa-
ten ein Recht auf
Se l b s t ve r t e i d i -
gung, aber keines
auf Kriegsführung.
Doch Kriegsrecht
ist auf Kämpfe wie
den Zweiten Welt-
krieg ausgerichtet,
nicht auf aktuelle
Konflikte, weiß
Prof. Dr. Ciarán
Burke (Foto). Der
Professor für Internationales Recht un-
tersucht, ob es Ausnahmen des Kriegs-
verbots gibt, die sich aus dem Recht
ableiten lassen. Der gebürtige Ire denkt
dabei an den Schutz der Menschen-
rechte, wenn es etwa zum Genozid in
einem Land kommt. Der mit 30 Jahren
berufene und derzeit jüngste Professor
der FSU versucht, generelle Prinzipien
zu entwickeln, damit auch Eingriffe von
außen, die der Durchsetzung des Völker-
rechts dienen, juristisch geregelt sind.
Dabei ist es Prof. Burke bewusst, dass
er auf einem schmalen Grat wandert. Er
setzt auf „Equity“ – das sind ergänzende
Regeln zum gängigen Recht, mit denen
Gerechtigkeit geschaffen werden kann.
Er hat dieses Thema bereits in seiner
Promotion, die er am Europäischen
Hochschulinstitut (EUI) in Florenz abge-
legt hat, in Bezug auf humanitäre Inter-
ventionen rechtsvergleichend dargelegt.
Seine Beschäftigung mit Recht ist seit
seinem Studium international angelegt:
In Irland, Frankreich, den Niederlanden,
Italien, Deutschland und Belgien hat er
inzwischen gearbeitet. Der polyglotte
Wissenschaftler kann sich in zehn Spra-
chen verständigen, läuft Marathon und
betätigt sich als Sänger. Bevor er nach
Jena wechselte war er an der Uni Passau
Dozent und Moot-Court-Trainer. Diese
Erfahrungen mit Gerichtssimulationen
war ein wesentlicher Grund für seinen
Ruf an die Jenaer Universität. Hier leitet
er nun das Law & Language-Center der
Rechtswissenschaftlichen Fakultät und
ist auch für die Auswahl und Schulung
der Studierenden zuständig, die sich für
den Philip C. Jessup International Law
Moot Court interessieren.
Momentan treiben ihn vor allem die
zahlreichen bewaffneten Konflikte um:
ihre juristische Einordnung, aber vor al-
lem die humanitären Katastrophen, die
sie erzeugen.
AB
Foto:Kasper
Foto:Szabó
Die Erfahrung,
wie heftig und
schmerzhaft Bak-
terieninfektionen
se i n können ,
hat nahezu je-
der schon einmal
gemacht – die
schnelle und kon-
sequente Antibio-
tikagabe lässt Mit-
telohrentzündung
oder Harnwegsin-
fekt aber meist rasch wieder ausheilen.
Manchmal jedoch schaffen es die Bak-
terien, im Körper in Deckung zu gehen,
sich festzusetzen und die Entzündung
später wieder aufflammen zu lassen.
Wie sich die Krankheitserreger tarnen
und was einen neuen Infektionsschub
auslösen kann, ist Forschungsgegen-
stand von Bettina Löffler (Foto). Als Pro-
fessorin für Medizinische Mikrobiologie
leitet die 41-jährige Medizinerin seit
August das gleichnamige Institut des
Uniklinikums.
Ihr besonderes Augenmerk gilt Infek-
tionen mit dem Bakterium Staphylococ-
cus aureus, das zum Beispiel schwer zu
behandelnde Herzklappenentzündun-
gen, Knocheninfektionen oder Prothe-
seninfektionen verursachen kann. Als
Partnerin im Sepsis- und Infektionsfor-
schungsschwerpunkt plant die Mikrobio-
login ein eigenes Projekt im Zentrum für
Sepsis- und Sepsisfolgen CSCC, knüpft
aber auch Kontakte zu behandelnden
Ärzten, wie Orthopäden und Kardiochi-
rurgen.
Die Mutter dreier schulpflichtiger
Kinder ist in München geboren, hat in
ihrer Heimatstadt an der LMU Medizin
studiert und promoviert. Mit einem Sti-
pendium der DFG forschte sie am Gau-
biuslaboratorium im niederländischen
Leiden und wechselte anschließend an
die Uni Münster. Hier baute sie eine ei-
gene Forschungsgruppe auf, absolvierte
parallel die Ausbildung zur Fachärztin für
Mikrobiologie und Infektionsepidemiolo-
gie und habilitierte sich über Infektionen
durch Staphylococcus aureus.
vdG