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Arsen ist eine der Kontaminanten, die als Umweltgift in der

Öffentlichkeit bekannt ist. Eine akute Gefahr durch Arsen

besteht nur selten, aber die Folgen der chronischen Aufnah-

me sind eher besorgniserregend. In mehreren Überblicksarti-

keln [1,2], die 2014 erschienen sind, haben wir auf fast 200

Seiten den jetztigen Kenntnisstand über die Mineralogie,

Geochemie, Kristallchemie und Thermodynamik der Arsen-

minerale zusammengefasst. Zur Erweiterung dieser Kennt-

nisse tragen wir intensiv bei. In einer der letzten Studien

konnten wir die Kristallstruktur des Minerals Kankit,

FeAsO

4

·3.5H

2

O, lösen. Das Mineral kommt oft an den konta-

minierten Lokalitäten vor, ist aber immer feinkörnig und

schwierig zu erkennen. Die Kristallstruktur ist als ein wesent-

liches Identifikationsmerkmal in internationalen Mineralda-

tenbanken enthalten. Durch unsere Arbeiten kann das Mine-

ral Kankit nun besser und zuverlässiger identifiziert werden.

Weil das Mineral sehr feinkörnig ist und die Kristalle gebogen

sind, haben wir die Struktur mit hochauflösender Elektro-

nenbeugung gelöst, einem innovativen Verfahren, das er-

laubt, Kristallstrukturen von Kristallen, die nicht größer als 20

nm sind, zu bestimmen. Dieses Verfahren öffnet uns die Türe

in die Welt der Kristallstrukturen und Kristallchemie der

FORSCHUNG — 105

Abb. 3.

Otiorhynchus raucus

, eine der häufigen Käferspezies auf

der studierten Lokalität (links) und ein Schnitt aus der 3D

chemischen Verteilung mit den Elementen Chrom (rot) und

Kupfer (grün) (rechts). Dieser Schnitt ist zwischen dem Kopf und

dem Thorax des Käfers lokalisiert.

Mineralogie, Geochemie, Kristallchemie und Thermodynamik von Arsenmineralen

Die Wechselwirkungen zwischen lebenden Organismen und

Bergbauabfällen sind vielfältig und enthüllen die vielen Stra-

tegien, die die Organismen entwickelt haben, um sich vor

ungewünschten Stoffen zu schützen. In unseren Arbeiten

beschäftigen uns mit den Reaktionen und der Dynamik der

Elementaufnahme oder -abstoßung durch ausgewählte Or-

ganismen. In einer der letzten Studien haben wir chromrei-

che metallurgische Abfälle untersucht, die neben Chrom

auch erhebliche Konzentrationen von Nickel und Vanadium

aufweisen. Die Abfälle sind chemisch relativ inert, aber ent-

halten viele Natriumsulfatsalze, die in den Sommermonaten

auf den schwarzen, pulverigen Abfällen kristallisieren. Die

mikrobiologische Artengemeinschaft hat sich ausgezeichnet

auf die feindlichen Bedingungen eingestellt. Wir finden meh-

rere bakterielle Spezies, die halofil sind und sich durch ihre

Resistenz gegenüber Chrom bzw. anderen Schwermetallen

auszeichnen. Die Archeen in unseren Proben sind selten und

überraschend acidofil, obwohl die Abfälle pH-neutral sind.

Wir vermuten, dass das Archeen-Vorkommen ein Überrest

aus den ursprünglichen Erzen ist, die möglicherweise ein

saures Milieu hatten. Die Insekten haben auch eigene

Schutzmechanismen, deren Charakter nicht bekannt ist,

aufgebaut. Eine 3-dimensionale chemische Kartierung der

Käfer, die das Leben im Substrat (d. h. im Abfall) verbringen

und sich von den organischen Stoffen im Substrat ernähren,

Bio-Geo-Interaktionen: Der Einfluss von festen metallurgischen Abfällen auf Mikroorganismen und

Makroorganismen (Insekten)

Nanophasen, die in der Umwelt Arsen und andere giftige

Elemente speichern. Schon früher haben wir die thermody-

namischen Eigenschaften des Minerals Kankit und weiterer

Eisen-Arsenate gemessen, und festgestellt, dass das Mineral

metastabil im Bezug zu dem stabilen und häufigeren Eisen-

Arsenat Mineral Skorodit, FeAsO

4

·2H

2

O, ist.

[1] Majzlan J., Fillipi M., Drahota P. (2014): Mineralogy and crystal chemistry of

arsenic. Reviews inMineralogy and Geochemistry, 79. DOI:10.2138/

rmg.2014.79.2.

[2] NordstromD.K., Königsberger E., Majzlan J. (2014): Thermodynamic Proper-

ties for Arsenic Minerals and Aqueous Species. Reviews inMineralogy and Geo-

chemistry, 79. DOI: 10.2138/rmg.2014. 79.4.

hat gezeigt, dass die Käfer in der Lage sind, die biologisch

essentiellen Metalle (z. B. Cu oder Zn) aus dem inerten Ab-

fall zu gewinnen, aber gleichzeitig die Aufnahme der häufi-

geren, aber ungewünschten Elemente, zu unterdrü

c

ken. Das

bedeutet, dass sich nur nicht die biologisch „einfacheren“

Mikroorganismen, sondern auch Makroorganismen schnell

an solche Bedingungen anpassen können und unter diesen

Bedingungen ungestört weiter leben können.

Abb. 2. Feinkörnige, nadelige Kristalle von Kankit (links)

und eine Projektion der Kristallstruktur des Minerals (rechts).