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Uni-Journal Jena07/15
Medizin
Strategien gegen resistente Erreger
Klinische Forschergruppe Infektiologie wird erneut gefördert
Wiederholte Fehlgeburten vermeidbar?
Studie widerlegt therapeutischen Nutzen eines Gerinnungshemmers
Inzwischen ist das Thema nationales
Strategieziel undTagungsthema auf Gip-
feltreffen der Weltpolitik: die Bekämp-
fung von Antibiotika-Resistenzen. Für
Prof. Dr. Mathias Pletz und seine Mitar-
beiter im Zentrum für Infektionsmedizin
und Krankenhaushygiene am Uniklini-
kum bestimmt es den Arbeitsalltag und
das Forschungs-
programm. Vier
neue Projekte
seiner Klinischen
Forschergruppe In-
fektiologie fördert
das Bundesminis-
terium für Bildung
und Forschung in
den kommenden
drei Jahren mit 1,8
Mio. Euro.
Die Forscher-
gruppe bildet zu
sammen mit der
Krankenhaushy
giene das inzwi
s chen
k n a pp
30-köpfige Team
des Zentrums,
einer eigenstän-
digen Einrichtung des Klinikums. „In
Deutschland besteht großer Nachhol-
bedarf in Sachen Infektiologie“, betont
Pletz. „In Thüringen gibt es auf über
20 000 Betten ganze drei in der Klinik
tätige Infektiologen.“
Eines der neuen Forschungsprojekte
untersucht den Einsatz von Antibiotika
bei Sepsispatienten. Prof. Pletz: „Bei
einem Drittel der Patienten mit schwe-
rer Sepsis liegen die Antibiotikaspiegel
unterhalb der Wirksamkeit, weil die
Flüssigkeits- und Stoffwechselregulation
grundlegend gestört sind.Wir wollen ein
Echtzeitmonitoring entwickeln, um die
Wirkstoffgabe unmittelbar nachregeln
zu können.“
Festung Biofilm
Auch wenn Bakterien auf Implanta-
ten oder Herzklappen Biofilme gebildet
haben, ist ihnen mit einer normalen
Antibiotika-Gabe nicht beizukommen.
In diesen Belägen organisieren sich die
Erreger festungsartig und es bedarf der
mehr als 1 000-fachen Antibiotika-Kon-
zentration, um diese Barriere zu durch-
brechen. DieWissenschaftler wollen nun
Wirkstoffe gegen den „Erregerschutz-
wall“ testen. Weitere Projekte, denen
sich die Forschergruppe in den nächsten
drei Jahren widmen wird, sind eine Stu-
die zur Verbesserung des Impfregimes
gegen Pneumokokken und ein Nach-
weisverfahren für Resistenzenzyme in
der Blutkultur.
vdG
Der gerinnungshemmende Wirkstoff
Dalteparin reduziert nicht das Risiko
von wiederholten Fehlgeburten. Dies ist
das Ergebnis der „Ethig II-Studie“ von
Geburtsmedizinern aus Deutschland
und Österreich, die zwischen 2006 und
2013 mit 449 Schwangeren durchgeführt
wurde. Die Studienergebnisse sind in
der Fachzeitschrift „Annals of Internal
Medicine“ erschienen (doi: 10.7326/
M14-2062). „Die tägliche Injektion von
Dalteparin erhöht weder die Anzahl der
anhaltenden Schwangerschaften noch
der Lebendgeburten bei Frauen mit
wiederholten Fehlgeburten“, sagt Prof.
Dr. Ekkehard Schleußner, Direktor der
Jenaer Klinik für Geburtshilfe und Frau-
enheilkunde. „Demnach widerlegt das
Ergebnis dieser Studie bisherige Annah-
men, die von einem positiven Einfluss
des Medikaments ausgehen“, so der
Studienleiter weiter.
Störungen der Blutgerinnung
Da nur bei etwa der Hälfte aller Frauen
die Ursache für ihre wiederholten Fehl-
geburten festgestellt werden kann, kön-
nen sie bisher oft nicht gezielt therapiert
werden. Es zeigte sich jedoch, dass Stö-
rungen der Blutgerinnung bei wiederhol-
ten Fehlgeburten eine Rolle spielen. dre
ArbeitmitBakteri-
enkulturen:DieFor-
schergruppeInfek-
tiologiesuchtnach
neuenMöglichkeiten
zurPräventionund
TherapievonInfekti-
onenmitmultiresis-
tentenErregern.
Foto:Schroll