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Glaskeramiken bestehend aus Seltenerd-dotierten Fluorid-

kristallen in einer Alumosilicat-Glasmatrix vereinen die Vor-

teile von fluoridischen Kristallen (z. B. geringe Phononen-

energie) mit der thermischen und chemischen Stabilität von

Alumosilicatgläsern. Viele dieser Gläser haben jedoch sehr

hohe Schmelztemperaturen, was ihre Herstellung in größe-

remMaßstab erschwert. In einem Forschungsprojekt mit

der AGH-University of Science and Technology, Krakau, Po-

len, untersuchen wir daher das Kristallisationsverhalten von

Erbium-dotierten Fluoroalumosilicatgläsern mit niedrigeren

Schmelztemperaturen sowie das Lumineszenzverhalten der

daraus resultierenden Glaskeramiken (Abb. 3). Fluoreszen-

zuntersuchungen zeigten, dass Erbium in die fluoridischen

Phasen (z. B. BaGdF

5

) eingebaut wurde, was in langen Fluo-

reszenzlebensdauern (um die 600 µs) resultierte.

Abb. 3. (a) Phasenseparation in einem Fluoroaluminosilicatglas;

(b, c) Glaskeramik mit BaGdF5-Kristallen.

FORSCHUNG — 77

Glasionomerzemente (GIZ) werden seit den 1980er Jahren

erfolgreich in der Zahnmedizin eingesetzt. Sie bieten ver-

schiedene Vorteile (chemische Bindung an Knochen, ge-

zielte Abgabe therapeutischer Ionen), die auch für Kno-

chenzemente interessant sind [4]. Leider können dentale

Glasionomerzemente aufgrund ihres hohen Gehalts an

toxischen Aluminium-Ionen nicht als Knochenzemente

eingesetzt werden.

GIZ härten aus durch eine Neutralisationsreaktion

zwischen einer polymeren Säure und einem säurelhydro-

lysierbarem Glas, üblicherweise ein Alumosilicatglas. In

einer bilateralen Kooperation mit der Åbo Akademi, Finn-

land, wurden Aluminium-freie Gläser hergestellt und cha-

rakterisiert, deren Lösungsverhalten sie für den Einsatz in

GIZ prädestiniert [2]. In einem aktuellen DFG-Projekt ge-

meinsam mit Prof. Dr. Felix Schacher wird der Einfluss von

Aluminium-freien Gläsern sowie neuartigen, hochver-

zweigten Polycarboxylaten auf das Aushärteverhalten

sowie die mechanischen Eigenschaften von GIZ unter-

sucht. Ziel ist es dabei, über die Variation von zur Verfü-

gung stehenden Kationen sowie dem Vernetzungsgrad

der Polymerkomponente die Eigenschaften gezielt einzu-

stellen. Dabei sollen auch resorbierbare Zemente auf Ba-

sis von hydrolysierbaren Polymeren synthetisiert werden.

[4] Fuchs M., Gentleman E., Shahid S., Hill R.G., Brauer D.S. (2015):

Therapeutic ion-releasing bioactive glass ionomer bone cements with

improved mechanical strength and radiopacity. Frontiers in Materials.

DOI:10.3389/fmats.2015.00063.

Abb. 2. (a) Unbeschichtete

und (b) beschichtete Faser

aus bioaktivem Glas;

(c) bis (f) bioaktive Glasfasern

unterschiedlicher

Durchmesser (in Kooperation

mit dem IPHT Jena);

(g) SiO

2

-Nanopartikel (in

Kooperation mit Prof. Felix

Schacher); (h) Gefügebild

eines gesinterten typischen

bioaktiven Glases sowie

(i) eines bioaktiven Glases mit

verbessertem Sinterverhalten

(in Kooperation

mit der BAM, Berlin).

Fluoroalumosilicatgläser

Glasionomerzemente