sen– inder universitärenLehrewie gegenüber einer
breiteren Öffentlichkeit. Hierfür stehen zahlreiche
Vorträge, Publikationen, Interviews und Ausstellun
gen,unter anderemdieAusstellung „EreignisWeimar
– Anna Amalia, Carl August und das Entstehen der
Klassik (1757–1807)“ inKooperationmit der Klassik
stiftungWeimar (2007). Sie fand in den überregiona
lenwie internationalenMedien ein nahezu einhellig
wohlwollendes bis begeistertes Echo. „Die Welt“ (7.
April 2007) stufte sie als „epochales Ereignis“ ein, da
„niemals zuvor […] mit so vielen wertvollen Expona
tengezeigtworden [ist],was jenereinzigartigenBlüte
deutscher Kultur undWissenschaft zuGrund lag,wo
rin ihrepolitischenRahmenbedingungenbestanden“.
thüringer zeitgeschichte des 20. jahrhunderts
„Soviel Erinnerungwarnie“, lässt sichmitBlickaufdie
zahlreichen Jubiläen, Gedenkstätten und aufrufe
konstatieren.EinTrend scheint erkennbar.Nebender
Pflege vonTraditionen und der Neigung, Geschichte
als Argument im politischen Diskurs zu benutzen,
wächst zunehmend die Bereitschaft, sich auch mit
schwierigen, heiklen und unbequemen Themen vor
allem der jüngeren Vergangenheit auseinander zu
setzen. Dies resultiert aus der Erkenntnis, dass sich
das eine selten vom anderen trennen lässt und einof
fener und ehrlicher Umgang mit Geschichte weiter
Bürgerschaftliches Engagement als Boden
für erinnerungskulturelleAktivitäten
trägt als Verschweigen und/oder Beschönigen. Gera
de auf regionaler Ebene fallen erinnerungskulturelle
Aktivitätendurchbürgerschaftliches Engagement auf
fruchtbaren Boden – nicht immer gelingt es jedoch,
TraditionspflegeundkritischeAnalyse auf dieser Ebe
nemiteinander inEinklangzubringen.Denn letztlich
kann „Geschichte“nicht rekonstruiertwerden:Essind
dies immer Bilder und Perspektiven der Gegenwart,
die bewusst oder unbewusst auf die Vergangenheit
übertragen werden, diese inszenieren und deuten.
Spätestens hier ist Forschungmit ihremwissenschaft
lichkritischen Instrumentarium gefragt, damit der
Brückenschlag aus der Gegenwart in die Vergangen
heit gelingt und Erinnerungskultur und Geschichts
politik ihrePotenzialeentfalten.
Zur Zeit und Erinnerungsgeschichte Thüringens hat
das Historische Institut in den vergangenen Jahren ei
nen großen Beitrag geleistet, indem neben zahlreichen
Einzelstudien und ersten thematischen Tiefenbohrun
gen drei große Themenschwerpunkte systematisch be
leuchtet understmaligbeziehungsweiseerstmaligohne
ideologischeFilter indenBlickgenommenworden sind.
„Deutschlands Mitte“ war Gegenstand eines interdis
ziplinären Langzeitprojektes, in das auch die Univer
sität Weimar, die Hochschule für Musik in Weimar
unddieKlassikStiftung eingebundenwaren.Welche
räumlichen und wertebezogenen Deutungen, wel
che Sinnstiftungs und Identitätskonzepte waren da
für verantwortlich, dass die geographischmythische
Mitte Deutschlands im letzten Drittel des 19. und in
der erstenHälfte des 20. Jahrhunderts zu einemWer
tezentrum der Nation und Europas stilisiert werden
konnte? In zahlreichen Publikationen und Konfe
renzen zum Beispiel über die mitteldeutsche Erin
nerungslandschaft oder Thüringen Diskurse wurde
dieser Leitfrage nachgegangen. Sie fandnicht zuletzt
Niederschlag ineinerKooperationmit demMDR.
Pflege der erinnerungskultur in Jena.
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standortstärken
universität jena.
weltweit vernetzt. thüringen verpflichtet.