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Juniorprofessur für Ökologische Modellierung

Jun.-Prof. Dr. Anke Hildebrandt

Im „Jena Experiment“ untersuchen wir gemeinsam mit den

Kollegen einer DFG-Forschergruppe den Einfluss der Pflan-

zendiversität auf Ökosystemfunktionen. Die Gruppe geht

dieser grundsätzlichen Frage an einem konkreten Beispiel

nach: Welchen Einfluss hat der Verlust an Artenvielfalt auf

Prozesse in bewirtschafteten Grasländern? Das Experiment

gehört zu den prominentesten Diversitätsexperimenten

weltweit. Als Hydrologen zeigten wir, dass der Verlust von

Pflanzenarten systematische Rückwirkungen auf die Boden-

wasserdynamik hat. Nicht nur nehmen diversere Grasländer

effizienter Wasser auf. Die Wirkung der Diversität reicht bis

hin zur statistisch nachweisbaren Veränderung der Bodenei-

genschaften. Durch wiederholte Messungen der hydrauli-

schen Eigenschaften, Textur, Bodenfauna und Kohlenstoff-

gehalt konnten wir zeigen, dass das Porenvolumen und die

hydraulische Leitfähigkeiten in diverseren Grasländern signi-

Abb. 1. Ein Dom des ECOTRON in Montpellier, welcher eines von

zwölf Ökosystemen aus dem Jena Experiment beherbergt.

Foto: Christiane Roscher

Forschungsschwerpunkte

Austauschprozesse zwischen Boden, Pflanze und Atmosphäre

Einfluss der Pflanzenarten- und Strukturdiversität auf ökohydrologische Prozesse

Feedbacks zwischen Vegetationsstruktur und –dynamik mit dem Wasserkreislauf und deren Einfluss auf die Organisation

hydrologischer Prozesse

Bodenfeuchtedynamik der durchwurzelten Bodenzone und Einfluss der Vegetation auf räumliche Muster der Infiltration,

Wasserentnahme und resultierenden Bodenfeuchtemuster

Geostatistische Analyse von räumlichen Mustern

Hot Spots und Hot Moments für Wasserflüsse resultierend aus räumlicher Heterogenität und Konvergenz von Fließpfaden

Kombination von Modellen und Experimenten, um aus beobachteten Mustern dominierende treibende Prozesse abzuleiten

116 — FORSCHUNG

„Jena Experiment“: Einfluss der Pflanzendiversität auf die Bodenhydrologie

fikant höher waren als in weniger diversen. Abiotische Ei-

genschaften, welche typischerweise als Einflussgrößen ange-

nommen werden (z. B. Textur), waren von weit geringerer

Bedeutung. Weitere Arbeiten, die aus diesem Projekt ent-

standen sind, beschäftigen sich mit der effizienten Ressour-

cennutzung in diversen Systemen allgemein. Obwohl die

Kohlenstoffaufnahme einer der wichtigsten Grundpfeiler für

viele weitere Ökosystemfunktionen in diversen Grasländern

ist, gab es hierzu bisher wenige Untersuchungen. Die For-

schergruppe verpflanzte daher zwölf große (2 m

2

Oberflä-

che, 2 m Tiefe) Monolithen samt etablierten Ökosystemen

aus dem Jena Experiment in ein ECOTRON in Montpellier

(Frankreich), in welchem wir unter kontrollierten Klimabe-

dingungen einmalige Studien zum Zusammenspiel unterirdi-

scher und überirdischer Austauschprozesse durchführen

konnten (Abb. 1). Zum Beispiel zeigte sich, dass die höhere

Kohlenstoffaufnahme in diverseren Grasländern vor allem

mit der Diversität der Konzentration von Stickstoff in den

Pflanzenkronen korreliert. Dies liefert somit einen konkreten

Anhaltspunkt für eine Ko-Optimierung verschiedener Pflan-

zenarten in diversen Artengemeinschaften. Weitere Arbei-

ten zur Wassernutzungseffizienz und Ausnutzung unterirdi-

scher Nischen sind in Begutachtung.

[1] Fischer C., Tischer J., Roscher C., Eisenhauer N., Ravenek J., Gleixner G.,

Attinger S., Jensen B., de Kroon H., Mommer L., Scheu S., Hildebrandt A.

(2016): Plant species diversity affects infiltration capacity in an experimen-

tal grassland through changes in soil properties. Plant and Soil, 397, 1.

DOI:10.1007/s11104-014-2373-5.

[3] Wright A., Ebeling A., de Kroon H., Roscher C., Weigelt A., Buchmann N.,

Buchmann T., Fischer C., Hacker N. , Hildebrandt A., Leimer S., Mommer L.,

Oelmann Y., Scheu S., Steinauer K., et al. (2015): Stability in a changing

world: the role of diversity when disturbance increases ecosystem function.

Nature Communications, 4. DOI:10.1038/nomms7092.