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Uni-Journal Jena07/15
Freiheit, Wandel, Akzeptanz
Profillinie „Liberty“ verbindet Geistes- und Sozialwissenschaften
Diemenschliche
GesellschaftimFo-
kus(hiereinBlick
aufStudierendeauf
demCampusder
UniJena):DerFor-
schungsschwerpunkt
„Liberty“gehtu.
a.aktuellenWand-
lungsprozessenin
derGesellschaftnach
undstelltBezüge
zuhistorischenEnt-
wicklungenher.
Foto:Kasper
Light – Life – Liberty, unter dieses Motto
hat die Friedrich-Schiller-Universität seit
einigen Jahren ihr Forschungsprofil ge-
stellt. Während sich „Light“ leicht mit
Laserforschung, Optik und Photonik
und „Life“ mit Biodiversität, Alternsfor-
schung und Mikrobiologie in Verbindung
bringen lassen, zeigt sich die Profilli-
nie „Liberty“ inhaltlich auf den ersten
Blick nicht so klar zu fassen. „Obwohl
das Thema Freiheit für die Forschung
an einer Universität natürlich eine zen-
trale Bedeutung hat, spielt die Freiheit
als Forschungsgegenstand an der FSU
bislang keine hervorgehobene Rolle“,
sagt Prof. Dr. Stefan Matuschek. „Wir
verstehen ,Liberty‘ vielmehr als eine
gesellschaftliche Voraussetzung für die
Themen, die wir in diesem Schwer-
punkt untersuchen.“ Der Inhaber des
Lehrstuhls für Neuere deutsche Litera-
tur und Allgemeine und Vergleichende
Literaturwissenschaft ist Sprecher der
Steuerungsgruppe für den Schwerpunkt
„Liberty“. In dieser Funktion koordiniert
er die Ausrichtung der Forschungsaktivi-
täten zu diesemThemenbereich, an dem
Wissenschaftler aus sechs Fakultäten
beteiligt sind (siehe Kasten).
Wege in öffentliche Debatten
In der Profillinie „Liberty“ sammeln
sich geisteswissenschaftlich orientierte
Forschergruppen, die sich mit Aufklä-
rung, Klassik, Romantik, Idealismus,
Ost- und Südosteuropa ebenso befas-
sen wie mit Zeitgeschichte und Erinne-
rungskultur. Auch sozial- und verhaltens-
wissenschaftliche sowie wirtschafts- und
r e ch t s w i s s e n -
schaftliche For-
schungsbereiche,
die den individu-
ellen und sozialen
Bedingungen und
Folgen sozialen
Wandels nach-
gehen, sind hier
verankert. „Un-
sere Gesellschaft
ist bestimmt von
einem Freiheits-
anspruch, der
eine Vielzahl von
Entwicklungen er-
möglicht, der aber
auf der anderen
Seite auch Prob-
leme verursacht“,
erläutert Sprecher
Matuschek das
Leitthema. Aktu-
elle Projektideen ergeben sich daher
beispielsweise aus der Frage, wie ge-
sellschaftliche Umbrüche von Menschen
erlebt und akzeptiert werden. „Soziale
Veränderungen als Folge von Globali-
sierung, demografischer Entwicklung
oder Migrationsprozessen bleiben für
das Individuum nicht ohne Folgen.“ Den
aktuellenWandlungsprozessen in gesell-
schaftlichen Strukturen, der individuellen
Teilhabe daran und ähnlichen Prozessen
in der Geschichte, gehen die Forscher-
gruppen der Profillinie „Liberty“ nach.
Eine weitere wichtige Aufgabe des
Forscherverbundes sieht Prof. Matu-
schek darin, die Wissenschaft stärker in
andere gesellschaftliche Diskurse einzu-
bringen. „Wir stellen fest, dass wissen-
schaftliche Diskussionen innerhalb von
Universitäten und Forschungseinrichtun-
gen auf sehr hohem Niveau erfolgen, die
Ergebnisse aber nur spärlich in öffentli-
che Debatten Eingang finden.“ Zeitge-
mäße Formate der Wissensvermittlung
für die breite Öffentlichkeit zu entwi-
ckeln, sei daher eine wichtige Aufgabe
der Wissenschaft in einer freiheitlichen
Gesellschaft, so Matuschek, der die
Steuerungsgruppe gemeinsam mit sei-
nen Stellvertretern Prof. Dr. Miriam Rose
(Lehrstuhl für Systematische Theologie)
und Prof. Dr. Uwe Cantner (Lehrstuhl für
Volkswirtschaftslehre/Mikroökonomik)
leitet.
US
Forschungsprofillinie „Liberty“
Beteiligte Fakultäten:
Philosophische Fakultät, Fakultät für
Sozial- und Verhaltenswissenschaften,
Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät,
Rechtswissenschaftliche Fakultät, Theo-
logische Fakultät, Fakultät für Mathema-
tik und Informatik
Forschungsstrukturen:
Graduiertenkollegs „The Economics of
Innovative Change“, „Kulturelle Orientie-
rungen und gesellschaftliche Ordnungs-
strukturen in Südosteuropa“ und „Mo-
dell Romantik. Variation – Reichweite
– Aktualität“ (s. S. 5),die DFG-Forscher-
gruppe „Wahrnehmung von Personen
– Person Perception“ sowie die Kolleg-
Forschergruppe „Landnahme, Beschleu-
nigung, Aktivierung. Dynamik und (De-)
Stabilisierung moderner Wachstumsge-
sellschaften“, das Imre Kertész Kolleg,
die „International Max Planck Research
School – Adapting Behaviour to a Funda-
mentally Uncertain World“
Strukturbildende Zentren:
Forschungszentrum Laboratorium Auf-
klärung, inkl. Forschungsstelle Euro-
päische Romantik, „Jena Center Ge-
schichte des 20. Jahrhunderts”, Imre
Kertész Kolleg, Jena Schumpeter Cen-
ter for the Research on Socio-Economic
Change (JSC) (i. Gr.)
Kooperationspartner:
Klassik-Stiftung Weimar, Stiftung Ge-
denkstätten Buchenwald und Mittelbau-
Dora
Nachrichten