Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie
Prof. Dr. Sebastian Henn
In den vergangenen 20 Jahren haben Direktinvestitionen
aus den sog. BRIC-Staaten (Russland, Indien, China und
Brasilien) erheblich an Bedeutung gewonnen (Abb. 1). Über
das tatsächliche Ausmaß des Investitionsgeschehens und
die damit verbundenen Wirkungen liegen bislang aber nur
wenige Informationen vor. Das von der Hans-Böckler-
Stiftung finanzierte Projekt BRICINVEST, das in Kooperation
mit Forschern der Universität Osnabrück, des Leibniz-
Abb. 1. Das Unternehmen Greatview nahe Halle (Saale) als
Beispiel für eine chinesische Auslandsinvestition in
Mitteldeutschland. Foto: Vanessa Hünnemeyer
Forschungsschwerpunkte
Urbane Ökonomien und Quartiersentwicklung: z. B. Analyse und Entwicklung von Strategien und Instrumenten
integrierter Stadt(teil)entwicklung; Analyse der Entstehungsbedingungen und Implikationen kleinräumiger
Unternehmensballungen sowie ihrer Relevanz für die Entwicklung benachteiligter Quartiere
Wissensbasierte Stadt- und Regionalentwicklung: Analyse temporärer und permanenter Clusterstrukturen und ihrer
Entstehungsbedingungen; Gestaltung clusterspezifischer Entwicklungspfade und Ableitung clusterpolitischer
Handlungsempfehlungen
Globale Unternehmensverflechtungen und räumliche Entwicklungspfade: z. B. Analyse von Wissenstransfers über
geographische Distanz, Analyse der Wahrnehmung ausländischer Investoren in den Medien
Geographische Immobilienmarktforschung: z. B. Analyse räumlicher Angebots- bzw. Nachfragestrukturen und
Preisdisparitäten auf unterschiedlichen Immobilienteilmärkten; Erfassung, Beschreibung und Analyse des
Zusammenhangs zwischen Immobilienmarktdynamik und räumlichen Entwicklungsprozessen
96 — FORSCHUNG
Instituts für Länderkunde und der PCG GmbH in Essen
durchgeführt wurde, nahm dies zum Anlass, Strukturen,
Strategien und Beschäftigungseffekte der Investitionen
sowie die Unternehmensverantwortung und Einstellung
der Investoren gegenüber der Mitbestimmungspraxis zu
analysieren. Ein am Lehrstuhl für Wirtschaftsgeographie
analysiertes Teilprojekt von BRICINVEST richtete dabei
seinen Fokus auf die zum Teil erheblichen Ressentiments,
die den Investoren insbesondere in der westlichen Welt
entgegengebracht werden und die potenziell imstande
sind, das Investitionsklima erheblich zu verschlechtern.
Wenngleich den Vorbehalten gegenüber ausländischen
Investoren zahlreiche verschiedene Ursachen zugrunde
liegen, steht doch auch außer Frage, dass sie sich in Teilen
auf die mediale Berichterstattung zurückführen lassen,
kann diese doch durch die Vermittlung bestimmter Haltun-
gen die Wahrnehmung der Rezipienten beeinflussen und
damit zugleich die öffentliche Akzeptanz von ausländi-
schen Investoren mit prägen. Konkret wurde in diesem
Zusammenhang analysiert, welches Bild von BRIC-
Investoren in den deutschen Tageszeitungen gezeichnet
wird. Die Ergebnisse der Analyse belegen, dass der primäre
Fokus der analysierten Zeitungsartikel auf beschäftigungs-
intensiven Brownfield-Investitionen liegt, und dass die
Investoren mit unterschiedlichen inhaltlichen Grundpositi-
onen assoziiert werden, die nicht nur mit den Unterneh-
men selbst, sondern oftmals auch mit spezifischen Vorstel-
lungen über deren Heimatländer in Verbindung stehen.
BRICINVEST – Investoren aus den BRIC-Staaten und Arbeitnehmerinteressen in Deutschland