FORSCHUNG — 81
Abb. 2. Veranstaltung
des Chemielehrer-
fortbildungszentrums Jena.
Foto: Volker Woest
greifenden Themen bot. Andererseits führten diese Vorha-
ben zum
Aufbau des Mitteldeutschen Chemielehrerfort-
bildungszentrums
, welches seit 2006 jährlich ca. 250 Leh-
rerinnen und Lehrer über eine Vielzahl an unterrichtsrele-
vanten Themen fortbildet (gefördert durch die Gesellschaft
Deutscher Chemiker).
Insbesondere werden Forschungsfragen zur
Förderung
des kooperierenden Lernens,
der
Lernprozessförderung
durch unstrukturierte Lernhilfen
[2] und des
kompetenz-
orientierten Experimentierens
sowie zur
Entwicklung der
Aufgabenkultur
bearbeitet. Diese Projekte werden durch
Qualifizierungsarbeiten begleitet und sind im Sinne einer
Verknüpfung der drei Phasen der Lehrerbildung. Das Kon-
zept „Praxis-von-Anfang-an“ ist hier Ausgangspunkt für die
weitere Erforschung der Ausbildung von Lehrerprofessio-
nalität durch einen frühen Kontakt der Studierenden mit
der schulischen Realität [3].
Auch neue Unterrichtsfächer, die auf die
Integration
der drei Naturwissenschaften Biologie, Chemie und Physik
setzen, bilden seit 2013 einen Forschungsschwerpunkt, z.
B. durch empirische Studien zur Kompetenzentwicklung
und durch eine landesweite Fragebogenstudie zur Akzep-
tanz Thüringer Lehrer gegenüber integrativen Ansätzen [4].
An der FSU Jena gibt es bislang noch keine ausgewiesenen
Studienangebote für den Bereich Integrierte Naturwissen-
schaften. Um die neuen Thüringer Schulcurricula in der Leh
-rerbildung vorzubereiten, wird seit dem WiSe 2015/16 für
die Studienfächer Biologie, Physik und Chemie ein diszi-
plinübergreifendes Studiengangsmodul entwickelt und
erprobt und für ein zertifiziertes zweisemestriges Weiter-
bildungsangebot aufbereitet. Dieses Projekt wird durch das
gemeinsame Bund-Länderprogramm "Qualitätsoffensive
Lehrerbildung" gefördert. Weiterhin beschäftigt sich die
Chemiedidaktik mit
naturwissenschaftsgeschichtlichen
Fragestellungen vor allem aus schulpolitischer Perspekti-
ve.
Über biographische Zugänge werden lokalgeschichtli-
che Aspekte der Chemie am Standort Jena diskutiert [5]
oder der Chemieunterricht in einem politischen System [6]
auf Makro- und Mikroebene untersucht.
[1] Krauß R., Woest V. (2014): Naturwissenschaft und Inklusive Bildung. In:
Bernholt S. (Hg.): Naturwissenschaftliche Bildung zwischen Science- und
Fachunterricht. LIT-Verlag Berlin, S. 58-60.
[2] Großmann C., Woest V. (2014): Förderung chemischer Lernprozesse
durch unstrukturierte Lernhilfen. In: Bernholt S. (Hg.): Naturwissenschaftli-
che Bildung zwischen Science- und Fachunterricht. LIT-Verlag Berlin, S. 597-
599.
[3] Woest V., Hoffmann M. (2014): Praxiserfahrungen von Anfang an –
Beispiele aus der Chemiedidaktik. In: Gröschner A. et al. (Hg): Ein Praxisse-
mester in der Lehrerbildung. Klinkhardt Heilbrunn, S. 214-225.
[4] Busch M., Woest V. (in Druck). Potenzial und Grenzen von fächerüber-
greifendem naturwissenschaftlichem Unterricht. Empirische Befunde zur
Lehrerperspektive. In MNU, Neuss: Seeberger.
[5] Woest V., Bähn M. (2013): Goethe als Chemiker - Die Chemie in Goethes
Werk „Die Wahlverwandtschaften“. Unterricht Chemie 24, Nr. 138,
S. 40-43.
[6] Heinze P., Woest V. (2015): Naturwissenschaftlicher Unterricht und das
Einheitsschulgesetz in Thüringen (1922-1924): In: Bernholt S. (Hg.): Hetero-
genität und Diversität - Vielfalt der Voraussetzungen im naturwissenschaftli-
chen Unterricht. IPN Kiel, S. 678 -680.