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Lehrstuhl für Allgemeine und Historische Geologie

Prof. Dr. Christoph Heubeck

Forschungsschwerpunkte

Transport und Sedimentation von Materie an der Oberfläche der Erde; Wechselwirkung von Sedimentverteilungsmustern

mit Bio-, Atmo- und Hydrosphäre über geologische Zeiträume (Heubeck, Köhler, Voigt)

Mikropaläontologische Untersuchungen, vor allem Paläomilieurekonstruktion kontinentaler und randmariner Ablage-

rungsräume des Quartärs; aktualistische, biostratigraphische und taxonomische Studien im Rahmen von Geoarchäologie,

Paläoklima-, Biodiversitäts-, Küsten- und Umweltforschung (Frenzel)

Untersuchungen zur sicheren und langfristigen Speicherung von H

2

und CO

2

in tiefen Sandsteinvorkommen und geologi-

schen Strukturen; Auswirkungen möglicher Reaktionen zwischen H

2

/ CO

2

und Komponenten von Speichergesteinen

(Mineralbestand, Formationsfluid, Biozönosen, Kohlenwasserstoffverbindungen) auf Reservoirqualität und -dichtigkeit

(Pudlo)

Regionale Geologie und Erdgeschichte Thüringens und Mitteldeutschlands; Grundlagen der geothermischen und hydro-

geologischen Nutzung; Interaktion zwischen der Verkürzung und Heraushebung von Gebirgszügen und der Absenkung

und Füllung angrenzender Sedimentbecken (Voigt, Heubeck)

Geologische Hinweise auf die Oberflächenbedingungen der frühen Erde; Entstehung und Ausbreitung des frühen Lebens

(Heubeck, Köhler)

100 — FORSCHUNG

Untertagespeicherung von Energierohstoffen

Dr. Dieter Pudlo und Mitarbeiter koordinieren das BMBF-

Leuchtturmprojekt H2STORE (= Hydrogen to Store), in

welchem zehn Universitäts- und Forschungseinrichtungen

mit sechs Industriepartnern kooperieren. Dieses Projekt

untersucht die hydraulischen, mineralogischen, geoche-

mischen und biogenen Wechselwirkungen der Untertage-

speicherung von Wasserstoff in konvertierten Gaslager-

stätten, eine der postulierten Schlüsseltechnologien der

Energiewende.

Sorgfältig ausgewählte Bohrlochproben von sieben

Lokationen und damit unterschiedlichen Gesteins- und

Formationsfluidzusammensetzungen sowie Druck- und

Temperaturbedingungen werden zunächst genauestens

mineralogisch, chemisch, mikrotomographisch und petro-

physikalisch untersucht (Abb. 1). Dann wird den Proben im

Labor unter realistischen und standortspezifischen Bedin-

gungen (p, T, Xfluid) H

2

oder CO

2

zugesetzt; nach einiger

Zeit werden die Untersuchungen wiederholt.

Wir beobachten zahlreiche und unterschiedlich starke

Reaktionen zwischen den Komponenten, die sich in Mine-

rallösung oder -fällung ausdrücken, aber standort- oder

materialabhängig und deswegen nicht verallgemeinerbar

sind. Die Ergebnisse scheinen zu widerlegen, dass sich H

2

gegenüber Mineralen und Gesteinen weitestgehend inert

verhält. Vielmehr erhöhen die beobachteten Minerallö-

sungsreaktionen die Porosität der Speichergesteine mess-

bar. Die Analyse von Mikrotomographie-Datensätzen zeigt

zum Teil eine engere Vernetzung der Migrationswege der

Formationsflüssigkeiten, aber teilweise auch eine Verstop-

fung und Zerstörung dieser Bahnen durch Mineralfällung

oder Partikeltransport. Eine Auswirkung auf die überla-

gernden, den Speicher abdichtenden Tonablagerungen ist

allerdings, wenn überhaupt, nur in äußerst geringem Maße

zu beobachten. Unsere Ergebnisse zeigen, dass Untertage-

speicherung von H

2

komplexer ist als angenommen; daher

haben die Beteiligten bereits ein Nachfolgeprojekt beim

BMWi beantragt.

Abb. 1. Mikroskopische Dünnschliffaufnahme eines hochporösen

Speichersandsteins aus den Rotliegendschichten des

Norddeutschen Beckens (ca. 3.500 m Teufe). Der Porenraum,

nutzbar als Speicherraum, ist blau angefärbt. Der Sandstein

besteht v. a. aus Quarz (weiß), Feldspäten und

Gesteinsbruchstücken/Lithoklasten (fleckig grau).