35
Uni-Journal Jena07/15
Tagungen
Tragödie und Verlust
Tagung erinnerte an Christen-Verfolgung
Wandel im
Osten Europas
Geschichte der Logik
Symposium vereinte führende Frege-Forscher
Die intensive Auseinandersetzung mit
dem deutschen Mathematiker und Phi-
losophen Gottlob Frege (1848-1925) und
seinen Ideen hat eine lange Tradition in
Jena. Frege (Büste, Foto) gilt als der Be-
gründer der modernen Logik und Weg-
bereiter der analytischen Philosophie.
Im Rahmen eines zweitägigen Sym-
posiums mit dem Titel „Frege und die
Geschichte der Logik“ kamen am 17.
und 18. Juni führende Frege-Forscher
auf dem Campus der Uni Jena zusam-
men. Ihr Ziel war es, das Eigentümliche
in Freges Konzept der Logik herauszu-
stellen. Im Fokus standen aber nicht
allein sein Entwurf
und die damit ver-
bundenen neuen
Errungenschaften,
sondern auch die
logisch-philosophi-
schen Stränge der
Tradition, mit de-
nen er sich ausei-
nandersetzte. Ein-
geladene Sprecher
waren u. a. Chris-
tian Thiel (Erlan-
gen/Nürnberg), Gottfried Gabriel (Jena)
und Werner Stelzner (Bremen).
biw
Foto:Scheere
Der 100. Jahrestag des Völkermordes
an den Armeniern sorgte zuletzt, auch
wegen der Äußerungen des deutschen
Bundespräsidenten Joachim Gauck, für
ein großes Medienecho. Ebenso in der
täglichen Berichterstattung präsent sind
die Verfolgungen Andersgläubiger durch
den sogenannten Islamischen Staat
(IS). Auf einen kaum beachteten Zusam-
menhang beider Ereignisse machte eine
Konferenz am 11. und 12. Juni aufmerk-
sam: Thema der Tagung des Instituts
für Philosophie war die „Griechische
Wissenschaft und Philosophie bei den
Ostsyrern. Internationale Tagung aus
Anlass des 100. Todestages von Mar
Addai Scher“. Der Philosophiehistori-
ker Prof. Dr. Matthias Perkams und der
christliche Orientalist PD Dr. Alexander
Schilling hatten namhafte Referenten
aus Religionswissenschaft, Kirchen- und
Geistesgeschichte sowie Orientalistik
eingeladen.
„Im Jahr 1915 wurden die gleichen
Gruppen orientalischer Christen verfolgt
wie heute 2015“, begründet Perkams die
Aktualität des Themas. Zusammen mit
Armeniern gehörten auch schon vor 100
Jahren Angehörige der assyrischen bzw.
ostsyrischen Christen zu den Opfern. biw
Die Reformpolitik in der Sowjetunion
unter Michail Gorbatschow läutete das
Ende des Kalten Krieges ein und er-
laubte den Ländern des Ostblocks einen
demokratischen Neuanfang. Die ersten
Schritte des politischenWandels und der
gesellschaftlichen Umwälzungen im öst-
lichen Europa waren auch dasThema der
Konferenz „Into the Open. 1990 – The
First Year of Transition“ des Imre Kertész
Kollegs der Universität Jena, die am 11.
und 12. Juni stattfand. Etwa 100 His-
torikerinnen und Historiker haben über
die Umbruchszeit in Ländern wie Polen,
Ungarn, Rumänien, Jugoslawien und der
Sowjetunion diskutiert.
Auch die interessierte Öffentlichkeit
hatte die Möglichkeit, den Vorträgen zu
folgen. „Es war eine der ersten Konfe-
renzen überhaupt, die sich dieses The-
mas angenommen haben“, sagt Prof. Dr.
Joachim von Puttkamer, der Direktor des
Kertész-Kollegs. Stärker noch als in der
untergehenden DDR seien die Revoluti-
onen im östlichen Europa von enormen
Hoffnungen, aber auch elementaren
Ängsten geprägt gewesen. Dies ver-
deutlichte bereits der Auftaktvortrag der
Tagung: Der Zeithistoriker Prof. Dr. Phi-
lipp Ther (Universität Wien) sprach über
„Groping in the Dark. Expectations and
Predictions 1988-1991“.
Ther erhielt 2015 den Sachbuch-Preis
der Leipziger Buchmesse für sein Buch
„Die neue Ordnung auf dem alten Kon-
tinent“. Von Puttkamer verweist darauf,
dass Ther den Umbruch im östlichen
Europa nicht von seinen langfristigen
Ergebnissen, sondern von seinen Ur-
sprüngen her betrachtet.
sl