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Uni-Journal Jena11/14

Beutenberg-News

Zucker verlängert Leben

Gealterte Mäuse haben erhöhten Glukosebedarf

Pflanzen und Insekten speichern Zucker-

verbindungen als Energievorräte. Zucker

können jedoch auch Teil eines tödlichen

Wettkampfs zwischen der Pflanze und

ihrem Schädling werden, haben Forscher

am Max-Planck-Institut für chemische

Ökologie heraus-

gefunden.

Viele Getreidear-

ten und Gräser

binden Zucker an

ihre Abwehrstoffe,

sogenannte Ben-

zoxazinoide, und

schützen sich so

davor, von ihren

eigenen Pflanzen-

schutzmitteln ver-

giftet zu werden.

Sobald aber ein

Insekt die Pflanze

anknabbert, spal-

tet ein Enzym aus

der Pflanze den

Zucker ab und aktiviert das Gift.

Die Forscher haben nun entschlüsselt,

warum diese Pflanzenabwehr bei Eulen-

falterraupen der Gattung Spodoptera

Zucker entgiftet

Wie Eulenfalterraupen Pflanzengift ausschalten

versagt. Sie fanden im Kot der Larven,

die als Maisschädlinge erheblichen wirt-

schaftlichen Schaden verursachen, Mo-

leküle der ursprünglichen pflanzlichen

Verbindung, die sich lediglich durch eine

anders angebundene Zuckergruppe un-

terscheiden. Im

Gegensatz zum

Pflanzenabwehr-

stoff kann die

neue Verbindung

nicht mehr enzy-

matisch in ein Gift

umgewandelt wer-

den. Die verkehrte

Wieder-Anbindung

des Zuckers stellt

somit eine sehr

einfache, aber

effektive Entgif-

tungsstrategie dar,

mit deren Hilfe Eu-

lenfalterraupen als

Schädlinge so er-

folgreich werden konnten, berichten die

Forscher in der Fachzeitschrift „Ange-

wandte Chemie – International Edition“

(DOI: 10.1002/ange.201406643).

Foto:Schroll

DerHeerwurmSpodopterafrugiperdaist

einerderwichtigstenMaisschädlingeinNord-

undSüdamerika.

Kohlenstoff,

verweile!

Pflanzen speichern

Kohlenstoff 23 Jahre

Pflanzen spielen im globalen Klimasys-

tem eine entscheidende Rolle – denn sie

saugen das Treibhausgas Kohlendioxid

aus der Luft. Viele Jahre oder Jahrzehnte

kann Kohlenstoff in Landökosystemen

gespeichert bleiben, bevor er als Kohlen-

dioxid erneut in die Atmosphäre gelangt.

Wie lang dieser Zyklus in unterschied-

lichen Klimazonen dauert, hat jetzt ein

internationales Forscherteam um Dr.

Nuno Carvalhais und Dr. Markus Reich-

stein vom Max-Planck-Institut für Bio-

geochemie bestimmt. Die durchschnitt-

liche Verweildauer des Kohlenstoffs

liegt weltweit bei 23 Jahren, berichten

die Forscher in der Fachzeitschrift Nature

(DOI: 10.1038/nature13731). In den Tro-

pen dauert es nur 15 Jahre, bis ein C-

Atom wieder freigesetzt wird, in hohen

Breiten dagegen 255 Jahre.

Eine überraschende Erkenntnis: Der

Niederschlag spielt für die Verweildauer

eine mindestens ebenso große Rolle

wie dieTemperatur. „Darauf muss in Zu-

kunft ein stärkeres Augenmerk gelegt

werden“, fordert Reichstein.

Die Forscher stellten zudem fest, dass

die Landökosysteme ca. 2800 Milliarden

Tonnen Kohlenstoff speichern – ca. 400

Milliarden Tonnen mehr als bisher ge-

dacht. Der Zuwachs ist vor allem auf ein

Plus an organischer Materie in den Bö-

den zurückzuführen. Erstmals erfassten

die Forscher den gesamten Kohlenstoff-

gehalt der Böden – nicht nur die Menge

im obersten Meter des Untergrundes,

wie bisherige Studien. Die Ergebnisse

sollen globale Klimamodelle verbessern.

DieWeltkartenveranschaulichendieVerweildauervon

KohlenstoffinLandökosystemen.Gegenden,indenen

dieseehervonderTemperaturabhängt,sindgelbbisrot

gefärbt.DieAbhängigkeitvomNiederschlagistandertür-

kisenbisblauenFärbungzuerkennen.

Abbildung:Carvalhais

Glukose, Kernbestandteil des Zuckers

in Nahrungsmitteln, trägt zur Energie-

versorgung aller Zellen und Gewebe im

Körper bei. Einer zuckerreichen Ernäh-

rung wurde bisher aufgrund der Ent-

stehung von Krankheiten, wie Diabetes

und Fettleibigkeit, eine gesundheits-

schädlicheWirkung zugeschrieben. Eine

neue Studie des Leibniz-Instituts für

Altersforschung – Fritz-Lipmann-Institut

(FLI) zeigt nun erstmals, dass gealterte

Mäuse einen erhöhten Bedarf an Glu-

kose aufweisen, um ihre Körperfunkti-

onen aufrechtzuerhalten. Eine glukose-

reiche Ernährung dieser Mäuse bewirkt

eine Verbesserung des Zell- und Gewe-

beerhalts und trägt so zur Verlängerung

der Gesundheitsspanne bei, schreiben

die Forscher in der Fachzeitschrift Na-

ture Communications (DOI: 10.1038/

ncomms5924).

Im Rahmen des Alterns kommt es

zu einer Verkürzung der Telomere, der

Endstücke der Chromosomen. Diese

begrenzt die Teilungsfähigkeit mensch-

licher Zellen und führt im Alter zu einer

Verminderung der Regenerationsfähig-

keit und damit zu einer Verminderung

des Erhalts funktionsfähiger Organe und

Gewebe.

Die neuen Ergebnisse der Arbeits-

gruppe von Prof. Dr. K. Lenhard Rudolph

am FLI zeigten nun, dass die Verkürzung

derTelomere den Energiebedarf von Zel-

len und Geweben erhöht. Die Gesund-

heits- und Lebensspanne von gealter-

ten Mäusen mit verkürzten Telomeren

erhöhte sich unter einer glukosereichen

Nahrung – im Vergleich zur normalen Er-

nährung mit niedrigerem Zuckergehalt.

Es erhöhte sich ihre Gesundheits- und

Lebensspanne im Durchschnitt um 20

Prozent. „Sollten diese Arbeiten auf

den Menschen übertragbar sein, müss-

ten wir im fortgeschrittenen Alter eine

veränderte Nahrungszusammensetzung

wählen, um unseren Energiebedarf zu

decken und gleichzeitig die Funktionsfä-

higkeit unserer Organe aufrechtzuerhal-

ten“, so Rudolph.