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FORSCHUNG — 89

Abb. 2a. Gebäudemaske (o.l.) und Falschfarbenbild Erfurts (u.r.).

Abb. 2b. Landoberflächentemperaturmessung Erfurts (Landsat-8).

Die Morphologie der Thüringer Landeshauptstadt Erfurt

Die genaue Erfassung von Gebäuden und Gebäudestruktu-

ren ist essentieller Bestandteil einer nachhaltigen Stadtpla-

nung. Mittels Erdbeobachtungsdaten lassen sich solche

Informationen flächendeckend ableiten. Im Rahmen des

Forschungsprojektes „Enviland-2“ wurde das Potential der

urbanen Fernerkundung eindrucksvoll demonstriert. Am

Beispiel der Stadt Erfurt wurde eine Gebäudemaske erstellt

(Abb. 2a o.l.), welche auf Farbbildern des Umweltsatelliten

WorldView-2 (Abb. 2a u.r.) und Daten einer Laserscanning-

Befliegung durch das Thüringer Landesamt für Vermessung

und Geoinformation (TLVermGEO) basiert. In Kombination

mit satellitengestützter Landoberflächentemperaturmes-

sungen (Abb. 2b) lassen sich weitere Aussagen über die

sog. „Wärmeinsel“ der Stadt Erfurt treffen. An heißen Som-

mertagen mit Lufttemperaturen über 30° C wird der Effekt

der urbanen Wärmeinseln besonders deutlich. Hotspots

bilden sich hauptsächlich dort aus, wo viel versiegelte Flä-

che und dichte Bebauung vorherrschen. Insbesondere das

Stadtzentrum und Gewerbeflächen weisen erhöhte Ober-

flächentemperaturen auf. Im Gegensatz dazu tragen natürli-

che Landbedeckungen wie Wiesen, Wälder und Gewässer

zur Abkühlung der Erdoberfläche bei und mildern somit den

durch künstliche Oberflächen geschaffenen Hitzestress.

Im Rahmen von TerraSensE (Terres-

trische Sensorik für hoch aufgelöste

Analytik von Erdoberflächenprozes-

sen) werden unter spezifischen Fra-

gestellungen räumlich hoch aufgelös-

te Zeitreihen zur Erdoberflächendy-

namik erhoben und analysiert, die an

sich und in Kombination mit flugzeug-

und satellitengestützten Fernerkun-

dungsdaten zu einem besseren Ver-

ständnis der raumzeitlichen Pro-

zessdynamik der Bio-Geosphäre bei-

tragen. Die eingeworbene Infrastruk-

tur umfasst einen Terrestrischen

Laserscanner (TLS), eine Drohne mit

zwei Kamerasystemen, ein Boden-

feuchtemessnetz mit 240 Messson-

den sowie einen High Performance

Computing Cluster. Ein Untersu-

chungsschwerpunkt des Projektes ist

die Ableitung von Waldparametern.

Die weltweite Abschätzung der in

Wäldern vorhandenen Biomasse ist

nur mittels satellitengestützter Fern-

erkundung möglich. Dazu bedarf es

aber bodengestützter Validierungs-

messungen. Diese werden u. a. im

Staatsforst bei Trockenborn mit dem

TLS durchgeführt. Allerdings ist der

Arbeitsaufwand immens und kann

nur in kleinen Arealen geleistet wer-

den. Für eine flächenhafte Erfassung

ist eine Kombination aus lokalen

Befliegungen, zum Beispiel per Droh-

ne, und regionalen Satellitenbildauf-

nahmen notwendig. Bei einem Droh-

nenflug werden mehrere hundert

Einzelbilder aufgezeichnet. Die über-

flogenen Objekte werden dabei aus

mehreren Blickwinkeln aufgezeich-

net, was die Ableitung von dreidi-

mensionalen Punktwolken ermög-

licht. Diese sowie die TLS-Punkt-

wolken bilden die 3D-Struktur des

Waldes ab. Anhand dieser Daten

können Waldparameter wie Baumhö-

he, Baumart, Baumdichte oder Holz-

vorrat abgeleitet werden. Diese Da-

ten sind sowohl für die Forstwirt-

schaft als auch für die Validierung

von satellitendatenbasierten Wald-

karten von großem Interesse.

TerraSensE: Infrastruktur, gefördert durch das Thüringer Wissenschaftsministerium

Abb. 3. Perspektivische Ansichten der 3D-Punktwolken des Waldgebietes bei Trockenborn

(Saale-Holzland-Kreis) basierend auf TLS-Messungen

(links)

und Drohnendaten

(rechts).

[2] Berger C., Voltersen M., Walde I., Hese S., Schmullius C. (2013): Robust

extraction of urban land cover information from HSR multi-spectral and

LiDAR data. IEEE Selected Topics in Applied EO and Remote Sensing.

DOI:10.1109/JSTARS.2013.2252329.

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