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Zur Förderung der Biodiversitätsforschung in Deutschland

wurden in den Jahren 2006 bis 2009 drei beispielhafte

großskalige Langzeituntersuchungsgebiete, die sogenann-

ten „Biodiversitäts-Exploratorien“, etabliert (DFG, SPP

1374). Als Beitrag zur Aufklärung der Steuergrößen stabiler

Ökosystemfunktionen und resultierender Ökosytemdienst-

leistungen („ecosystem services“) untersuchen wir seit

2009, zusammen mit den Arbeitsgruppen von Prof. Wolf-

gang Wilcke (KIT Karlsruhe), Prof. Jan Siemens (Uni Gießen)

und Prof. Martin Kaupenjohann (TU Berlin) wassergebun-

dene Nährstoffkreisläufe in Wald- und Grünland-Ökosys-

temen unterschiedlicher Biodiversität und Bewirtschaf-

tungsintensität auf insgesamt 56 Versuchsflächen der drei

Exploratorien. Die Arbeit umfasst neben dem 14-tägig auf-

gelösten quantitativen Langzeit-Monitoring der wasser-

gebundenen Flüsse relevanter Makro- und Mikronährele-

mente auch die Bestimmung der Stoff-Umsätze und -Quellen

mittels Stabiler-Isotopen-Ansätze sowie die qualitative

Charakterisierung der gelösten und der partikulären

suspendierten organischen Substanz mit Hilfe modernster

Spektroskopieverfahren.

FORSCHUNG — 85

Abb. 2. Installation der Messinstrumente auf dem Untersuchungs-

standort „Kindel“ im Oktober 2014. Foto: Antje Ehrle

DFG SPP Biodiversitäts-Exploratorien, Teilprojekt BECycles

Ameisen (

Formicidae

) werden aufgrund ihrer bodendurch-

mischenden Lebensweise neben Regenwürmern und Ter-

miten als wichtige Ökosystemingenieure des Bodens be-

schrieben. Die Ökologie der Ameisen beeinflusst unter

anderem die Temperatur, die Feuchtigkeit und die Vertei-

lung von Nährstoffen im Boden, was auch zu einer verän-

derten Zusammensetzung der oberirdischen Pflanzenge-

meinschaft führt. Inwieweit nestbauende Ameisen die

Kohlenstoff- und Stickstoffflüsse sowie die Verfügbarkeit

von Mikronährstoffen im Boden in räumlicher und zeitli-

cher Hinsicht verändern und Einfluss auf das Pflanzen-

wachstum nehmen, erforschen wir in einem Verbundpro-

jekt mit der Abteilung Biogeochemische Prozesse des MPI

für Biogeochemie in Jena. Forschungsschwerpunkte bilden:

i) die Untersuchung der Auswirkungen hügelbauender

Ameisen auf das Mikrorelief, die Vegetation und boden-

physikalische und -chemische Eigenschaften, ii) die

Erfassung der Bodennährstoffdynamik im Ameisenhügel

mit dem Sickerwasserfluss und iii) die Entwicklung eines

Erklärungsmodels für die räumliche Verteilung der

Ameisenhügel.

Auf insgesamt vier Untersuchungsflächen auf natur-

schutzfachlich wichtigen Standorten (FFH-Gebiet

„Dörnaer

Platz“

und

„Kindel“

̶

Teilgebiet des Nationalpark Hainich,

Abb. 2) werden charakteristische Hügelnester der Gelben

Wiesenameise (

Lasius flavus

(Fabricius 1782)) und Kontroll-

Ameisen als Ökosystemingenieure: Projekt im Rahmen der International Max Planck Research School for

Global Biogeochemical Cycles

(IMPRS-gBGC)

So zeigt sich beispielsweise, dass Stickstoffdepositio-

nen in 25 der 27 untersuchten Waldökosysteme durch den

Kronenraum zurückgehalten werden, wobei dies durch

eine steigende Biodiversität begünstigt wird [1]. Erstmalig

wurden neue Strukturinformationen über die Zusammen-

setzung der in Waldökosystemen in gelöster und partikulä-

rer Form mit dem Bestandesniederschlag verlagerten orga-

nischen Substanz gewonnen, welche sowohl deutliche

baumarten- als auch größenfraktionsspezifische Unter-

schiede in der Qualität belegen [2]. Langfristiges Projektziel

ist die Trennung von Landnutzungs- und Biodiversitäts-

effekten, die Bewertung hinsichtlich ihrer Auswirkungen

auf die Stoffkreisläufe und die Hochskalierung punktuell

gewonnener Ergebnisse auf die Landschaftsebene.

[1] Schwarz M.T., Bischoff S., Blaser S., Boch S., Schmitt B., Thieme L., Fi-

scher M., Michalzik B., Schulze E.-D., Siemens J., Wilcke W. (2014): More

efficient aboveground nitrogen use in more diverse Central European forest

canopies. Forest Ecology and Management, 313, 274-282.

[2] Bischoff S., Schwarz M.T., Siemens J., Thieme L., Wilcke W., Michalzik, B.

(2015): Properties of dissolved and total organic matter in throughfall,

stemflow and forest floor leachate of central European forests. Bioge-

osciences, 12, 2695-2706.

flächen im 14-tägigen Rhythmus untersucht. Erste Ergeb-

nisse zeigen signifikante Veränderungen der bodenchemi-

schen und -physikalischen Eigenschaften durch

L. flavus

und werden die bereits publizierten Ergebnisse der Profes-

sur für Bodenkunde in diesem Forschungsbereich [3]

grundlegend erweitern.

[3] Bierbaß P., Gutknecht J.L.M., Michalzik B. (2015): Nest-mounds of the

yellow meadow ant (

Lasius flavus

) at the „Alter Gleisberg“, Central Germa-

ny: Hot or cold spots in nutrient cycling? Soil Biology & Biochemistry, 80,

209-217.