WELTWEIT VERNETZT. THÜRINGEN VERPFLICHTET. - page 160

Landesausbau, Herrschaftspraxis,
Grundherrschaft und ländliche
Gesellschaft, Staatlichkeit und
Städtewesen, Kirche, Frömmigkeit
undMentalitäten sowie sozialöko­
nomischeProzesse.
Vorreformation und Reformation
sind Schwerpunktthemen der lan­
deshistorischen Forschung in Jena
– gerademit Blick auf die Feier des
Reformationsjubiläums im Jahr
2017 sind einige Desiderate deut­
lich geworden. So ist die Entwick­
lung der Reformation in der länd­
lichen Gesellschaft bis dato noch
untersuchungsbedürftig.Auch sind
zum Beispiel kirchenpolitische
Strategien der Landesfürsten und
der Landstände inThüringennoch
eingehendzubetrachten.
Im Jahr 2025 „droht“ bereits das
nächste Jubiläum: Der Thüringer
Bauernkrieg jährt sich zum fünf­
hundertsten Mal. Ideologische
Scheuklappen haben den Blick
auf dieses Ereignis jahrzehnte­
lang eingeengt. Die Jenaer Lan­
desgeschichte plant, sich diesem
Thema auf unvoreingenommene
Weise mit dem Instrumentarium
moderner Geschichtswissenschaft
zu nähern. Diese Forschungen
sind Grundlagen für angemesse­
ne Sichtweisen und Bewertungen
dieser beiden historischen Gro­
ßereignisse–und für ihrekorrekte,
zeitgemäße und „staubfreie“ Dar­
stellung in den Publikationen des
Jubiläumsjahrs.
Unabhängig von Jubiläen sind
wissenschaftliche
Langzeitpro­
jekte wie das Thüringische Orts­
namenbuch. Ein solches Nach­
schlagewerk ist essenziell für die
landeshistorische Forschung, da
es bei der Entschlüsselung terri­
torialer Entwicklungsgeschichten
wichtige Dienste leistet. Für ande­
re Länder gehören Ortsnamenbü­
cher seit Jahrzenten zum Bestand
wissenschaftlichen und auch hei­
matkundlichen Arbeitens. Für
Thüringen gilt es somit, eine emp­
findlicheLückezu schließen.
Hiervon würden auch die zahlrei­
chen Thüringer Museen, Archive,
wissenschaftlichen Kommission
undVereineprofitieren,mitdenen
die Jenaer Landesgeschichte inten­
siv zusammenarbeitet. So nimmt
sie beispielsweise eine beratende
Funktion für das im Entstehen be­
findliche Jenaer Stadtlexikonwahr
und istMitglied einer Vereinigung
von Verfassungshistorikern, die
auf Initiative des Thüringer Land­
tagesdieGeschichtedesParlamen­
tarismus inThüringenerforscht.
So sehr Landesgeschichte einer
Region thematischverhaftet ist, so
sehr ist sie auch eine grenzüber­
schreitende Disziplin, die inter­
nationale Vernetzungen von Re­
gion und Herrschaft in den Blick
nimmt, aber auch international
vergleichend arbeitet, um die Ur­
sachen spezifischer oder typischer
Entwicklungen herauszuarbeiten.
Nicht selten zeigen sich dabei Tra­
ditionslinien bis in dieGegenwart
hinein. So ist die Jenaer Landes­
geschichte nicht nur republikweit
zum Beispiel mittels Sächsischer
AkademiederWissenschaftenund
wissenschaftlichemBeirat zur Leu­
corea gut vernetzt. Eine rege Vor­
tragstätigkeit in Italien,Österreich,
der Schweiz, gute Kontakte nach
Warschau, Krakau und Prag sowie
die Mitarbeit in der Commission
International pour l’Histoire des
Villes zeigen, dass ihre Expertise
auch imAuslandgeschätztwird.
frühe neuzeit
„Freiheit“ ist eine zentrale Katego­
rie fürden JenaerLehrstuhl „Frühe
Neuzeit“. Er hat seit 1992 ein aus­
geprägtes Profil entwickelt, das
sich durch thesenstarke, innova­
tive, häufig unkonventionelle und
fachübergreifende Forschung zu
Themenfeldern auszeichnet, die –
(auch) von Thüringen ausgehend
– große, mindestens europaweite
Bedeutungerlangt haben.
Zu den Großthemen am Jenaer
Lehrstuhl gehören die Geschich­
te des Alten Reiches, des Dreißig­
standortstärken
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universität jena.
weltweit vernetzt. thüringen verpflichtet.
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