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Uni-Journal Jena11/14
Medizin
Wenn Mama an Krebs erkrankt
Neues Hilfsangebot unterstützt Jugendliche schwerkranker Eltern
Partner in europaweitem Studienverbund
Klinikum gehört zu den auf Lymphdrüsenkrebs spezialisierten Zentren
Schlappheit, Gewichtsverlust und
Nachtschweiß gepaart mit einer auffal-
lenden Infektionsneigung, Fieber und
anhaltend geschwollenen Lymphkno-
ten – so beginnt häufig eine bösartige
Erkrankung des Lymphsystems. Die
Diagnose Lymph-
drüsenkrebs trifft
in Deutschland
pro Jahr etwa 15
von 100 000 Men-
schen, wobei Män-
ner häufiger als
Frauen erkranken.
Allein am Jenaer
Uniklinikum wird
jährlich bei rund
110 Menschen ein
sogenanntes ma-
lignes Lymphom
diagnostiziert. Das
Klinikum gehört zu
den auf Diagnostik
und Behandlung
dieser Krebsart
spezialisierten Kli-
niken. Anlaufstelle
für Erkrankte ist
die Klinik für Innere Medizin II mit ihrem
Konsultationszentrum für maligne (bös-
artige) Lymphome.
Bei Lymphdrüsenkrebs entarten un-
terschiedliche Zellreihen der Lympho-
zyten, einer Untergruppe der weißen
Blutkörperchen (Leukozyten), welche
das Immunsystem in Lymphknoten,
Knochenmark und Blut sowie in allen Or-
ganen unseres Körpers regulieren. We-
gen der engen Beziehung zwischen blut-
bildendem System und Knochenmark
verlaufen manche Lymphome auch als
Leukämien, z. B. die chronische lympha-
tische Leukämie. Außer nach Zellreihen
werden Lymphome zudem nach ihrem
Aggressivitätsgrad unterschieden.
Wöchentliche Sprechstunde
Die Patienten mit seltenen Krebs-
erkrankungen wie Lymphdrüsenkrebs
profitieren besonders von der Erfahrung
und wissenschaftlichen Vernetzung der
Uniklinik – etwa durch die Behandlung
im Rahmen klinischer Studien. Das Je-
naer Klinikum ist Teil des europaweiten
Studienverbunds zu ZNS-Lymphomen.
„Diese Kooperation auf internationaler
Ebene ist unser Alleinstellungsmerkmal“,
betont apl. Prof. Dr. Paul Graf Basselet
de La Rosée, der das Konsultationszent-
rum leitet. Insgesamt ist das UKJ derzeit
an 17 Lymphom-Studien beteiligt. dre
Plötzlich ist vieles anders: Wenn ein
Elternteil schwer krank wird, verändert
sich mit der Diagnose auch für die an-
deren Familienmitglieder der Alltag.
Jugendliche fühlen sich oft stark ver-
unsichert. „Sie vertrauen sich anderen
nicht an, weil Gleichaltrigen meist das
Verständnis für ihre Situation fehlt“, sagt
Christina Löschner. Um Jugendlichen
krebskranker Eltern einen geschützten
Raum zu bieten, in dem sie mit ihren Fra-
gen und Sorgen nicht allein sind, gibt es
für sie jetzt eine spezielle Jugendgruppe
vom Uniklinikum Jena (UKJ).
Einmal im Monat treffen sich die 12-
bis 18-Jährigen in der Begegnungsstätte
„Polaris“ in Jena-Nord. Die Studentin
Christina Löschner betreut diese Tref-
fen ehrenamtlich zusammen mit Kerstin
Zellmann vom Interdisziplinären Brust-
zentrum, Ärztin Karola Künzer aus der
Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie,
Sigrun Hecker vom Verein Frauenselbst-
hilfe nach Krebs und Studentin Franziska
Funk.
Jedes Mal steht ein anderer Aspekt
im Fokus, zu dem die Jugendlichen ins
Gespräch kommen können. „Es geht
hier um die vorweggenommene Trauer“,
erläutert Löschner. Denn der Trauerpro-
zess beginnt meist nicht erst, wenn der
Erkrankte stirbt. In der Zeit, in der sie
um den anstehenden Abschied wissen,
brauchen einige Jugendliche Hilfe, um
ihre Gefühle bewältigen zu können. as
Foto:Szabó
Prof.LaRoséeleitet
dasKonsultations-
zentrumfürmaligne
Lymphome.