Lehrstuhl für Physische Geographie
Prof. Dr. Roland Mäusbacher
Abb. 1. Die unterschiedlichen Schichten im Sedimentkern
deuteten auf variable Sedimentationsbedingungen hin. Die
Elementverläufe von Calcium (Ca) geben die seeinterne
Produktivität und Kalium (K) den Sedimenteintrag wider. Das Bild
zeigt Sedimente in einem Altersabschnitt zwischen ca. 11.900 und
11.300 Jahren vor heute.
Forschungsschwerpunkte
Rekonstruktion der Klima- und Landschaftsentwicklung in verschiedenen Klimazonen und unterschiedlichen
Zeitscheiben, z. B.:
Klima- und Küstenentwicklung im südlichen Afrika
Klimawandel und Landschaftsentwicklung auf dem Tibet Plateau
Erfassung aktueller Prozesse in Seen verschiedener Klimazonen, Relieftypen und Einzugsgebietsgrößen
Seen in europäischen und asiatischen Hochgebirgen
Sedimentdynamik und physikalisch-chemische Veränderungen
Bodenerosion und fluvialer Stofftransport in verschiedenen Einzugsgebieten
natürliche und anthropogen veränderte Einzugsgebiete
92 — FORSCHUNG
Paläolimnologie und Klimawandel auf dem Tibet-Plateau im Spätquartär
Auf dem Tibet-Plateau (TP) finden sich Gletscher und
Seesysteme, die als Wasserreserven für weite Teile
Asiens dienen. Diese werden maßgeblich durch Nieder-
schläge des Indischen Sommermonsuns gespeist und
reagieren sehr empfindlich auf globale Klimaveränderun-
gen. Um genaue Vorhersagen über zukünftige klimatische
Veränderungen treffen zu können, sind detaillierte
Kenntnisse über vergangene Klimaveränderungen von
enormer Bedeutung. Anhand der in den Seesedimenten
enthaltenen indirekten Klimaanzeiger, sogenannten
Proxies (Abb. 1), wurden detaillierte Aussagen zur Ent-
wicklung des Sommermonsuns für die vergangenen
24.000 Jahre erarbeitet. Die zeitlich hochaufgelösten
Ergebnisse zeigen, dass die klimatischen Änderungen
weitestgehend parallel mit den bekannten Schwankun-
gen der Nordhemisphäre abliefen. Während der letzten
6.000 Jahre wird allerdings deutlich, dass in zunehmen-
dem Maße die tropische Zirkulation mit dem Phänomen
„El Niño“ an Einfluss auf die klimatische Steuerung ge-
winnt. Dies führt u. a. auch zu regionalen Unterschieden
in der Monsunintensität. Geplante zukünftige Unter-
suchungen sollen die Analyse des Klimas über mehrere
Glazial-Interglazial-Zyklen beinhalten. Dies wird auf Basis
bereits existierender vorläufiger Ergebnisse geschehen,
die eine Abfolge von mehreren hundert Metern Sedi-
ment in einem der Seen Tibets zeigen.
[1] Kasper T., Haberzettl T., Wang J., Daut G., Zhu L., Mäusbacher R.
(2015): Hydrological variations on the Central Tibetan Plateau since the
LGM and their teleconnection to inter-regional and hemispheric climate
variations. Journal of Quaternary Science, 30, 1, DOI:10.1002/jqs.2759.
[2] Zhu L., Lü X., Wang J., Peng P., Kasper T., Daut G., Haberzettl T., Fren-
zel P., Li Q., Yang R., Schwalb A., Mäusbacher R. (2015): Climate change
on the Tibetan Plateau in response to shifting atmospheric circulation
since the LGM. Scientific Reports 5. DOI: 10.1038/srep13318.