WELTWEIT VERNETZT. THÜRINGEN VERPFLICHTET. - page 162

jährigen Krieges, das „Ereignis WeimarJena“ und
die Reformation. Die DFGForschergruppe „Kollek­
tive Freiheitsvorstellung in der Frühen Neuzeit“, die
der Lehrstuhl für FrüheNeuzeit gemeinsammit dem
Lehrstuhl für Kirchengeschichte initiierte, bündelte
dieseGroßthemen unter demAspekt der Freiheit. Es
entstanden in der Fachwissenschaft wie auch im po­
litischen Feuilleton breit rezipierte und diskutierte
Monographienwie zumBeispiel die „Geschichtedes
Alten Reiches. Staat und Nation in der Frühen Neu­
zeit1495–1806“odereineDarstellungderdeutschen
Geschichtedes 18. Jahrhunderts.
Intellectual History, die Geschichte der politischen
Ideen, ihres Austauschs und Entstehungskontexts,
ist ein junger, ebenso integrativ wie international
angelegter Ansatz der Geschichtswissenschaft. Auf
diesemertragreichenFeld ist dieUniversität Jena seit
einigerZeit aktivundhat sichunter anderemmit der
Universität CambridgeunddemEuropäischenHoch­
schulinstitut Florenzvernetzt.
„EreignisWeimar-Jena“
Einbesonderer Fokus lag seit derMitteder 1990er Jah­
re auf dem „Ereignis WeimarJena“. Das interdiszipli­
näre, zwölfjährige drittmittelfinanzierte Forschungs­
projekt,dasvomLehrstuhl FrüheNeuzeitmitangeregt
und vorangetrieben wurde, hat profilbildende Quali­
tät für dieUniversität Jena entwickelt. Hieraus ist das
Forschungszentrum „Laboratorium Aufklärung“ mit
seiner Doktorandenschule hervorgegangen. Beide ha­
ben das Bild derWeimarer Klassikmit neuen, zeitge­
mäßenundunkonventionellen Fragestellungen verän­
dert. In der Aufklärung haben zentrale Grundlagen
der Gegenwart ihrenUrsprung. Indem sie nach ihrer
Entstehungsgeschichte fragt, erforscht die FrüheNeu­
zeit im interdisziplinären Gespräch die Herausbil­
dung, Transformation und Legitimation moderner
Kultur und Gesellschaftsordnungen. Diese Verbin­
dung von historischer und gegenwartsorientierter
Forschung sowie der Brückenschlag zwischen regio­
nalenund transnationalenForschungsdesignsprägen
in besonderer Weise auch den Masterstudiengang
„NeuereGeschichtemit SchwerpunktAufklärung“.
Der Dreißigjährige Krieg, dessen Beginn sich im Jahr
2018 zum vierhundertsten Male jährt, ist im histori­
schen Gedächtnis präsent. Thüringen litt stark unter
ihm. Die ernestinischen Fürsten verstanden sich, in
der Tradition der von Thüringen ausgehenden Re­
formation stehend, als Schutzherrn des protestanti­
schen Glaubens und engagierten sich in führenden
Positionen in den politischen und militärischen Aus­
einandersetzungen. Die Forschungen des Lehrstuhls
gelten denUrsachenwie den politischen, kulturellen
und mentalen Wirkungsgefügen dieses Krieges, ins­
besonderedemStellenwert religiöserÜberzeugungen.
Ebenso geht es umdenWeg inden Frieden von 1648,
der die Politik und politische Kultur Deutschlands in
den kommenden 150 Jahrenunddarüber hinausmaß­
geblichprägte.DieneueSicht despolitischenSystems
und der politischen Kultur des Alten Reiches lassen
längere Traditionslinien der deutschen Geschichte
sichtbar werden, die vom Topos des deutschen Son­
derweges verdecktwordenwaren.
Ebenso wichtig wie die umfassende Untersuchung
des „Ereignisses“ ist demLehrstuhl FrüheNeuzeit die
Vermittlung der neuen Erkenntnisse und Sichtwei­
Goethe (1749–1832) –dichter undnaturforscher.
162 standortstärken
universität jena.
weltweit vernetzt. thüringen verpflichtet.
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