Landesausbau, Herrschaftspraxis,
Grundherrschaft und ländliche
Gesellschaft, Staatlichkeit und
Städtewesen, Kirche, Frömmigkeit
undMentalitäten sowie sozialöko
nomischeProzesse.
Vorreformation und Reformation
sind Schwerpunktthemen der lan
deshistorischen Forschung in Jena
– gerademit Blick auf die Feier des
Reformationsjubiläums im Jahr
2017 sind einige Desiderate deut
lich geworden. So ist die Entwick
lung der Reformation in der länd
lichen Gesellschaft bis dato noch
untersuchungsbedürftig.Auch sind
zum Beispiel kirchenpolitische
Strategien der Landesfürsten und
der Landstände inThüringennoch
eingehendzubetrachten.
Im Jahr 2025 „droht“ bereits das
nächste Jubiläum: Der Thüringer
Bauernkrieg jährt sich zum fünf
hundertsten Mal. Ideologische
Scheuklappen haben den Blick
auf dieses Ereignis jahrzehnte
lang eingeengt. Die Jenaer Lan
desgeschichte plant, sich diesem
Thema auf unvoreingenommene
Weise mit dem Instrumentarium
moderner Geschichtswissenschaft
zu nähern. Diese Forschungen
sind Grundlagen für angemesse
ne Sichtweisen und Bewertungen
dieser beiden historischen Gro
ßereignisse–und für ihrekorrekte,
zeitgemäße und „staubfreie“ Dar
stellung in den Publikationen des
Jubiläumsjahrs.
Unabhängig von Jubiläen sind
wissenschaftliche
Langzeitpro
jekte wie das Thüringische Orts
namenbuch. Ein solches Nach
schlagewerk ist essenziell für die
landeshistorische Forschung, da
es bei der Entschlüsselung terri
torialer Entwicklungsgeschichten
wichtige Dienste leistet. Für ande
re Länder gehören Ortsnamenbü
cher seit Jahrzenten zum Bestand
wissenschaftlichen und auch hei
matkundlichen Arbeitens. Für
Thüringen gilt es somit, eine emp
findlicheLückezu schließen.
Hiervon würden auch die zahlrei
chen Thüringer Museen, Archive,
wissenschaftlichen Kommission
undVereineprofitieren,mitdenen
die Jenaer Landesgeschichte inten
siv zusammenarbeitet. So nimmt
sie beispielsweise eine beratende
Funktion für das im Entstehen be
findliche Jenaer Stadtlexikonwahr
und istMitglied einer Vereinigung
von Verfassungshistorikern, die
auf Initiative des Thüringer Land
tagesdieGeschichtedesParlamen
tarismus inThüringenerforscht.
So sehr Landesgeschichte einer
Region thematischverhaftet ist, so
sehr ist sie auch eine grenzüber
schreitende Disziplin, die inter
nationale Vernetzungen von Re
gion und Herrschaft in den Blick
nimmt, aber auch international
vergleichend arbeitet, um die Ur
sachen spezifischer oder typischer
Entwicklungen herauszuarbeiten.
Nicht selten zeigen sich dabei Tra
ditionslinien bis in dieGegenwart
hinein. So ist die Jenaer Landes
geschichte nicht nur republikweit
zum Beispiel mittels Sächsischer
AkademiederWissenschaftenund
wissenschaftlichemBeirat zur Leu
corea gut vernetzt. Eine rege Vor
tragstätigkeit in Italien,Österreich,
der Schweiz, gute Kontakte nach
Warschau, Krakau und Prag sowie
die Mitarbeit in der Commission
International pour l’Histoire des
Villes zeigen, dass ihre Expertise
auch imAuslandgeschätztwird.
frühe neuzeit
„Freiheit“ ist eine zentrale Katego
rie fürden JenaerLehrstuhl „Frühe
Neuzeit“. Er hat seit 1992 ein aus
geprägtes Profil entwickelt, das
sich durch thesenstarke, innova
tive, häufig unkonventionelle und
fachübergreifende Forschung zu
Themenfeldern auszeichnet, die –
(auch) von Thüringen ausgehend
– große, mindestens europaweite
Bedeutungerlangt haben.
Zu den Großthemen am Jenaer
Lehrstuhl gehören die Geschich
te des Alten Reiches, des Dreißig
standortstärken
160
universität jena.
weltweit vernetzt. thüringen verpflichtet.