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Uni-Journal Jena11/14
Warum sie das Amt übernehmen
Vier Fragen an die neuen Vizepräsidenten der Universität
Interview
Was hat Sie motiviert, dieses Amt zu übernehmen?
Cantner:
Ohne Freude am Wissen-
schaftsmanagement und an der Ge-
staltung von Rahmenbedingungen für
exzellente Forschung und Lehre kann
man sich an ein solches Amt nicht he-
ranwagen. Diese Freude habe ich in
den letzten Jahren, in denen ich mich
mit der Konzipierung und Durchführung
von Doktorandenprogrammen beschäf-
tigt habe, intensiv erfahren dürfen. Auf
vielfältige Weise war ich dabei auch in
die Arbeit des (vormaligen) Prorektorats
für den wissenschaftlichen Nachwuchs
eingebunden und habe den Aufbau der
Jenaer Graduierten-Akademie von An-
fang an beratend begleitet. Hier nun mit
dem neuen Amt die Leitung zu überneh-
men, ist so gesehen ein naheliegender
nächster Schritt, verbunden mit neuen
und interessanten Herausforderungen,
welche sich insbesondere auch aus dem
Ressort Gleichstellung ergeben werden
– wer rastet, der rostet. Daneben bringt
das neue Amt auch eine zusammen mit
dem Präsidenten, der Vizepräsidentin
für Studium und Lehre, dem Vizepräsi-
denten für Forschung und dem Kanzler
zu tragende Verantwortung für die Uni-
versität in budgetär schwierigen Zeiten
(STEP) und im exzellenzorientierten
Wettlauf hin zur Gruppe der besten Uni-
versitäten in Deutschland (wenn nicht
darüber hinaus) mit sich, die mich trotz
oder gerade wegen der zu erwartenden
Schwierigkeiten und Hürden sehr reizt
– Probleme sind dazu da, gelöst zu wer-
den.
Winkler:
Mich reizen zu allererst die
Möglichkeiten zum Mitgestalten. Au-
ßerdem bin ich neugierig auf einen Blick
„hinter die Kulissen“ der FSU: Ich will
Worin bestehen die größten Herausforderungen in Ihrem Ressort?
Cantner:
Die Aufgaben sowohl im Res-
sort wissenschaftlicher Nachwuchs als
auch im Ressort Gleichstellung bewegen
sich in einem Spannungsfeld zwischen
den Anforderungen der Gesellschaft und
der Wissenschaftsgemeinschaft (formu-
liert durch dieWissenschaftsministerien,
den Wissenschaftsrat, die Hochschul-
rektorenkonferenz, die Deutsche For-
schungsgemeinschaft u. a. m.) auf der
einen Seite und den Vorstellungen der
Hochschullehrerinnen und -lehrer und
Fakultäten in Forschung, Lehre, Pro-
movierenden- und Postdoc-Betreuung
und Stellenbesetzung auf der anderen.
Die Vermittlung zwischen den auf den
ersten Blick manchmal kaum vereinba-
ren Positionen des „Außen“ und des
„Innen“ zum Wohl einer Universität im
Humboldtschen Sinne stellt für mich
die große Herausforderung dar. Hier auf
möglichst breiter Ebene im Konsens
Quotenerfüllung zu betreiben, auch
notwendige Regularien einzuführen,
Qualität zu fördern und gleichzeitig die
Freiheiten für Forschung und Lehre zu
erhalten, möchte ich mit (hoffentlich ge-
nug) Fingerspitzengefühl und Gleichmut,
mit Überzeugungs- und Durchsetzungs-
kraft sowie einer zielorientierten Fähig-
keit zum Kompromiss angehen.
Winkler:
Aktuell ist die größte Heraus-
forderung aus Hochschulperspektive si-
cher die Systemakkreditierung. Darüber
hinaus brauchen wir ein Konzept, wie wir
genauer wissen, wie die Institution
Hochschule funktioniert.
Heinzel:
Für mich liegt eine wesentliche
Motivation darin, Forschungsinitiativen,
die ich seit ihrem Gründungsstadium
kenne, weiter zu begleiten und zu un-
terstützen. Mit der Einführung der drei
Profillinien Light, Life und Liberty ging
die Gründung mehrerer Forschungs-
zentren einher, die wiederum Konzepte
für mehrere große Forschungsprojekte
entwickelt haben. Die Beantragung
solcher Projekte hat dann in der Regel
einen Vorlauf von zwei, drei oder mehr
Jahren. Weitere Motivationsgründe sind
das gute und konstruktive Kooperations-
klima am Forschungsstandort Jena und
nicht zuletzt das gute Team, das mich
tatkräftig unterstützt.
der zunehmenden Heterogenität unter
unseren Studierenden gerecht werden
wollen (z. B. durch neue Veranstaltungs-
modelle in der Studieneingangsphase).
Heinzel:
Insbesondere zu Beginn mei-
ner ersten Amtszeit war es eine Heraus-
forderung für mich, die große fachliche
Breite der an der FSU vertretenen For-
schungsrichtungen näher kennenzuler-
nen und die unterschiedlichen Fachkul-
turen angemessen zu berücksichtigen.
In den nächsten Jahren wird es sicher
nicht einfach werden, unter teilweise
schwierigen finanziellen Rahmenbedin-
gungen die Forschungsstrategie der Uni-
versität umzusetzen und unsere Ziele zu
erreichen.
Was wollen Sie in den kommenden drei Jahren erreichen?
Cantner:
Eine Antwort auf diese Frage
ergibt sich unmittelbar aus den be-
nannten Herausforderungen und was
diesbezüglich in der kurzen Frist von
drei Jahren erreichbar sein sollte. Mit
Blick auf meine Verantwortung für den
wissenschaftlichen Nachwuchs ist zu-
nächst festzuhalten, dass die struktu-
rierte Promovierendenausbildung an
vielen Fakultäten der FSU sowie die
Unterstützungsformate der Graduierten-
Akademie national und international ein
hervorragendes Standing aufweisen;
diesen Stand gilt es, kontinuierlich zu
bestätigen und auszubauen. Im Innern
der Universität ist dieses Standing so
noch nicht überall angekommen. Hier
die innere Akzeptanz und Mitarbeit zu
verbessern, ist eines meiner Hauptanlie-
gen, wozu sicherlich einige strukturelle
Anpassungen notwendig sein werden –
Integration anstatt Regulierung.
Im Teilressort Gleichstellung sollte
man mit kleinteiligen und zu ambitionier-
ten Zielvorgaben vorsichtig sein, Steue-
rung gerät gerade in diesem Bereich
leicht an die Grenzen des Sinnvollen.
So möchte ich mit Nachhaltigkeit den
positiven Trend der letzten Jahre weiter-
führen, die exzellenten Strukturen und