FORSCHUNG — 91
Abb. 2. Landnutzung in Zentralvietnam. Foto: Manfred Fink
Auswirkungen des Klimawandels auf Landnutzung und Wasserressourcen in Vietnam
Wasserqualität und -quantität unter sich ändernden Um-
weltbedingungen und sozioökonomischem Wandel werden
in den Projekten „Land use and climate change interactions
in Central Vietnam” (LUCCi) und „Sustainable Land and
Water Management of Reservoir Catcments“ (SaLMaR;
Südpolen, Thüringen) untersucht.
Vietnam zählt zu den Ländern, die als besonders stark
vom Klimawandel betroffen gelten. Im gewählten zentralvi-
etnamesischen Einzugsgebiet der Flüsse Vu Gia und Thu
Bon (12.000 km²) verfolgt das LUCCI-Projekt das Ziel, Werk-
zeuge zur Analyse und zum Management der Landnutzung
bereitzustellen. Hierbei stehen insbesondere die Auswir-
kungen von Landnutzungs- und Klimawandel, ökonomi-
scher Entwicklung und Bevölkerungswachstum auf die
Land- und Wasserressourcen im Zentrum der Arbeiten.
Aufgabe des Jenaer Teilprojekts ist es, Auswirkungen auf
die Wasser- und Sedimentdynamik mit Hilfe eines distribu-
tiven hydrologischen Modells zu beschreiben. Dies ist eine
Schnittstellenaufgabe zwischen den Arbeitsgruppen, die
den Landnutzungswandel, die sozioökonomischen Entwick-
lung und den Klimawandel beschreiben und jenen, die sich
mit Auswirkungen eines geänderten Abflussregimes auf
Überschwemmungen und die Bewässerungswirtschaft
befassen. Die Analysen zeigen, dass infolge des Klimawan-
Durch die Neubesetzung des Lehr-
stuhls mit Prof. Alexander Brenning
von der University of Waterloo,
Kanada, werden seit WS 2014/15
verstärkt Methoden der Statistik und
des Maschinellen Lernens für die
effektivere Analyse von „Big Geo-
data“ als Forschungslinie etabliert.
Diese Forschung ist in das neu ge-
gründete Michael-Stifel-Zentrum
Jena für datengetriebene und simula-
tionsgestützte Wissenschaften einge-
bettet, dessen Gründungsmitglied
der Lehrstuhl ist.
Ein zentrales Thema dieser For-
schungslinie ist die Analyse raumzeit-
licher Muster und hyperspektraler
Daten der Umweltfernerkundung –
die Suche nach der Nadel im Heuhau-
fen komplexer Geodaten unter Be-
rücksichtigung statistischer Unsicher-
heit. Hierfür wurde bereits Finanzie-
rung durch die Europäische Union
und die Carl-Zeiss-Stiftung eingewor-
ben. Weitere Kooperationen werden
derzeit in den Bereichen Präzisions-
landwirtschaft und Hochgebirgsfor-
schung aufgebaut. In der Präzisions-
landwirtschaft eröffnen sich durch
metergenaue Ertragsdaten und
räumlich differenzierte Düngemittel-
gaben neue Potentiale für Kostenre-
duktionen durch die Nutzung von
Geoinformationen. Geostatistische
Analysemethoden spielen hierbei
eine zentrale Rolle.
[1] Brenning A., Schwinn M. A., Ruiz-Páez P.,
Muenchow J. (2015): Landslide susceptibility
near highways is increased by 1 order of magni-
tude in the Andes of southern Ecuador, Loja
province, Nat. Hazards Earth Syst. Sci.,
doi:10.5194/nhess-15-45-2015.
Geostatistische Analyse von „Big Geodata“
Abb. 3. Identifikation statistisch belastbarer Merkmale aus hyperspektralen
Satellitendaten für die flächenhafte Erfassung von Waldstrukturmerkmalen in Chile
(Peña et al., 2012, in ISPRS Journal of Photogrammetry and Remote Sensing, 74, 1-10.).
dels eine Zunahme der Häufigkeit von Extremereignissen
wie Trockenheit und Hochwasser zu erwarten ist. Der
Landnutzungswandel wirkt sich hingegen insbesondere auf
die Bodenerosion aus und führt daher zu erhöhten Sedi-
mentlasten in den Gewässern. Weiterhin wird in Jena ein
webbasiertes Informationssystem zur Verwaltung von
Dokumenten und Daten für das gesamte Projekt zur
Verfügung gestellt.