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Uni-Journal Jena07/15

Nachrichten

Mikroskopie für Membranrezeptoren

Neuer Sonderforschungsbereich in Jena und Würzburg

Wie die Blaue Blume bis heute wirkt

Graduiertenkolleg zum „Modell Romantik“ bewilligt

Im neuen Sonderforschungsbereich

(SFB) „ReceptorLight“ untersuchen

Wissenschaftler aus Jena undWürzburg

mit modernster Lichtmikroskopie die

Funktion von Membranrezeptoren. Die

Mediziner, Physiker, Chemiker, Bioche-

miker und Biologen wollen sowohl neue

Erkenntnisse zur Arbeitsweise dieser

Sensoren in der Zellmembran gewin-

nen, als auch die Hochleistungs-Lichtmi-

kroskopie methodisch weiterentwickeln.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft

(DFG) fördert den SFB/Transregio für

vier Jahre mit über zehn Millionen Euro.

Wichtige Schaltmoleküle

Als wichtige Schaltmoleküle sind

Membranrezeptoren an nahezu allen

Lebensprozessen beteiligt. In den ver-

gangenen Jahren haben neue lichtmi-

kroskopische Methoden zum besse-

ren Verständnis der Arbeitsweise von

Membranrezeptoren beigetragen. „Ein

Hauptvorteil von Licht als physikali-

schem Werkzeug liegt dabei in seiner

vergleichsweise geringen Störung biolo-

gischer Prozesse und Strukturen“, betont

Prof. Dr. Klaus Benndorf. Der Physiologe

vom Universi-

tätsklinikum Jena

ist Sprecher des

neuen SFBs. In

22 Teilprojekten

und mit einem

ganzen Arsenal

an Mikroskopie-

techniken wol-

len die Forscher

die Schaltpläne

verschiedenster

Membranrezepto-

ren entschlüsseln.

Je nach Fragestel-

lung werden sie

dazu auch an der

Weiterentwicklung

der Methoden und

der Auswertung

der gewonnenen

Bilder arbeiten.

Eine der eingesetzten Methoden ist

die von Prof. Dr. Markus Sauer (Würz-

burg) entwickelte dSTORM-Technik, die

durch die lichtinduzierte Steuerung der

Fluoreszenzeigenschaften von Farbstof-

fen und die stochastische Auswertung

vieler Einzelmolekülbilder eine extrem

genaue Aussage über Ort und Anzahl

von Molekülen erlaubt. In einem ande-

ren Projekt untersuchen Neurologen

und Biophysiker die molekularen Me-

chanismen einer Gehirnentzündung, bei

der die Patienten Autoantikörper gegen

einen Glutamatrezeptor in der Zellmem-

bran von Nervenzellen bilden. 

vdG

„Modell ‚Romantik‘. Variation – Reich-

weite – Aktualität“ – so der Titel eines

neuen Jenaer Graduiertenkollegs, das

die Deutsche Forschungsgemeinschaft

(DFG) bewilligt hat. Darin wird Roman-

tik jenseits der Historie als ein Modell

erforscht, das in vielfältigen Formen

bis heute wirkt. In der neuen Doktoran-

denschmiede sollen die Rezeption und

Vorbildwirkung der Romantik in verschie-

denen fachlichen und zeitlichen Kontex-

ten untersucht werden. Dafür stellt die

DFG ab Oktober für zunächst viereinhalb

Jahre über drei Millionen Euro zur Verfü-

gung. Damit sollen u. a. 14 Stellen für

Doktorandinnen und Doktoranden und

eine Postdoc-Stelle sowie die Vernet-

zung mit auswärtiger Wissenschaft und

Praxis finanziert werden.

Die „Blaue Blume“, die auf den Dichter

Novalis zurückgeht, ist das bis heute gül-

tige Symbol der Romantik. Und auch das

Liebesideal der vollkommenen Hingabe

an einen anderen Menschen und die

Erfüllung in dieser Verbindung stammt

aus der Romantik. „Die Romantik wirkt

über ihren historischen Ursprung hin-

aus als Modell für moderne Formen

der Weltdeutung, der Selbstreflexion,

der ästhetischen Gestaltung und der

Lebensvollzüge“, erläutert der zukünf-

tige Kollegsprecher Prof. Dr. Stefan

Matuschek die Grundthese des Kollegs.

Gemeinsam werden Expertinnen und

Experten aus Literatur-, Sprach- und Mu-

sikwissenschaft, aus Geschichte,Theolo-

gie und Soziologie mit weiteren Partnern

aus Jena, Deutschland und der ganzen

Welt dieseThese detailliert untersuchen.

Sie greifen dabei auf ein Modell zurück,

das die Romantik auf ihre wesentlichen

Eigenschaften und Inhalte reduziert. De-

ren prägende Wirkungen und Rezeption

wollen die Forscher auch dort untersu-

chen, wo die romantische Quelle dieser

Eigenschaft gar nicht deutlich wird, etwa

in Formen des Sozialverhaltens, der Na-

turwahrnehmung oder subjektivierter

Religionsvorstellungen, die aus der Ro-

mantik stammen, ohne dass dies immer

bekannt oder offensichtlich wäre.

Mit Start des neuen Kollegs wird es ab

Wintersemester auch zahlreiche öffent-

liche Vorlesungen und Vorträge geben,

die das Jenaer Romantik-Jahr erweitern

– und die Blaue Blume in der Gegenwart

zu neuer Blüte führen werden. 

AB

EinWissenschaftler

imLaborderAG

ExperimentelleNeu-

rologiedesJenaer

Klinikumsunter-

suchtdierezeptorge-

steuerteAktivitätvon

Nervenzellen.

Foto:Szabó

Prof.Dr.Stefan

Matuschekistde-

signierterSprecher

desneuenGradu-

iertenkollegszur

Romantik.

Foto:Kasper