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Uni-Journal Jena11/14
Internationales
Partner der globalen Spitzenforschung
Abbe Center of Photonics kooperiert mit australischem Photonik-Netzwerk
In vorislamischer Zeit herrschten die sa-
genumwobenen Sabäer auf dem Gebiet
des heutigen Jemen. Inzwischen be-
deckt der Wüstensand die Stätten jener
Hochkultur, die zahlreiche Schriftzeug-
nisse in sabäischer Sprache hinterlassen
hat. „Die Sprache ist für uns der Schlüs-
sel zum Verständnis der Kultur der Sa-
bäer“, sagt Prof. Dr. Norbert Nebes. Wort
für Wort dechiffriert einWissenschaftler-
team deshalb die Inschriften und weitere
Schriftzeugnisse. Ehrgeiziges Ziel der
Forscher ist ein Sabäisch-Wörterbuch.
Von August bis September konnten
Nebes und sein Team auf die Unterstüt-
zung eines jemenitischen Gelehrten zäh-
len: Prof. Dr. Mohammed Salami weilte
für zwei Monate in Jena. Der Leiter des
Archäologischen Instituts der Univer-
sität Sanaa untersuchte die arabischen
Schriftzeugnisse des jemenitischen Mit-
telalters. Sein Hauptaugenmerk galt der
Ruinenstadt Marib, einst Hauptstadt des
Sabäer-Reiches. Dort gibt es tausende
Inschriften, von denen viele in Fels ge-
hauen worden sind.
„Der Besuch in Jena bot die Gelegen-
heit, sich intensiv über die Ergebnisse
unserer gemeinsamen Arbeit auszutau-
schen“, sagt Mo-
hammed Salami.
Deshalb gelte sein
Dank der Gerda-
Henkel-Stiftung
in Düsseldorf, die
den Besuch in
Jena ermöglicht
hatte. Jena war für
den 42-jährigen
Wissenschaftler
aus dem Jemen
kein Neuland: Sa-
lami wurde 2007
in Jena promo-
viert, sein Be-
treuer war Prof.
Nebes. Der Inha-
ber des Lehrstuhls
für Semitische
Philologie und Is-
lamwissenschaft schätzt besonders die
profunden Kenntnisse seines Gastes bei
historischen Orts- und Stammesnamen.
„In den Inschriften sind zahlreiche Orts-
bezeichnungen zu finden, die auch in
den mittelalterlichen arabischen Quellen
überliefert werden und bis in die heutige
Zeit fortdauern“, sagt Nebes. Im Grunde
Foto:Günther
Licht (Light) ist die erste der drei Pro-
fillinien der Friedrich-Schiller-Universität
und steht für die Forschungstradition am
Optikstandort Jena. Diese Profillinie wird
wesentlich getragen vom Abbe Cen-
ter of Photonics (ACP), an dem derzeit
mehr als 40 international renommierte
Forscher zum Thema Licht lehren und
forschen. Eines der Erfolgsrezepte des
Jenaer Photonik-Zentrums sind die zahl-
reichen Partnerschaften inWissenschaft
und Industrie.
Kürzlich hat das ACP einen weiteren
Kooperationspartner dazu gewonnen:
das australische Photonik-Exzellenz-
netzwerk CUDOS. Eine entsprechende
Vereinbarung haben ACP-Direktor Prof.
Dr. Thomas Pertsch und der wissen-
schaftliche Direktor von CUDOS Prof.
Dr. Benjamin Eggleton während eines
zweitägigen gemeinsamen Workshops
im September unterzeichnet, zu dem
die Jenaer Wissenschaftler ihre aust-
ralischen Kollegen eingeladen hatten.
„Wir haben bereits seit längerem enge
Kontakte zu CUDOS, etwa im Rahmen
gemeinsamer Projekte, Forschungsauf-
enthalte und Publikationen“, sagt Tho-
mas Pertsch. „Die Vereinbarung wird
unsere Zusammenarbeit verstärken und
legt das Fundament für eine langfristige
Partnerschaft“, so der Professor für An-
gewandte Physik und Nanooptik. Ge-
plant sind unter anderem gemeinsame
Forschungsprojekte, Tagungen sowie
ein reger Austausch von Studierenden,
Doktoranden und Lehrenden.
CUDOS – „Centre for Ultrahigh band-
width Devices for Optical Systems“ – ist
ein Netzwerk von sieben australischen
Universitäten und wird von der australi-
schen Regierung als Exzellenz-Netzwerk
gefördert. Kern der Forschung sind die
ultraschnelle optische Signalverarbeitung
und die Entwicklung rein optischer Com-
puterchips. „CUDOS ist eines der be-
deutendsten Photonik-Zentren weltweit
und bekannt für seine lebendige Grün-
Prof.Dr.Thomas
Pertsch(r.)und
Prof.Dr.Benjamin
Eggletonwollenmit
derKooperations-
vereinbarungdas
Fundamentfüreine
langjährigePartner-
schaftlegen.
Foto:Kasper
dermentalität“, sagt der Geschäftsführer
des ACP, Dr. Christian Helgert. „Dank
der Kooperationsvereinbarung ist das
ACP nun noch enger an die globale Spit-
zenforschung im Bereich Optik und Pho-
tonik angebunden, wovon nicht zuletzt
unsere Studierenden und Doktoranden
profitieren“, betont der Physiker. ch
sei das historische Heimatkunde.
Prof. Salami wertete akribisch die arabi-
schenTexte aus, die sich auf das Sabäer-
Reich beziehen. Grundlage der Arbeit
der Orientalisten in Jena ist eine frucht-
bare Kooperation mit dem Deutschen
Archäologischen Institut, das im Jemen
die antiken Stätten ausgegraben hat. sl
Prof.Dr.Mohammed
Salami(l.)warzu
GastamLehrstuhl
vonProf.Dr.Norbert
Nebesunderforschte
Inschriftenausder
RuinenstadtMarib,
einstHauptstadtdes
ReichsvonSaba.
Heimatkunde im Reich der Sabäer
Wissenschaftler aus dem Jemen weilte als Gast bei den Orientalisten
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