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FORSCHUNG — 73

Traditionelle aktive Lasermaterialien für Hochleistungsla-

ser sind Ytterbium dotierte Phosphat- oder Fluorophos-

phatgläser oder aber Calciumfluorid Einkristalle. Um die

Pulsenergie von Hochleistungslasern weiter erhöhen zu

können, muss die thermo-mechanische Widerstandskraft

des optischen Verstärkermaterials gesteigert werden.

Deshalb wurden Aluminosilicatgläser, die bekannterma-

ßen gute thermomechanische Eigenschaften aufweisen,

auf ihre Eignung als optisches Verstärkermaterial unter-

sucht und für diese Anwendung optimiert. Aluminosilicat-

gläser verschiedenster Zusammensetzungen wurden un-

ter Verwendung der Netzwerkwandlerionen wurden Li

+

,

Na

+

, K

+

, Mg

2+

, Ca

2+

, Sr

2+

, Ba

2+

, Zn

2+

, Pb

2+

, Y

3+

, La

3+

und Gd

3+

hergestellt. Bei konstanten stöchiometrischen Verhältnis-

sen der Glaskomponenten steigen in der Regel mit zuneh-

mender Feldstärke des Netzwerkwandler-Ions die Werte

für E-Modul, Vickers-Härte, Poissonzahl und Bruchzähig-

keit. Die niedrigsten thermischen Ausdehnungskoeffi-

zienten wurden für Zink- und Magnesium-haltige Gläser

gefunden.

Die Fluoreszenzeigenschaften wurden anhand Sm

3+

-,

Eu

3+

- und Yb

3+

-dotierten Gläsern untersucht. Während

sich die Fluoreszenzanregungs- und -emissionspektren

der Ionen in verschiedenen Glaszusammensetzungen

kaum unterscheiden, zeigt ihre Fluoreszenzlebensdauer

in der Regel hohe Werte für Gläser mit niedriger Brech-

zahl, Molekulargewicht bzw. Dichte. Ein Einfluss der Pho-

nonen-Energie des Glasnetzwerks auf die Fluoreszenzei-

genschaften wurde nicht beobachtet.

Unter Berücksichtigung dieser Resultate wurden viel

versprechende Glaszusammensetzungen in hoher opti-

scher Qualität mit Yb

3+

dotiert hergestellt und ihre Laser-

leistung getestet. Zwar sind die Fluoreszenzlebens-

dauern etwas niedriger als in etablierten Yb

3+

-dotierten

Verstärkermaterialien, wie z. B. CaF

2

, ihre Verstärkungs-

profile sind aber spektral breiter und glatter und ihre

Absorptions- und Emissionsquerschnitte nahezu doppelt

so hoch. Durch effizientes Entziehen von im Glas gelös-

tem H

2

O konnten Fluoreszenzlebensdauern von ca. 1 ms

und Quanteneffizienzen nahe 1 erreicht werden. Zusätz-

lich besitzen die favorisierten Aluminosilicatgläser weit-

aus bessere thermomechanische Eigenschaften.

[3] Herrmann A., Tylkowski M., Bocker C., Rüssel C. (2013): Cubic and Hexa-

gonal NaGdF

4

Crystals Precipitated from an Alumosilicate Glass-Preparation

and Luminescence Properties. Chem. Mater. DOI:10.1021/cm401454y.

[4] Herrmann A., Kuhn S., Tiegel M., Rüssel C., Körner J., Klöpfel D., Hein J.,

Kaluza M.C. (2014): Structure and Fluorescence Properties of Ternary Alumi-

no Silicate Doped with Samarium and Europium Glasses. J. Mater. Chem. C.

DOI:10.1039/c4tc0036f.

Abb. 2. EBSD Orientation Map eines Oberflächenkristallisierten

Fresnoit Glases. Grafik: Wolfgang Wisniewski

Neue Lasergläser

Neue Materialien mit Nullausdehnung und

negativer thermischer Dehnung

Kommerzielle Produkte ohne signifikante thermische Deh-

nung sind stets Glaskeramiken und enthalten stets Lithi-

umalumosilicate. Leider sind diese Materialien nur sehr

schwer herzustellen. Kürzlich wurde am Lehrstuhl eine

neue silicatische Phase mit negativer Ausdehnung ent-

deckt. Es ist ein Mischkristall der Zusammensetzung

AM

2

Si

2

O

7

(A = Sr, Ba und M = Zn, Mg, Ni, Co, Cu, Mn). Wenn

100 % der A-Plätze durch Ba

2+

besetzt sind, hat die Phase

eine stark positive Ausdehnung, zeigt bei 280°C eine Pha-

senumwandlung, die mit einem erheblichen Volumen-

sprung verbunden ist und bei höherer Temperatur negative

Ausdehnung zeigt. Durch Substitution des Bariums gegen

Strontium gelingt es, die Hochtemperaturphase bei Zim-

mertemperatur zu stabilisieren und eine negative Ausdeh-

nung zu erhalten. Die kristalline Phase kann gesintert wer-

den und es können Beschichtungen mit negativer Dehnung

durch Sol-Gel hergestellt werden. Weiterhin kann diese

Phase aus Gläsern auskristallisiert werden, ohne dass grö-

ßere Mengen an anderen Phasen entstehen. Je nach Zu-

sammensetzung lässt sich ein breites Feld von thermischen

Ausdehnungskoeffizienten einstellen, von stark negativ bis

Nullausdehnung, aber auch bis hin zu stark positiven linea-

ren thermischen Ausdehnungskoeffizienten von 15·10

-6

K

-1

.

[5] Thieme C., Görls H., Rüssel C. (2015): Ba

1

-xSrxZn

2

Si

2

O

7

-A new Family of

Materials with Giant Negative and very High Thermal Expansion. Sci. Rep.

DOI:10.1038/srep18040.