bildungundwissenals individuelles und
kollektives bildungswissen
Die beiden Begriffe „Bildung“ und „Wissen“ ließen sich
möglicherweise unter der Annahme sinnvoll miteinan-
derverknüpfen,dasshistorische,ästhetischeodernatur-
wissenschaftlicheWissensbestände,dieeineUniversität
hervorbringt, aufbereitet und bewahrt, reflektierend so
aufeinander bezogenwerden, dass aus dieser Verknüp-
fung heraus neue Zusammenhänge sichtbar werden.
Bildungwäreunter dieserVoraussetzung alsodieFähig-
keit,Wissensbestände produktiv somiteinander zu ver-
binden, dass für das Individuumwie die Gemeinschaft
ein neues Bildungswissen entsteht. Bildung aus dieser
Perspektive versteht sich also als Einsicht inNeues auf
der Grundlage von Wissensbeständen und ihres pro-
duktiven Bezugs aufeinander. Dieses Bildungswissen
ruht auf beiden Komponenten auf. DennWissen ohne
Bildung bleibt ziellos, Bildung ohne ein angemessenes
MaßanWissen, soes siedennüberhaupt gibt, hohl.
Dieses Bildungswissen verstanden als die Fähigkeit,
Wissensbestände produktiv zu neuen Einsichten ver-
binden zu könnenoder sichdochwenigstens diesem
Ziel zu verschreiben, ist die vielleicht wichtigste Auf-
gabeuniversitärer (Aus-)Bildung.BildungundAusbil-
dung sind – in diesemKontext – keineswegs konkur-
rierendeBegriffe, siehabenallenfallseine funktionale
Differenz. Denn Bildung ist nicht notwendigerweise
auf universitäreAusbildung angewiesen, wenngleich
sie in der Universität ihren wohl produktivsten Ort
haben wird. Universitäre Ausbildung zielt also da-
rauf, jungen Menschen die Lust an der produktiven
Verbindung ihres Wissens zu vermitteln, um Zusam-
menhänge herzustellen, die ihnen zuvor unbekannt
waren. Nur dannwerden sie auch auf der Basis ihrer
Kenntnisse Probleme lösen können, von denen wir
heute noch nicht einmal wissen, dass es sie dereinst
gebenwird.
Bildung.Wissen. Lehre.
überdas verhältnis vonwissen, bildungundausbildung imuniversitären kontext
die frage, was dennbildungüberhaupt undbesonders indermodernenWelt sei, hat in
den letzten Jahrenunzählige undganz unterschiedlicheAntwortengefunden. indieser
Allgemeinheit dürfte sie ohnehin für unseren speziellenZusammenhang vonuniversitärer
bildung in ihrer bedeutung für thüringen – unddarüber hinaus –wenighilfreich sein.
Konzentrierenwir uns also (1.) auf einen eher traditionellenAspekt vonbildungmit blick auf
universitäreWissensbestände und (2.) auf einen ehermodernen, der dieerfordernisse einer
gegenwart, dieWissen in einemgeradezuüberbordendenMaße hervorbringt, aufgreift.
universität jena.
weltweit vernetzt. thüringen verpflichtet.
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