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Lehrstuhl für Hydrogeologie

Prof. Dr. Kai Uwe Totsche

Forschungsschwerpunkte

Vorsorgender und nachsorgender Boden- und Grundwasserschutz

Trägervermittelter Stofftransport in natürlichen porösen Medien

Bildung und Umwandlung mineralorganischer nanopartikulärer Mischphasen

Kolloide und Biokolloide in natürlichen Systemen

Biogeochemische Kreisläufe und Reaktionen an biogeochemischen Grenzflächen

Modellentwicklung und numerische Simulation von Fluidfluss und reaktivem Stofftransport

Schadstoffverhalten und -transport in Böden und Grundwassersystemen.

Architektur, Prozesse und Eigenschaften des unterirdischen Teils der Kritischen Zone

Die Honigbiene in der ökologischen Imkerei als Indikator für Stoff-Immissionen

Bildung und Umwandlung von Mikroaggregaten in Böden

110 — FORSCHUNG

Böden sind die Grundlage unseres Lebens. Auf ihnen wer-

den Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe produ-

ziert, durch sie werden Schadstoffe aus dem Sickerwasser

und der Atmosphäre gefiltert und abgebaut. Sie sind durch

eine einzigartige Vielzahl an Lebensräumen gekennzeich-

net, beheimaten eine dramatische Diversität an Leben und

sind — trotz eines Hohlraumanteils von nahezu 50 Prozent

des Gesamtvolumens — aufgrund ihrer besonders stabilen

Struktur gegen chemische, thermische und mechanische

Belastung äußerst widerstandsfähig. Auf der Skala eines

staubkorngroßen Bodenpartikels zeigt sich der Boden als

multifunktionale heterogene Struktur, die vor allem durch

die vielfältigen Grenzflächen zwischen Bodenaggregaten

und Fluiden gekennzeichnet ist. Die Forschung am Lehr-

stuhl für Hydrogeologie zielt auf ein vertieftes, mechanisti-

sches Verständnis der Wechselwirkungen und Prozesse,

die an diesen belebten, mithin „biogeochemischen Grenz-

flächen“ in natürlichen porösen Medien ablaufen (Abb. 1).

Fokussiert auf die zugrundeliegende Mechanismen und

eingebettet in innovative experimentelle Ansätze wurden

und werden im Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms

1315 neue Wege zum Verständnis von Wechselwirkungen

an natürlichen, belebten Grenzflächen beschritten. Mittels

Kombinationen von bildgebenden Verfahren wie der Ras-

terkraftmikroskopie und der Mikro-Röntgentomographie

sind dabei ungeahnte Blicke in den intransparenten Boden

möglich geworden und die Einheit aus Struktur, Reaktivität

und Wechselwirkung kann nun im natürlichen Wirkzusam-

menhang untersucht werden. Die dem Lehrstuhl zur Verfü-

gung stehende experimentelle Ausstattung erlaubt zudem

eine skalenübergreifende Beobachtung von biogeochemi-

schen Interaktionen von der Skala der Bodenhorizonte bis

auf die Skala von Molekülen und Atomen.

Abb. 1. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahme der

Oberfläche einer Regenwurmröhre. Neben Pilzhyphen sticht hier

insbesondere der als „Teppich“ bzw. glättende Matrix

erscheinende Überzug aus organischer Substanzen hervor.

Abbildung: LS Hydrogeologie

DFG SPP 1315 Biogeochemische Grenzflächen in Böden